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Gesundheitspolitik
Der Apotheken-Ökonom: Wer es tragen kann?
Das Thema Arbeitskleidung ist in diversen Berufsfeldern eine bedeutsame Frage. So gibt es Berufe, die zwingend das Tragen einer bestimmten Kleidung bedingen – sei es aus hygienischen Gründen, sei es zum Schutz der entsprechenden Mitarbeiter. Zu denken wäre hier an Kopfbedeckungen oder an spezifische Kleidung aus einem aus hygienischen Gründen wichtigen Material. Aber auch Schuhüberzieher und Handschuhe zählen dazu. Wie schwierig jedoch das Einhalten solcher Maßnahmen ist, kann man regelmäßig in Metzgereien beobachten, in denen zwar der guten Hygiene halber das Verkaufspersonal Latexhandschuhe trägt, in der Regel aber nur an einer Hand, und oftmals genau mit der anderen Hand das Münzgeld abzählt, was ja gerade einer der Hauptgründe für die freiwillige hygienische Maßnahme ist. Regelmäßig erwischt man sich dabei, genau deshalb diesem Umstand Bedeutung beizumessen, weil es so offensichtlich danebengeht. In den vielen Fällen, in denen in Metzgereien kein Handschuh getragen wird, kommt es dagegen zu keiner Problematisierung. Soll man also den Metzgereien den Verzicht anraten? Gerade zu Corona-Zeiten hat man gesehen, wie schwer es für alle Beteiligten sein kann, sich in jeder Situation regelkonform zu verhalten.
Die zweite Gruppe von Arbeitskleidung findet sich in denjenigen Berufen, bei denen es eher um ein damit einhergehendes Image geht. Viele werden sich auch heute noch fragen, warum die Armada an Biologie-, Chemie-, Physik- und auch Mathematiklehrern einen weißen Kittel trug, Englisch-Lehrer aber nicht. Ist es das Vorrecht der Naturwissenschaften, sich über den Weißkittel einer besonderen Kompetenz zu rühmen? Kämen im Chemieunterricht noch experimentelle Versuchsanordnungen als Begründung infrage, mag dies in anderen Fächern als Erklärung nicht dienen. Und dennoch ging mit den weißen Kitteln bei aller Irrationalität eine Aura einher, derer man sich nicht per se verschließen konnte, gar wollte. Es hatte etwas Ehrenhaftes, wenn der weiße Kittel zum Unterricht erschien. Mögen manche an eine unnötige elitäre Abgrenzungs-Anmutungs-Theorie glauben, so war es doch auch ein Ritual, das uns vor Augen führte, dass wir es an dieser Stelle mit einem Vertreter einer besonderen Spezies zu tun hatten. Die Kochmütze (hier spielt die Hygiene eine Rolle) oder die karierte Bäckerhose lösen ebenfalls derlei Empfindungen aus, wenn auch in abgeschwächter Form.
Von daher stellt sich die Frage, ob Berufskleidung in Apotheken angemessen ist bzw. einen Nutzen stiftet. Was will die Apotheke damit zum Ausdruck bringen, wie gedenkt sie sich gegenüber ihren Kunden zu positionieren? Wenn sie sich als Fachgeschäft für die Abgabe von Arzneimitteln auch gegenüber allen möglichen „Wilderern“ – wie Lebensmittelgeschäften oder Drogeriemärkten – darstellen möchte, ist alles, was diesen berechtigten Nimbus untermauert, erlaubt.
Aber wenn Berufskleidung, dann bitte standesspezifisch. Ein blaues Poloshirt ist schön, dient aber stärker der Wahrnehmung und Abgrenzung Kunde – Mitarbeiter (gehört zum Team) und weniger dem Image (weiß gut Bescheid). Wie bei Ärzten die weiße Kleidung und bei Pfarrern die schwarze Kleidung spielt eben auch die weiße Kleidung bei Apotheken – als in den Köpfen der Gesellschaft verankertes Äquivalent für Gesundheit – eine Signalrolle. Wenn aber Polo-Shirts, dann bitte solche, die nicht nach dreimaligem Waschen nicht mehr ganz so chic aussehen.
Im Übrigen neutralisiert eine derartige Kleidung auch Altersunterschiede innerhalb des Teams und bestärkt zudem die Kunden in dem völlig berechtigten Glauben, dass es sich bei Apotheken um keine gewöhnlichen Einkaufsstätten handelt, beim Fachpersonal besonders gut ausgebildete Mitarbeiter tätig und die Waren weitgehend eben besonderer Art sind, deren Abgabe nicht mit der üblichen Warenabgabe gleichzusetzen ist.
Deshalb lautet ein abschließendes Fazit: Aus Imagegründen ist die Auseinandersetzung mit der Frage Berufskleidung ja oder nein in jedem Fall anzuraten. Ein Nein ist in Ordnung, da es nicht wirklich zwingende Schutz- oder Hygienegründe für ein Tragen von Berufskleidung im frei zugänglichen Offizinbereich gibt, gleichwohl ist ein Ja die konsequentere Alternative. |
Andreas Kaapke ist Professor für Handelsmanagement und Handelsmarketing an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW), Standort Stuttgart, und Inhaber des Beratungsunternehmens Prof. Kaapke Projekte. E-Mail: a.kaapke@kaapke-projekte.de
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