Wirtschaft

Das Schicksal der AvP-Apotheken

Kredite, Stundungen und Hilfe von der Familie lindern die Not

eda | Die Insolvenz des Apothekenrechenzentrums AvP hat rund 2900 öffentliche Apotheken in finanzielle Schwierig­keiten gebracht – Pleiten soll es bisher nicht gegeben haben, jedenfalls nach Aussagen der Landesapothekerverbände. Doch hinter jeder betroffenen Apo­theke stecken sehr persönliche Schicksale, wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ in der vergangenen Woche beschreibt.

Spätestens mit dem Jahreswechsel hat sich die Berichterstattung über die Insolvenz des Apothekenrechenzentrums AvP fast vollständig aus den öffentlichen Medien zurückgezogen. Zuletzt hatte die Staatsanwaltschaft Düsseldorf bekannt gegeben, dass sie Ermittlungen gegen fünf Beschuldigte führt. Diese sollen der Führungsebene der AvP-Unternehmensgruppe angehören.

Foto: picture alliance / dpa / Marcel Kusch

Nun beleuchtete ein Artikel der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) in der vergangenen Woche die Schicksale der AvP-Apotheken. So wird der Fall eines Apothekeninhabers aus dem Münsterland skizziert, der mit Mitte 60 eigentlich kürzertreten wollte. Nun stehe dieser wieder 60 Stunden pro Woche „hinter dem Tresen“, arbeite jeden Samstag und mache jeden Nacht- und Notdienst. Durch die AvP-Insolvenz fehlten seinem Betrieb rund 125.000 Euro.

Inwiefern sich dieses Schicksal auch auf andere betroffene Apotheken im Bundesgebiet beziehen lässt, prüfte die FAZ-Redaktion anhand von Befragungen der Landesapothekerverbände, da aussagekräftige Daten zu den wirtschaftlichen Folgen aktuell nicht existierten. Demnach hat der Zahlungsausfall bislang keine Apotheke in die Insolvenz geführt – jedenfalls werde vonseiten der Landesapothekerverbände keine Schließung in Zusammenhang damit gebracht. Die Liquiditätsengpässe hätten die meisten Inhaberinnen und Inhaber mit Krediten der Hausbanken, Stundungen der Großhändler, eigenen Rücklagen und finanzieller Unterstützung der eigenen Familie bewältigen können. Auch das Engagement der Krankenkassen in Form von vorgezogenen Abschlagszahlungen wird thematisiert sowie die Möglichkeit der betroffenen Apotheken, relativ unkompliziert zu anderen Rechenzentren zu wechseln.

Doch damit ist die Gefahr bekanntlich noch nicht vorüber: Die FAZ weist darauf hin, dass die Gelder auch zurückgezahlt werden müssten – zuzüglich Zinsen von zum Teil bis zu 8 Prozent.

Bis zum 21. Januar sollen 349 Anträge auf Darlehen der Kredit­anstalt für Wiederaufbau (KfW) gestellt und 341 genehmigt worden sein. Das Kreditvolumen betrage 64 Millionen Euro. Eine beachtliche Entwicklung, denn bis Ende November war von lediglich 87 KfW-Krediten die Rede gewesen, die aus den Corona-Sonderprogrammen den Apotheken zugesagt werden konnten. |

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