Arzneimittel und Therapie

Zäpfchen ist nicht gleich Zäpfchen

Pentasa® 1000 mg Zäpfchen vor dem Einführen anfeuchten

cel/cst | Zur Behandlung von Patienten mit Colitis ulcerosa, welche sich auf den Enddarm beschränkt, können Mesa­lazin-haltige Suppositorien ein­gesetzt werden. In der 1-g-Dosierung stehen zwei Präparate zur Verfügung: Salofalk® 1 g Suppositorien und Pentasa® 1000 mg Zäpfchen. Seit der Änderung des Rahmenvertrags Anfang Juni 2019 muss der Marktführer (Salofalk® ) häufig gegen Pentasa® ausgetauscht werden. Das kann zu Problemen führen, wie einer Mitteilung der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) zu entnehmen ist. Denn bei den Pentasa® Zäpfchen handelt es sich im Gegensatz zum Salofalk®-Präparat nicht um Hartfett-Suppositorien: Die verwendete Grundmasse besteht unter anderem aus wasserunlöslichem Talkum und Magnesiumstearat. Das an eine Oblongtablette erinnernde Zäpfchen zerfalle daher lediglich im Rektum und bilde dort eine Suspension, so die AMK. Zudem sei die Oberfläche der Presslinge nicht wachsartig, sondern könne rau sein und scharfe Kanten aufweisen. Das birgt jedoch gewisse Risiken. Eine Analyse der AMK-Datenbank ergab insgesamt 30 Meldungen zu Pentasa® Zäpfchen. Laut AMK kam es gehäuft zum Anheften des Zäpfchens im Analkanal und Berichten, dass sich das Zäpfchen nicht auflöse.

In diesem Zusammenhang kritisiert die AMK unter anderem die Aufmachung des Arzneimittels: „Eine ziel­gerichtete Beratung zur Anwendung der Zäpfchen durch Apotheker konnte offensichtlich nicht erfolgen, weil weder die Bezeichnung des Arzneimittels oder die Umverpackung noch die Apothekensoftware – abgesehen von der hilfsstofflichen Zusammensetzung – hierzu Anlass bot.“ Die AMK bittet Apotheker, vor allem bei Erstabgabe von Pentasa® Zäpfchen (auch Importe), die Patienten zu beraten. So könne ein allseitiges Befeuchten mit Wasser zur Erleichterung der Applikation nötig werden, um ein sicheres Einführen in das Rektum zu ermöglichen. Die AMK rät zudem, bei Hinweisen auf eine mangelnde Therapietreue, gegebenenfalls pharmazeutische Bedenken geltend zu machen und zu dokumentieren. |

 

Literatur

Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK). 05/20 Informationen der Institutionen und Behörden: AMK: Pentasa® 1000 mg Zäpfchen: Erhöhtes Risiko für Anwendungsfehler und lokale Nebenwirkungen bei Erstanwendern. Meldung vom 28. Januar 2020. www.abda.de; Abruf am 30. Januar 2020

Lauer-Taxe Online 4.0. Lauer-Fischer GmbH. https://webapo-info.lauer-fischer.de; Abruf am 30. Januar 2020

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