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Arzneimittel und Therapie
Supplementierung mit Folgen
Bei Brustkrebspatientinnen können Nahrungsergänzungsmittel auch schaden
Sowohl Betroffene als auch deren Angehörige versprechen sich von Nahrungsergänzungsmitteln eine Linderung von Nebenwirkungen oder gar eine Unterstützung der Remission der Tumorerkrankung. Was oft nicht bedacht wird: Die Einnahme von Supplementen könnte ebenso die Wirksamkeit der Krebstherapie mindern. Hochdosierte Antioxidanzien können beispielsweise der Zytostatika-induzierten Bildung von reaktiven Sauerstoffspezies entgegenwirken. Ein nordamerikanisches Forschungskonsortium hat nun die Auswirkungen einer Supplementierung bei Brustkrebspatientinnen untersucht. Hierfür wurden 1134 Patientinnen zur Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln vor Beginn und während der Behandlung, das heißt etwa sechs Monate nach Einschluss in eine klinische Studie, befragt. Die Probandinnen waren innerhalb der Studie mit der Bezeichnung SWOG S0221 unterschiedlichen metronomischen Chemotherapien (s. Kasten) mit Cylcophosphamid, Doxorubicin und Paclitaxel randomisiert zugeteilt worden. Das Auftreten von Rezidiven und das erkrankungsfreie Überleben (definiert als Zeitraum bis zum Eintreten eines Rezidivs oder Todesfalls) sowie das Gesamtüber-leben bei medianer Nachverfolgung über 8,1 Jahre waren die Zielpara-meter der aktuellen Untersuchung.
Metronomische Chemotherapie
Eine metronomische Chemotherapie richtet sich nicht primär gegen den Tumor selbst, sondern gegen das umgebende Gewebe, insbesondere das den Tumor versorgende Gefäßsystem. Wichtig erscheint auch die Beeinflussung lokaler Entzündungsprozesse. Im Gegensatz zur konventionellen Chemotherapie mit episodischen Gaben erfolgt die metronomische Behandlung in sehr niedrigen Dosierungen über einen langen Zeitraum, bei oftmals täglicher Einnahme der Chemotherapie.
Für die Verwendung von Antioxi-danzien (Vitamine A, C und E, Carotinoide, Coenzym Q10) vor Beginn und während der Chemotherapie wurde ein tendenziell erhöhtes Risiko für ein Wiederauftreten der Tumorerkrankung festgestellt (adjustiertes Hazard Ratio [HR] 1,41; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,98 bis 2,04; p = 0,06). Zudem wurde, wenn auch weniger stark ausgeprägt, ein Trend für ein erhöhtes Sterberisiko ermittelt (HR 1,40; 95%-KI 0,90 bis 2,18; p = 0,14). Während diese Beobachtungen statistisch nicht signifikant waren, so wurden für die „Nicht-Antioxidanzien“ Vitamin B12 und Eisen signifikante Effekte gefunden. So war die Einnahme von Vitamin B12 zu Beginn und während der Therapie mit einem kürzeren erkrankungsfreien Überleben (HR 1,83; 95%-KI 1,15 bis 2,92; p < 0,01) und einem verringerten Gesamtüberleben assoziiert (HR 2,04; 95%-KI 1,22 bis 3,40; p < 0,01). Die Einnahme von Eisen-Präparaten während der Therapie war mit einem erhöhten Risiko für Rezidive verbunden (HR 1,79; 95%-KI 1,20 bis 2,67; p < 0,01). Die Verwendung von Vitaminmischungen wurde nicht mit Veränderungen der Überlebenschancen in Verbindung gebracht. Auch wenn die Aussagekraft der Publikation aufgrund der insgesamt niedrigen Fallzahl und den fehlenden Angaben zur Dosierung der jeweiligen Supplementierung limitiert ist: Die Daten unterstützen klar die Empfehlung, die Anwendung von Nahrungsergänzungsmitteln vor Beginn und während einer Chemotherapie kritisch zu hinterfragen. |
Literatur
Ambrosone CB et al. Dietary Supplement Use During Chemotherapy and Survival Outcomes of Patients With Breast Cancer Enrolled in a Cooperative Group Clinical Trial (SWOG S0221). J Clin Oncol 2019; doi:10.1200/JCO.19.01203
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