Arzneimittel und Therapie

Supplementierung ohne Folgen

Folsäure- und Zink-Präparate zur Fruchtbarkeitssteigerung bei Männern wenig sinnvoll

Für den Wunsch nach einem Kind nehmen viele Paare so einiges auf sich. Ein paar Supplemente zu schlucken, klingt oft nach einer einfachen Lösung, um die Fruchtbarkeit und damit die Wahrscheinlichkeit einer gewünschten Schwangerschaft zu erhöhen. Doch ganz so leicht ist es auch für Männer nicht.

Die tägliche Einnahme von Folsäure zur Prävention von Neuralrohrdefekten wird Frauen mit Kinderwunsch schon seit 1994 angeraten. Für diese Art der Substitution zur Vermeidung von Schäden gibt es seit längerer Zeit ausreichende Evidenz. Empfohlen wird von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung die Einnahme vom Kinderwunsch bis zum Ende der Stillzeit. Für Paare mit Kinderwunsch werden immer wieder auch positive Effekte von Folsäure-Präparaten auf die Fruchtbarkeit von Männern propagiert. Nahrungsergänzungsmittel mit Folsäure und Zink werden speziell für Männer beworben und sollen die Spermienqualität verbessern. Doch was steckt hinter dieser Aussage? Tatsächlich fehlten bislang wissenschaftliche Belege, die eine eindeutige Empfehlung für Männer befürworten oder ­widerlegen konnten. Eine aktuelle Untersuchung schafft nun etwas mehr Klarheit. In einer US-amerikanischen multizentrischen randomisierten klinischen Studie wurden zwischen Juni 2013 und Dezember 2017 insgesamt 2370 Paare eingeschlossen, die aufgrund eines unerfüllten Schwangerschaftswunsches eine Unfruchtbarkeitsbehandlung planten. In die Untersuchungen wurden nur Männer über 18 Jahren und Frauen zwischen 18 und 45 Jahren aufgenommen. Die Männer, die die Einschlusskriterien der Studie erfüllten, wurden randomisiert in zwei Studienarme aufgeteilt. Die Hälfte der Männer nahm sechs Monate lang jeden Tag 5 mg Folsäure und 30 mg Zink ein, während die andere Hälfte Placebo-Tabletten bekam. Als co-primärer Endpunkt der Studie wurde die Geburtenrate in den neun Monaten nach Studieneinschluss sowie die Spermienqualität betrachtet. Die Parameter für die Spermienqualität waren die Spermienkonzentration, -beweglichkeit und -morphologie, das Volumen des Ejakulats, die Gesamtzahl beweglicher Spermien sowie das Maß an DNA-Fragmentation in den Samenzellen. Informationen zur Geburtenrate waren bei allen eingeschlossenen Paaren verfügbar. Die letzte Untersuchung des Spermas sechs Monate nach Studieneinschluss war allerdings nur bei 69% der Männer möglich.

Foto: Leigh Prather – stock.adobe.com

Kein Unterschied zu Placebo

Hinsichtlich der Geburtenraten war kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Studienarmen zu erkennen: In der Gruppe, die Folsäure und Zink bekam, lag die Rate bei 34%, in der Placebo-Gruppe bei 35% (Risikodifferenz -0,9%; 95%-Konfidenzintervall [KI] -4,7% bis 2,8%). Auch die meisten Parameter der Spermienqualität zeigten keinen signifikanten Unterschied. Die DNA-Fragmentation stieg unter Folsäure- und Zink-Substitution sogar signifikant von 27,2% in der Placebo-Gruppe auf 29,7% an (mittlere Differenz 2,4%; 95%-KI 0,5% bis 4,4%). Eine ausgeprägte Schädigung der DNA durch Fragmentierung kann zur Unfruchtbarkeit bei Männern führen. Die genauen Auswirkungen kleiner Änderungen der Fragmentierung sind jedoch noch nicht abschließend geklärt.

Unter den Männern, die Folsäure und Zink einnahmen, traten außerdem Nebenwirkungen – vor allem gastrointestinaler Art – deutlich häufiger auf als unter Placebo. Über abdominale Schmerzen berichteten zum Beispiel 6% der Männer, die Folsäure und Zink einnahmen, und nur 3% der Männer aus der Placebo-Gruppe.

Die Studie zeigt, dass die Einnahme von Folsäure und Zink bei Männern mit Kinderwunsch weder die Spermienqualität noch die Geburtenrate der betroffenen Paare verbessert, wohl aber Nebenwirkungen hervorrufen kann. Solch eine Supplementierung ist für angehende Väter somit nicht generell zu empfehlen. |

Literatur

Schisterman EF et al. Effect of Folic Acid and Zinc Supplementation in Men on Semen Quality and Live Birth Among Couples Undergoing Infertility Treatment: A Randomized Clinical Trial. JAMA 2020;323(1):35-48

Apothekerin Leonie Naßwetter

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