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Zukunftsdiskussion

Foto: DAZ/Alex Schelbert

Dr. Armin Edalat, Chefredakteur der DAZ

Fast Halbzeit: Im Jahr 2014 verabschiedeten die rund 300 Delegierten auf der Hauptversammlung der Apothekerinnen und Apotheker in München das Perspektivpapier „Apotheke 2030“. Darin ist festgehalten, wie die Leistungen der Vor-Ort-Apotheken weiterentwickelt werden müssen, damit diese in interdisziplinären Netzwerken den Medikationsprozess optimieren und die Arzneimitteltherapiesicherheit verbessern können. Zwischen 2014 und 2030 liegen 16 Jahre, und damit müsste rein rechnerisch bald der halbe Weg geschafft sein.

Doch auch, wenn für den Titel des Perspektivpapiers bewusst eine Jahreszahl in der Zukunft gewählt wurde, stellten viele Kolleginnen und Kollegen, die an der Schaffung dieses neuen Leitbilds beteiligt waren, direkt klar: Manche dieser Ziele dürfen keinesfalls erst im Jahr 2030 erreicht werden. Für andere Vorhaben könnte das anvisierte Jahr dagegen äußerst ambitioniert sein. Überhaupt ging man damals davon aus, dass sich die meisten Entwicklungen aktiv beeinflussen lassen und auch beeinflusst werden müssen, damit man als Heilberuf in einer immer älter werdenden Gesellschaft, inmitten eines ökonomisch funktionierenden Umfelds mit der Fortentwicklung von Wissenschaft und Technik Schritt halten kann.

Das Jahr 2014 – es befindet sich vor der Corona-Zeitrechnung, und nur wenige konnten erahnen, mit welcher Geschwindigkeit und Dynamik sich die Welt aktuell verändert. Maßgeblich ­dafür ist nicht nur die Pandemie selbst, sondern die politischen Weichenstellungen der letzten Jahre, an denen wir Apotheker eben nicht immer aktiv und in dem Maße beteiligt wurden, wie wir uns das eigentlich gewünscht hätten. ­Dazu gehören die Reaktionen auf das Urteil des Europäischen Gerichtshofes zur Arzneimittelpreisbindung, die seit der Amtszeit von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn auf Hochtouren laufende Digitalisierung des Gesundheitssystems sowie das Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz, das die Grund­lage auf honorierte pharmazeutische Dienstleistungen geschaffen hat. Damit gerät die magische Zahl 2030 noch stärker in den Hintergrund, die so manchen vielleicht zu einer Art Prokrastination verleitete.

Im Perspektivpapier formulierte der Berufsstand seine Absichten und Ziele – größtenteils mit einem hohen akademischen Anspruch. Ein mögliches unkonventionelles Pendant, und zwar „aus Kundensicht“, liefert die aktuelle DAZ-Ausgabe im Beitrag auf Seite 48. Rund 50 Studierende – also heute Anfang 20-Jährige – haben sich in Projektarbeiten damit befasst, welche Anforderungen Patienten und Apothekenkunden in etwa zehn Jahren an das Versorgungssystem stellen könnten. Dabei durfte tatsächlich out-of-the-box gedacht werden. Wer jetzt davon ausgeht, dass dabei ausschließlich Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Plattformen und Versand genannt wurden, hat von der Generation der Digital Natives ein falsches Bild. Diese schätzen durchaus die lokalen Strukturen und skizzieren dennoch eine spannende und hochinteressante Apothekenperspektive für das Jahr 2030.

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