Arzneimittel und Therapie

Im Doppelpack

Erste Diclofenac-Omeprazol-Fixkombination verfügbar

Ganz gleich, ob rheumatoide Arthritis, Gelenkarthrose oder Morbus Bechterew: Gegen akute Schmerz­zustände sind nichtsteroidale Antirheumatika eine unverzichtbare Option. Bei Patienten mit erhöhtem gastrointestinalem Risiko werden sie in der Regel mit einem Protonenpumpeninhibitor kombiniert. Seit Kurzem steht dafür die rezeptpflichtige Fixkombination Diclofenac/Omeprazol Aristo zur Verfügung.

Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) sind Standardarzneimittel bei rheumatoider Arthritis oder Arthrose. Da es sich um chronische Erkrankungen handelt, ist meistens eine langfristige oder dauerhafte Einnahme unumgänglich. Dies spiegelt sich auch in den entsprechenden medizinischen Leitlinien wider. So besagt beispielsweise die S3-Leitlinie „Axiale Spondylo­arthritis inklusive Morbus Bechterew und Frühformen“ der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh): „Eine kontinuierliche Therapie mit NSAR ist indiziert, solange diese für eine gute Symptomkontrolle erforderlich ist.“ Über­einstimmend befürworten die Empfehlungen der Fachgesellschaften die Kombination der NSAR mit Protonenpumpeninhibitoren (PPI) bei Risiko­patienten. Dazu zählen beispielsweise Patienten mit einer gastrointestinalen Blutung in der Anamnese, einer Komedikation mit Thrombozytenaggregationshemmern, Antikoagulanzien oder Bisphosphonaten sowie Patienten über 60 Jahre.

Quelle: Aristo Pharma GmbH

Bei Patienten mit Multimedikation kann die neue Fixkombination die ­Compliance erhöhen.

Gute Einstellung erforderlich

Die neue und bisher einzige Fixkombination aus Diclofenac und Omeprazol der Aristo Pharma GmbH ist angezeigt bei Erwachsenen mit einem Risiko für die Entwicklung von NSAR-assoziierten gastrischen und/oder duodenalen Ulcera, die mit Diclofenac und Omeprazol angemessen kontrolliert sind. Die empfohlene Dosierung des verschreibungspflichtigen Kombinationsarzneimittels liegt bei einer Hartkapsel mit 75 mg Diclofenac und 20 mg Omeprazol pro Tag. Wenn die Symptome mit dieser Dosis nicht kontrolliert werden können, muss die Therapie auf die Einzelmedikamente in höherer Dosierung oder auf ein oder mehrere alternative Analgetika umgestellt werden. Dafür kommen Präparate mit Naproxen, Ibuprofen, Celecoxib oder Etoricoxib infrage. In der Fachinformation wird außerdem darauf hingewiesen, dass die gleichzeitige Anwendung von zwei oder mehreren NSAR (einschließlich Acetylsalicylsäure) vermieden werden sollte, da sich das Nebenwirkungsrisiko erhöhen kann.

Wechselwirkungen möglich

Vor einer Verordnung der neuen Fixkombination müssen zahlreiche potenzielle Wechselwirkungen berücksichtigt werden. Der Interaktions-Check vor der Abgabe des Präparats in der Apotheke kann zusätzlich dazu beitragen, Schäden für den Patienten durch gefährliche Wechselwirkungen abzuwenden. Omeprazol ist ein moderater CYP2C19-Hemmer. Nimmt der Patient gleichzeitig Clopidogrel ein, besteht die Gefahr, dass dessen CYP2C19-abhängige Aktivierung zum aktiven Thiol-Metaboliten verringert wird. Die klinische Bedeutung dieser Wechselwirkung, insbesondere in Abhängigkeit von der Omeprazol-Dosis, ist noch unklar. Sicherheitshalber wird dennoch von einer gleichzeitigen Anwendung von Omeprazol und Clopidogrel abgeraten. Weitere Wirkstoffe, die besonderer Aufmerksamkeit bei Komedikation mit der ­neuen Fixkombination bedürfen, sind zum Beispiel Vitamin-K-Ant­agonisten, Dia­zepam und Phenytoin. Sie werden ebenfalls über CYP2C19 verstoffwechselt. Die Hemmwirkung von Omeprazol auf dieses Isoenzym kann ihre systemische Exposition erhöhen.

Nur so lange wie nötig

Auch wenn die Fixkombination gut vertragen wird, sollte die Anwendung nur über den kürzesten zur Symptomkontrolle erforderlichen Zeitraum erfolgen. Ärzte sind daher gehalten, die Notwendigkeit der Behandlung in regelmäßigen Abständen zu prüfen und diese abzubrechen, wenn kein Nutzen mehr besteht. Die Hartkapseln ent­halten 25 mg Diclofenac-Natrium als magen­saftresistente Pellets und 50 mg Diclofenac-Natrium als retardierte Pellets, sodass annähernd konstante Wirkstoffspiegel zu erwarten sind. Wegen seiner Säureempfindlichkeit ist Omeprazol in magensaftresistenten Pellets formuliert. Die maximale Wirkung auf die Magensäuresekretion wird in der Regel innerhalb von vier Behandlungstagen erreicht. Die Einnahme der Hartkapseln sollte unzerkaut mit reichlich Flüssigkeit erfolgen. Es wird außerdem empfohlen, sie zu einer Mahlzeit einzunehmen. |

Literatur

Fachinformation Diclofenac/Omeprazol Aristo 75 mg/20 mg Hartkapseln mit veränderter Wirkstofffreisetzung. Aristo Pharma GmbH, Stand August 2019

Gonarthrose. S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie u. a., AWMF Registernummer 033-004, Stand Januar 2018

Axiale Spondyloarthritis inklusive Morbus Bechterew und Frühformen. S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) u. a., AWMF-Registernummer 060/003, Stand Oktober 2019,

Management der frühen rheumatoiden Arthritis. S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e. V. u. a., AWMF-Register Nr. 060/002, Stand Dezember 2019

Apothekerin Dr. Claudia Bruhn

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