Gesundheitspolitik

Kommentar: Lückenlose Aufklärung

Christine Ahlheim

Über eine Woche lang konnten die Apotheken keine Impfzertifikate ausstellen, nun geht es wieder, wenngleich noch nicht bei allen. Doch die Sache ist längst nicht ausgestanden, zu viel Porzellan wurde zerschlagen. Und zwar sowohl bei den betroffenen Apothekern, die vom Deutschen Apothekerverband (DAV) viel zu spät über die Ursachen der Server-Abschaltung informiert wurden, als auch in der Öffentlichkeit. Konnte die Apothekerschaft noch bis vor Kurzem guten Gewissens betonen, dass die Bevölkerung auch dank ihres unermüdlichen Einsatzes halbwegs gut durch die Krise gekommen ist, so hat dieses Image nun empfindliche Kratzer erhalten. Zu schnell habe man die Impfzertifikate ausstellen wollen, zu wenig Wert sei auf die Sicherheit gelegt worden und – was am schlimmsten ist – beim DAV habe man auf die Warnungen der Experten nicht gehört, so die Vorwürfe.

Nun scheinen die Sicherheits­probleme gelöst und die Arbeit geht weiter. Doch das darf nur der erste Schritt sein. Im nächsten Schritt muss das Ganze lückenlos aufgeklärt werden. Warum wurden die Apotheken erst so spät informiert? Warum wurde nicht gleich der sichere Weg über die Telematikinfrastruktur gewählt? Und warum hat man nicht die Gastzugänge, die ja das Einfallstor gewesen sein sollen, gründlicher überprüft?

Das Vertrauen der Bevölkerung in die Apothekerschaft und das Vertrauen der Apotheker in ihre Standesvertretung wird erst wieder hergestellt sein, wenn diese und andere Fragen beantwortet sind. Für ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening, die als Vertreterin aller Apotheker letztlich die Verantwortung trägt, ist das die erste große Bewährungsprobe.

Dr. Christine Ahlheim, Chefredakteurin der AZ

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