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Gesundheitspolitik
Kommentar: Ein schwacher Abgang
Die Tage von Jens Spahn als Bundesgesundheitsminister sind gezählt. Mit großen Ambitionen angetreten, wurde er von der Corona-Pandemie eingeholt. Doch statt sich hier als Macher zu profilieren und damit für höhere Aufgaben zu empfehlen, war sein Handeln im Rückblick nachlässig und planlos. Insbesondere musste man den Eindruck gewinnen, dass Spahn in den beiden Pandemiesommern die Krise innerlich bereits abgehakt hatte. Das rächte sich im vergangenen Herbst, in dem nur ein Lockdown das Schlimmste abwendete, und das rächt sich auch jetzt wieder.
Deutlich wird dies vor allem in zwei Punkten: Bereits im August konnte der Blick übers Mittelmeer zeigen, wie schnell die Wirkung des Biontech-Impfstoffs nachlässt. Doch Israel reagierte schnell und versorgte seine Bürger mit Boosterimpfungen, die vierte Welle war gebrochen. Anstatt davon zu lernen und zeitnah im großen Stil zur Drittimpfung aufzurufen, wurde noch bis vor Kurzem unter 70-Jährigen der Piks verweigert. Der zweite Punkt betrifft die Pflege: Anstatt die schon zu Beginn der Pandemie offen zutage tretenden Defizite schleunigst zu beheben, wurde zugeschaut, wie zahlreiche Intensivpfleger abwanderten. Die derzeit hohen Inzidenzen treffen nun wegen des Personalmangels auf weniger statt auf mehr Intensivbetten.
Gut möglich, dass Jens Spahn seine Leistung realistisch einschätzt – immerhin bewirbt er sich nicht um den CDU-Vorsitz, vielleicht hat er schon einen gut dotierten Job in der Wirtschaft in Aussicht. Dann hätte die Corona-Pandemie zumindest ein Gutes gehabt – nämlich dass Deutschland ein Bundeskanzler Spahn erspart bleibt.
Dr. Christine Ahlheim, Chefredakteurin der AZ
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