- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 51/2020
- Vertreterversammlung ...
Aus den Ländern
Vertreterversammlung unter dem Eindruck des Verlustes zweier Persönlichkeiten
LAK Rheinland-Pfalz mit Neuwahlen und Diskussionen zur Grippeimpfung
Bis zuletzt bestand die Hoffnung, die Sitzung im klassischen Stil „analog“ als Präsenzveranstaltung durchführen zu können. Ende Oktober fiel dann die Entscheidung, die Sitzung angesichts der aktuellen Corona-Entwicklung digital durchzuführen. Lediglich der Kammervorstand, Referenten sowie Mitarbeiter der Kammergeschäftsstelle kamen in Mainz zusammen. Gleich zu Beginn der Sitzung ergriff Kammervizepräsident Pharmazierat Peter Stahl vor dem Hintergrund der traurigen Ereignisse 2020 das Wort. Mit dem Tode von Dr. Kiefer fiel Stahl die Rolle des Sitzungsleiters zu, nachdem er Dr. Kiefer bereits auf der letzten Sitzung der Kammerversammlung, damals bereits krankheitsbedingt, vertreten hatte. Mit sehr persönlichen Worten, diese geprägt von der Trauer über den Verlust seines Präsidenten und Freundes Andreas Kiefer, wandte sich Peter Stahl noch vor dem eigentlichen Beginn der Sitzung an die Teilnehmer. „Wir, die Apothekerschaft von Rheinland-Pfalz und darüber hinaus von ganz Deutschland, wir in der Vertreterversammlung, im Vorstand und in der Geschäftsstelle der Landesapothekerkammer, wir alle haben zwei Repräsentanten unserer Profession verloren, die sie in den vergangenen fast drei Jahrzehnten maßgeblich geprägt, gestaltet und vertreten haben. […] Beide haben uns auch auf der Bundesebene an vorderer Stelle vertreten. Beide haben die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Politik, vor allem mit der Landesregierung gepflegt. Beide haben den Austausch mit anderen Berufsgruppen gesucht, vor allem mit den anderen Heilberufen, stets mit dem Ziel, die Freiberuflichkeit unserer Berufsausübung zu bewahren und zu betonen. Und beide waren überzeugte Vertreter unserer berufsständischen Vertretung, der ABDA, trotz interner Diskussionen, aber stets mit dem Willen, nach außen mit einer Stimme zu sprechen. Und dies haben beide auch mit derselben Überzeugung innerhalb unseres Bundeslandes im Verhältnis zum LAV vorgelebt und gepflegt. […] Wir alle sind Dr. Hartmut Schmall und Dr. Andreas Kiefer zu großem Dank verpflichtet. Uns alle hat ihr Tod tief getroffen. Wir alle werden sie nie vergessen. Und ich vermisse meinen Freund Andreas Kiefer sehr.“
Es folgte die Ehrung zweier Persönlichkeiten, die sich Zeit ihres Berufslebens (und darüber hinaus) um die rheinland-pfälzische Apothekerschaft besonders verdient gemacht haben: Mit der Ehrennadel der Kammer ausgezeichnet wurden Leitender Pharmaziedirektor a. D. Gerhard Frick, bis vor Kurzem Leiter des Referates Pharmazie des Landesamtes für Soziales, Jugend und Versorgung in Rheinland-Pfalz sowie Universitätsprofessor Emeritus Dr. Gerd Dannhardt, Geschäftsführender Leiter des Instituts für Pharmazie a. D. an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (siehe unter der Rubrik Personen).
Arzneimittelversorgung taugt nicht als Kapitalanlage und Renditeobjekt!
In seinem Lagebericht ging Vizepräsident Peter Stahl unter anderem kritisch auf die zunehmende Verkapitalisierung des Gesundheitswesens ein, die er an Beispielen aus seinem eigenen Umfeld anschaulich untermauerte. Als Fazit stelle er die Frage, inwieweit sich zu stark kapitalisierte Strukturen mit dem Bild eines Freien Berufes noch vereinbaren lassen. Zudem sei zu fragen, wie der Berufsstand und die Gesellschaft mit den daraus einhergehenden Herausforderungen umzugehen hätten.
Jeder hätte sich zu fragen, wie er mit
- dem Thema Bequemlichkeit
- dem „vermeintlichen Angebot, Kosten zu sparen auf der Seite unserer Kunden und
- dem Thema vermeintlich günstigerer Versorgung aufseiten der Krankenkassen
umzugehen gedenke.
„In einem Artikel über die landwirtschaftliche Nutzung des Bodens bzw. die Verwendung von Böden als renditeträchtige Anlage habe ich folgenden Satz gelesen: ‚Spekulieren und Geld verdienen kann man mit allem, aber hier geht es um unsere Ernährung und unsere Gesundheit.‘ Dies kann man direkt auf uns übertragen – die Arzneimittelversorgung taugt nicht als Kapitalanlage und Renditeobjekt!“
Dem Bericht des Vizepräsidenten schloss sich ein Videogruß von Sabine Bätzing-Lichtenthäler an, der Ministerin für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie (MSAGD) des Landes Rheinland-Pfalz.
Das Videostatement von Sabine Bätzing-Lichtenthäler ist abrufbar unter https://www.youtube.com/watch?v=UcHRKkxhKGM.
Neubesetzung von Ämtern
Nach weiteren Berichten und der Beschlussfassung über die Entlastung des Vorstandes und die Geschäftsführung für das Geschäftsjahr 2019 erfolgte die Nachbesetzung der mit dem Tode von Kammerpräsident Dr. Kiefer vakant gewordenen Ämter. Und so übernahm der bisherige Vizepräsident der Kammer, Pharmazierat Peter Stahl, das Amt des Kammerpräsidenten, Nadine Precht wurde in den Kammervorstand nachberufen und das Mitglied des Kammervorstandes Thomas Christmann wurde zum neuen Vizepräsidenten gewählt. Precht und Christmann setzten sich dabei gegen ihre Mitbewerber, Dr. Rita Heeb bzw. Christian Brand, durch.
In seiner ersten Amtshandlung als neuer Kammerpräsident schlug Peter Stahl der Vertreterversammlung vor, Dr. Andreas Kiefer posthum den Titel „Ehrenpräsident“ zu verleihen. Dem entsprach die Versammlung ohne Gegenstimme.
Anschließend stimmte die Vertreterversammlung dem Projekt „Telepharmazeutische Betreuung von psychiatrischen Patienten“ nach einem entsprechenden Vortrag von Professor Dr. Kristina Friedland, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, zu. Das Projekt wird damit über drei Jahre von der Kammer und dem Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie (MSAGD) finanziert.
Dem Bundesgesundheitsminister nicht auf den Leim gehen
Nach einer kontroversen Diskussion und mit knapper Mehrheit stimmte die Vertreterversammlung einer Änderung der Berufsordnung zu. Sobald die Änderung vom MSAGD genehmigt und veröffentlicht ist, wird sie Grippeschutzimpfungen durch die Apothekerschaft nicht mehr entgegenstehen. Dazu erklärte Kammerpräsident Stahl vor der Abstimmung: „1. Wir wollen NICHT als Apothekerschaft in bestehende Impfinfrastrukturen eindringen. 2. Wir wollen partnerschaftliche Abstimmungen zwischen den Heilberufen der Apothekerschaft und der Ärzteschaft dahingehend, ein zusätzliches Impfangebot dort schaffen zu können, wo es keine bestehende ärztliche Impfinfrastruktur gibt. Und wir wollen damit 3. dem Herrn Bundesminister der Gesundheit nicht auf den Leim gehen und uns Heilberufe nicht von ihm teilen und beherrschen lassen.“
Es folgten weitere Änderungen der QMS-Satzung, der Weiterbildungsordnung sowie der PKA-Prüfungsordnung.
Die nächste ordentliche Sitzung der Vertreterversammlung soll am 20. November 2021 als konstituierende Sitzung nach den Kammerwahlen 2021 stattfinden. Es besteht die Hoffnung, diese Sitzung wieder unter normaleren Um- und Abständen durchführen zu können. |
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.