Arzneimittel und Therapie

DOAK richtig dosieren

App bietet Fachkreisen schnelle Hilfe

mp | Thromboembolien sind nicht erst seit der SARS-CoV-2-Pandemie gefürchtete medizinische Notfälle. Zu ihrer Prophylaxe bzw. Therapie werden häufig direkte orale Antikoagulanzien (DOAK) verschrieben, jedoch bei jedem zweiten bis vierten Patienten nicht adäquat dosiert. Die kostenlose Web-App „easyDOAC“ soll Ärzte und Apotheker bei der Dosisfindung unterstützen und so mögliche Risiken für die Patientensicherheit vermeiden.

Als Antikoagulanzien werden neben dem früheren Goldstandard, dem Vit­amin-K-Antagonisten Phenprocoumon, heute bevorzugt direkte orale Antikoagulanzien (DOAK) eingesetzt. Die Wirkstoffe Rivaroxaban, Apixaban, Edoxaban und Dabigatran punkten gegenüber Phenprocoumon durch ein geringeres Interaktions- und Nebenwirkungspotenzial, haben aber den Nachteil, dass ihre Wirkung nicht durch einfache Laborparameter wie den Quick-Test beurteilt werden kann. Da die Arzneistoffe renal ausgeschieden werden, steigt bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen das Risiko für Blutungen. Auch wenn durch Leberfunktionsstörungen nicht genügend Blutgerinnungsfaktoren gebildet werden, steigt diese Gefahr. Häufig müssen Dosisanpassungen vorgenommen werden – das geschieht jedoch nicht immer gemäß der Zulassung. Nach einer im „Journal of American Heart Association“ veröffentlichten Studie ist die Dosierung bei jedem zehnten mit DOAK therapierten Patienten zu niedrig, um voll von der antithrombotischen Wirkung profitieren zu können. Eine weitere Metaanalyse deutet darauf hin, dass zwischen 25% und 50% der DOAK-Patienten inadäquate Dosierungen erhalten. Für Patienten steigt im Zuge dessen die Gesamtmortalität.

Die neue Web-App „easyDOAC“ soll dieses Problem lösen. Ärzte und Apotheker erhalten nach wenigen An­gaben zu Alter, Gewicht und Nierenfunktion des Patienten konkrete Dosierungs- und Arzneimittelempfehlungen. Die Empfehlungen stützen sich auf nach abgeschlossenen Peer-Review-Verfahren veröffentlichte Daten und Fachinformationen der Hersteller. Zusätzliche Tools helfen dabei, die Nierenfunktion (Cockroft-Gault-Formel) und das Risiko für Blutungen (HAS-BLED-Score) sowie Schlagan­fälle (CHA2DS2-VASc Score) mit wenigen Klicks abschätzen zu können. Auch die wichtigsten Arzneimittelinteraktionen lassen sich mit easyDOAC schnell ermitteln.

Die App ist kostenlos, off- und online sowie gleichermaßen auf dem Smartphone, dem Tablet und am PC nutzbar.

Sie wurde von Wissenschaftlern der klinischen Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie an der Universität Heidelberg zusammen mit dem Darmstädter Software-Unternehmen Bayoocare entwickelt. Letzteres übernahm auch das Inverkehrbringen der Anwendung als Medizinprodukt. Initiator der Kooperation war das japanische pharmazeutische Unternehmen Daiichi Sankyo, gleichzeitig Hersteller von Lixiana® (Edoxaban). |

Literatur

easyDOAC: Neue kostenlose App hilft bei der Auswahl und Dosierung von NOAK. Pressemitteilung der Daiichi Sankyo Deutschland GmbH vom 12. April 2021.

Santos J et al. Impact of direct oral anticoagulant off-label doses on clinical outcomes of atrial fibrillation patients. BJCP 2019, doi.org/10.1111/bcp.14127

Steinberg BA et al. Frequency and Outcomes of Reduced Dose Non–Vitamin K Antagonist Anticoagulants. J Am Heart Assoc 2018, doi.org/10.1161/JAHA.117.007633

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