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- AZ 27/2021
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Gesundheitspolitik
Kommentar: Die Ängste werden bleiben
Pünktlich zum Start des E-Rezepts in der Modellregion Berlin/Brandenburg hat ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening die Apotheker aufgefordert, ihre Ängste davor abzubauen und bei den Kunden um Vertrauen dafür zu werben. Das ist gut gemeint und als ABDA-Präsidentin darf Overwiening auch nichts anderes sagen.
Doch die Wahrheit ist: Man kann jeden Apotheker verstehen, der dem E-Rezept mit Bangen entgegensieht. Die EU-Versender sind mit allen Wassern gewaschen. Und in den gesetzlichen Krankenversicherungen finden sie Partner, denen Einsparungen bei den Arzneimittelausgaben weitaus wichtiger sind als die Existenz der Vor-Ort-Apotheken. Man mag sich gar nicht ausmalen, mit welchen Tricksereien und finanziellen Angeboten in Zukunft versucht werden wird, die E-Rezepte über die niederländische Grenze zu lenken.
Dass die Vor-Ort-Apotheken weitaus mehr zu bieten haben als die Versender, haben sie nicht zuletzt in der Pandemie bewiesen: Ohne das flächendeckende Netz an öffentlichen Apotheken wäre Deutschland weitaus schlechter durch die Krise gekommen – und das haben Politik und Bürger wohlwollend zur Kenntnis genommen. Inwieweit das allerdings reicht, damit sie dauerhaft der Konkurrenz der EU-Versender standhalten können, ist dennoch fraglich. Bei vielen Apothekern werden daher die Ängste bleiben, dass sie am Ende die Verlierer der Digitalisierung sein könnten. Nehmen kann ihnen diese nur die Politik: Indem sie klarstellt, dass die Sicherung der flächendeckenden Arzneimittelversorgung hohe Priorität hat – und dass das Rx-Versandverbot hierfür immer noch eine Option ist.
Dr. Christine Ahlheim, Chefredakteurin der AZ
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