DAZ aktuell

Ohne PKV wird es billiger!?

Studie der Bertelsmann-Stiftung

dpa/bro/ral | Würde es keine privaten Krankenversicherungen mehr geben, könnten die Beiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung um bis zu 0,7 Prozentpunkte abgesenkt werden. Zu diesem Ergebnis ist die Bertelsmann-Stiftung in einer Anfang dieser Woche veröffentlichten Studie gekommen. Der Beamtenbund dbb, der PKV-Verband und die Bundesärztekammer kritisieren die Studie scharf.

Das Berliner Iges-Institut hat im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung untersucht, inwieweit sich GKV-Beiträge verändern würden, wenn man Privatversicherte in die gesetzliche Krankenversicherung mit einbezöge. Grundlage für die Studie waren die aktuellsten Daten (2016) einer jährlich durchgeführten Wiederholungsbefragung von rund 12.000 Haushalten. Ergebnis: Wenn alle Bürger gesetzlich versichert wären, könnten jedes aktuell in der GKV versicherte Mitglied und sein ­Arbeitgeber zusammen im Schnitt 145 Euro pro Jahr sparen. Die GKV könnte mit einem Nettofinanzüberschuss von 8,7 bis 10,6 Milliarden Euro rechnen, der Beitragssatz ließe sich um 0,6 bis 0,7 Prozentpunkte senken.

In Europa leiste sich nur Deutschland ein duales System, betonte Brigitte Mohn, Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, anlässlich der Veröffentlichung der Studie. „Nur wenn sich alle Versicherten unabhängig vom Einkommen zusammentun, um die Risiken zwischen Gesunden und Kranken auszugleichen, kann eine tragfähige Solidargemeinschaft entstehen“, so ihr Fazit zur Studie.

„Das ist Quatsch“

Die Forderung nach einer Abschaffung des dualen Systems sei „Quatsch“, meint dagegen dbb-Chef Ulrich Silberbach. „Unsere Gesundheitsversorgung ist eine der besten der Welt.“ Der Verband der Privaten Krankenversicherungen äußert sich in einer Mitteilung unter der Überschrift „Vorsicht Falle“ zur Studie. „Die Bertelsmann-Studie ist ein Rechenexempel im luftleeren Raum. Die angebliche Ersparnis von 145 Euro im Jahr ginge voll zulasten der ärztlichen Versorgung. Denn was die Versicherten sparen, wird den Arztpraxen genommen“, kritisiert der Direktor des PKV-Verbandes, Florian Reuther. Und auch die Bundesärztekammer hält die Studie für „mehr als zweifelhafte Zahlenspielereien“. Die Bertelsmann-Stiftung solle sich lieber an der Diskussion über praxistaugliche Lösungen für das funktionierende ­duale System beteiligen, statt ideologisch motivierte Debatten von vorgestern zu führen, so Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt. |

1 Kommentar

Grundversicherung für Alle!

von Dr. Dietmar Roth, Rottenburg. am 21.02.2020 um 12:03 Uhr

Wenn ich mir die Geschichte und Entwicklung der
sogenannten Solidargemeinschaft anschaue,
stelle ich fest:
Eine Solidargemeinschaft der Versicherten, die ihren Namen zu Recht verdient, hat es bislang in der BRD nicht gegeben.
Sie ist nur dann eine Solidargemeinschaft, wenn ausnahmslos jedwede Person zahlungspflichtiges Mitglied ist.
So finde ich selbst z. B. das System in der Schweiz gut, mit einer gesetzlichen Grundversicherung, die durch Erweiterungen individualisiert werden kann.
Ein solches System wäre auch kein Einstieg in die Zweiklassenmedizin, die wir nebenbei bemerkt ja mit dem dualen System bereits haben.
Es ist letztendlich die überfällige Grundlage einer echten Solidargemeinschaft der Versicherten, die ihren Namen verdient.


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