Arzneimittel und Therapie

Hochdosis-Grippeschutz für Ältere

STIKO spricht neue Impfempfehlungen für über 60-Jährige aus

cel | Die STIKO rät allen älteren Menschen ab 60 Jahren zur jähr­lichen Grippeimpfung – neu ist, dass sich Senioren künftig mit einem Hochdosis-Influenzaimpfstoff impfen lassen sollen, sprich Efluelda®, dem derzeit einzigen bei uns zugelassenen Impfstoff dieser Art.

Ihre neue Empfehlung begründet die Ständige Impfkommission im Epidemiologischen Bulletin 1|2021, damit dass Grippeimpfstoffe bei Menschen in höherem Alter durch Immunseneszenz in der Regel weniger wirksam sind.

Hochdosis-Impfstoff Efluelda®

Erst 2020 erhielten zwei neue Grippeimpfstoffe speziell für Menschen ab 65 Jahren auch in der EU die Zulassung – Efluelda® und Fluad® Tetra. Sanofi Pasteur setzt bei Efluelda® auf die vierfache Antigenmenge (60 µg Hämagglutinin), der Hochdosis-Impfstoff erhielt im Mai dieses Jahres die Zulassung. Allerdings hat Sanofi Pasteur für Efluelda® bereits eine Zulassung ab 60 Jahren beantragt, um einen Impfstoff anbieten zu können, der mit den Grippeimpfempfehlungen der STIKO konform ist.

Foto: Yakobchuk Olena – stock.adobe.com

Fluad® Tetra mit Adjuvans

Die zweite neue Grippevakzine für ­Senioren ist Fluad Tetra von Seqirus. Fluad® Tetra enthält als Wirkverstärkung ein Adjuvans (MF-59). Unterschiede gibt es zwischen den beiden Impfstoffen außerdem, da es sich bei Efluelda® um einen Spaltvirus-Impfstoff und bei Fluad® Tetra um einen Subunit-Impfstoff handelt – bei beiden Impfstoffen erfolgt nach Vermehrung der Influenzaviren in Hühnereiern und anschließender Inaktivierung der Viren eine Präparation der Hämagglutinin(HA)-Antigene und gleichzeitig eine Anreicherung der Neuraminidase(NA)-Antigene. Bei Subunit-Impfstoffen findet jedoch eine stärkere Anreicherung der HA- und NA-Antigene statt, zudem werden andere virale Proteine und virale RNA abgetrennt.

Flucelvax®: Zellkulturen statt Hühnereier

Neben Efluelda® und Fluad® Tetra gibt es seit Dezember 2018 eine zellkulturbasierte Grippevakzine, Flucelvax® Tetra (Seqirus). Durch die Herstellung in Zellkulturen statt Hühnereiern vermeidet man die sogenannte Ei-Adaption und will dadurch die Wirksamkeit der Grippeimpfstoffe verbessern.

Supemtek®: Baculoviren und Insektenzelllinien

Auf einen völlig neuen Ansatz zur Optimierung von Grippeimpfstoffen setzt Sanofi Pasteur mit Supemtek®. Supemtek ist der erste rekombinante Grippeimpfstoff, der als Antigen ausschließlich Hämagglutinin enthält. Hergestellt wird er mithilfe von Baculoviren und einer kontinuierlichen Insektenzelllinie. Baculoviren infizieren ausschließlich Wirbellose, wie beispielsweise Insekten. Zunächst wird hierzu – vereinfacht dargestellt – die genetische Information des Hämagglutinins in das Baculovirus eingebracht. Das Virus infiziert sodann Insektenzellen, die das Hämagglutinin in großen Mengen herstellen, was für die Impfstoffproduktion vonnöten ist. Das Baculovirus dient sozusagen als Fähre, um die Erbinformation von Hämagglutinin in die Insekten zu schleusen. Dadurch sollen passgenaue Antigene entstehen und so die Wirksamkeit der Grippeimpfstoffe erhöht werden. Auch Supemtek enthält eine erhöhte Menge Antigen (45 µg Hämagglutinin) und ist zudem völlig frei von Neuraminidase. Sanofi Pasteur erhielt im November dieses Jahres die Zulassung.

Bessere Datenlage

Warum sich die STIKO nun explizit für einen Hochdosis-Grippeimpfstoff ab 60 Jahren ausspricht, begründet sie wie folgt: Die Evidenzlage zur vergleichenden Wirksamkeit und Sicherheit für den Hochdosis-Impfstoff sei besser als für die drei anderen weiterentwickelten Influenza-Impfstoffe. Die vorliegenden Daten zum Hochdosis-Impfstoff zeigten, dass dieser mit hoher Wahrscheinlichkeit den konventionellen Influenza-Impfstoffen überlegen sei, zu einem besseren Schutz bei Personen im Alter von ≥ 60 Jahren führe und die Influenza-bedingte Morbidität und Mortalität senke. |

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