- DAZ.online
- DAZ / AZ
- AZ 31-32/2021
- Holpriger Neustart für ...
Gesundheitspolitik
Holpriger Neustart für Impfzertifikate
DAV-Portal in Telematikinfrastruktur integriert / Teilweise noch EDV-Update erforderlich
Auch in der vergangenen Woche mussten die Apotheken ihre Kunden, die einen digitalen COVID-19-Impfnachweis wünschten, zumeist wieder wegschicken. Acht Tage lang ging schlicht gar nichts. Der DAV erklärte, es werde „intensiv an Lösungen zur Schließung der erkannten Sicherheitslücke“ gearbeitet. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) ließ wissen, das DAV-Portal werde „aktuell in die Telematikinfrastruktur integriert“. Es müssten noch Tests durchgeführt werden, weitere Informationen würden folgen. Apotheker sollten erst einmal nichts tun – auch nicht die Hotline anrufen, die ohnehin überlastet war.
Am Donnerstagnachmittag meldete der DAV dann, das Zertifikate-Modul sei wieder verfügbar – aber noch nicht für alle Apotheken. Wann eine Apotheke den Dienst wieder anbieten kann, ist abhängig von ihrer Ausstattung bzw. Anbindung an die TI sowie dem Support durch die Softwarehäuser. Der Bundesverband der Deutschen Apotheken-Softwarehäuser (ADAS) erklärte, dass die EDV-Anbieter seit Bekanntwerden des neuen Verfahrens Anfang vergangener Woche „mit Hochdruck“ daran arbeiteten, die notwendigen Lösungen in allen betroffenen Apotheken bereitzustellen. Der Verband geht davon aus, dass spätestens Mitte dieser Woche in allen an die TI angeschlossenen Apotheken wieder Impfzertifikate ausgestellt werden können.
ADAS wie auch DAV empfehlen den Apotheken, die Webseiten ihrer Softwareanbieter im Blick zu behalten. Erklärtes Ziel von BMG, DAV, Softwarehäusern, IBM und Gematik sei, dass alle Apotheken so schnell wie möglich die Ausstellung digitaler Impfzertifikate wieder bundesweit anbieten können.
Server wieder überlastet
Auch wenn es demzufolge erst ein Teil der Apotheken war, der vergangene Woche wieder mit der Ausstellung der Zertifikate loslegen konnte: Diejenigen, die den Zugang über die TI bereits hatten, bekamen umgehend zu spüren, dass die neue Lösung auch ihre Tücken hat. Es läuft langsam. Und bei einem an die Kasse gebundenen TI-Anschluss ist eine Erstellung der Zertifikate über einen „normalen“ Computer im Backoffice nicht möglich. Am vergangenen Freitagmorgen gingen die Server zudem erneut ganz in die Knie.
Alternative Lösung wäre technisch möglich gewesen
Die Apotheken müssen sich also offensichtlich weiter in Geduld üben – und ihre Kunden in der Folge auch. Dabei gäbe es theoretisch auch einen zweiten Weg für die Apotheken zum Zertifikat: Technisch wäre es ihnen durchaus möglich, dieselbe Webanwendung wie die Ärzte und Impfzentren zu nutzen. Dafür bräuchten Apotheken auch nur eine Internetverbindung, einen TI-Anschluss und eine SMC-B plus Lesegerät. Aber wie IT-Experte Manuel Blechschmidt, der das Zertifikatemodul auf Ausschreibung des BMG mitentwickelt hat, erklärt, gibt es für Apotheken einen Stopper: „Wenn man sich mit der SMC-B als Apotheke ausweist, wird man vom Server abgewiesen.“ Den Grund dafür kennt er nicht. „An der Technik liegt das auf jeden Fall nicht.“ |
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.