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Gefragte Corona-Experten
AVNR-Chef Thomas Preis steht im Team Tageszeitungslesern Rede und Antwort
Keine Frage – bereits seit Beginn der Corona-Pandemie stehen die Vor-Ort-Apotheken als wichtige Ansprechpartner bezüglich der neuen und speziellen Herausforderungen zur Verfügung. Der jüngst veröffentlichte Gesundheitsmonitor des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller e. V. (BAH) bekräftigt diese wichtige Funktion. Für eine Mehrheit von über 60 Prozent habe die Apotheke während der Corona-Krise einen höheren Stellenwert erhalten. Als Grund wurde das gut zugängliche Beratungsangebot der öffentlichen Apotheken genannt.
Auch Medien nutzen regelmäßig die Expertise der Apothekerschaft für Beiträge zum neuartigen SARS-CoV-2-Virus. Eine besondere Idee hatte im März der „Kölner Stadt-Anzeiger“. Um den vielfältigen Fragen der Leserschaft kompetent begegnen zu können, bildeten sie das Team der Corona-Experten des „Kölner Stadt-Anzeigers“. Zunächst zu viert – inzwischen zu acht – beantworten lokale Vertreter unterschiedlichster Professionen die zahlreichen Anfragen der Bürger. Apotheker Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein und Inhaber zweier Kölner Apotheken, ist von Anfang an mit von der Partie. Neben ihm als Vertreter der Apothekerschaft engagieren sich Ärzte, Psychologen, ein Hygieniker des Gesundheitsamtes, ein Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung Kreisstelle Köln und eine Fachanwältin für Arbeitsrecht.
Preis: „Ich habe sofort zugesagt“
Thomas Preis berichtet der DAZ von der, wie er extra betont, tollen Idee des „Kölner Stadt-Anzeigers“, dem hohen Informationsbedarf der Bevölkerung mit der Corona-Expertenrunde zu begegnen. „Ich habe sofort zugesagt und habe dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gratuliert. Ich finde das eine ganz tolle Idee, denn ich sehe in meiner Apotheke – und alle Kollegen sehen das auch in diesen Tagen der Pandemie –, dass die Menschen unglaublich viele Fragen haben. Sie brauchen jetzt dringend Antworten. Die Initiative kann da viel Gutes bewirken.“
Mitte März präsentierte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erstmals seinen Lesern das neue Corona-Expertenteam. Die Bedeutung, die sowohl dem Thema als auch dem Expertenteam zugesprochen wird, sei unter anderem daran zu erkennen, dass zu Beginn der Aktion das Foto der anfänglich noch vier Experten über Wochen auf der Titelseite der Zeitung prominent platziert worden sei, berichtet Preis. Im Laufe der Zeit sei das Team auf zuletzt acht Experten erweitert worden. „Persönlich kennengelernt haben wir uns allerdings erst im Sommer bei einem Treffen, in dem man redaktionell begleitet eine Corona-Zwischenbilanz gezogen hat.“ Auch darüber sei auf einer Doppelseite in der Wochenend-Ausgabe des „Kölner Stadt-Anzeigers“ berichtet worden.
Das Corona-Expertenteam des „Kölner Stadt-Anzeigers“
Thomas Preis – Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein und Apotheker in Köln.
Dr. Gerlind Wisskirchen – Fachanwältin für Arbeitsrecht und Partnerin der international tätigen Rechtsanwalts-Sozietät CMS mit Sitz in Köln.
Prof. Dr. Walter Möbius – Chefarzt i. R. für Innere Medizin am Johanniter-Krankenhaus in Bonn.
Dr. Jürgen Zastrow – Vorsitzender der Kreisstelle Köln der Kassenärztlichen Vereinigung und Facharzt für Hals- Nasen-Ohrenheilkunde.
Prof. Dr. Gerd Fätkenheuer – Infektionsexperte an der Kölner Uniklinik. Er ist Oberarzt der Klinik I für Innere Medizin.
Prof. Dr. Gerhard Wiesmüller – Leiter der Abteilung Infektions- und Umwelthygiene des Gesundheitsamtes Köln und Facharzt für Hygiene- und Umweltmedizin.
Peter Wehr – Psychologe und Kolumnist beim „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Damaris Sander – Psychologin und Kolumnistin beim „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Regen Zuspruch erhalte das Angebot des „Stadt-Anzeigers“ bis heute. Das Redaktionsteam sichte die eingehenden Fragen und reiche sie an die jeweiligen Spezialisten weiter. Besonders zu Beginn der Pandemie sei die Beantwortung der Fragestellungen recht zeitintensiv gewesen, räumt der Kölner Apotheker ein. Etwa einmal pro Woche sei er damals gefordert gewesen. Doch das sei nicht alles. Immerhin sei eine gründliche Recherche Grundvoraussetzung, so Preis. „Ein bis zwei Stunden am Tag beschäftige ich mich nur damit, die neuesten Entwicklungen zu verfolgen.“ Um auf dem Laufenden zu bleiben, lese er viele Texte, auch Newsfeeds und Blogs zum Thema verfolge er.
Apotheken als erste und wichtigste Anlaufstelle
Thomas Preis ist es wichtig festzuhalten, welche bedeutende Funktion die öffentlichen Apotheken während der Pandemie einnehmen. Das Know-how der Apothekerinnen und Apotheker sei von Anfang an im besonderen Maße gefragt gewesen. Auch die Erfahrungen in seinen Apotheken führten zu dieser Bewertung. „Die ersten medizinisch-pharmazeutischen Ansprechpartner waren die Apotheken, die ja ohne Wartezimmer und ohne Wartezeiten gut erreichbar waren. Das haben die Medien in dieser frühen Phase auch aufgegriffen. Dabei ging es um Themen wie Desinfektion, wie Übertragbarkeit durch Schmierinfektion, Übertragung durch Nahrung – all diese Dinge. Da haben Apothekerinnen und Apotheker und wir als Verband ganz frühzeitig Positionen bezogen.“
Die erste Welle sei zudem dadurch gekennzeichnet gewesen, dass weder Mediziner noch Pharmazeuten oder Wissenschaftler das neuartige Coronavirus kannten. Auch die Medizin hätte zunächst außer allgemeinen Ratschlägen und einer reinen Symptombehandlung nicht gewusst, wie zu reagieren sei. Weder die Auswirkungen von COVID-19, noch Therapiemöglichkeiten der Erkrankung seien bekannt gewesen.
Es wurden zunächst von der Bevölkerung vor allem Fragen zu Schutzmöglichkeiten gegenüber dem Virus gestellt. Es sei – sowohl in der Apotheke als auch bei den Leseranfragen – um Themen wie Einsatz von Desinfektionsmitteln oder das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, die Sinnhaftigkeit der Verwendung von Einmalhandschuhen beim Einkaufen, Gefährdung älterer Familienangehöriger durch Besuche und so weiter gegangen. Ebenso sei es wichtig gewesen, schnell auf Fake-News wie die angebliche Schädlichkeit von Ibuprofen bei einer COVID-19-Erkrankung zu reagieren.
Die Menschen wenden sich mit vielen praktischen Fragen zu der Pandemie an die Apotheken, berichtet Preis. Apotheker hätten sich im Laufe der Zeit zu Corona-Experten entwickelt – und auch entwickeln müssen, denn sie hätten sich nicht vor Antworten gegenüber ihren Kunden und den Patienten wegducken können: „Wenn man in einer Zeit wie dieser in einer Apotheke tätig ist, muss man Antworten finden. Das ist die immerwährende große Herausforderung des Berufsstandes, sich auf neue Fragestellungen einzustellen.“ Zudem habe der Apothekerverband Nordrhein – oft auch gemeinsam mit der Kammer – den Kolleginnen und Kollegen zusätzliche Unterstützung durch spezielle Leitlinien in Bezug auf die wichtigsten Fragestellungen zur Arbeit während der Pandemie angeboten, betont Preis.
Der Vorsitzende des Apothekerverbandes ist sich sicher: „Apotheker sind gefragte Experten. Das hat diese Pandemie eindrucksvoll gezeigt.“ Und ergänzt: „Die Apotheken haben in der Corona-Krise, das muss man einfach feststellen, noch einmal erheblich an Ansehen und Bedeutung gewonnen, weil sie sich nicht weggeduckt haben, sondern die Apothekerschaft die Herausforderungen der Pandemie offensiv und im Sinne der Bürgerinnen und Bürger in diesem Land angegangen sind. Die Apotheke hatte immer einen fachmännischen, qualifizierten Rat und konnte auch mit entsprechenden dann nachgefragten Arzneimitteln und Gesundheitsprodukten punkten.“
Die Arbeit des Apothekerverbandes erstrecke sich zudem von Anfang an auch auf die Zusammenarbeit mit den Medien, denen Preis eine wichtige Rolle während der Pandemie zugesteht. „Die Beantwortung der zahlreichen Presseanfragen war eine ständige Herausforderung des Öffentlichkeitsarbeitsteams der Geschäftsstelle Düsseldorf gewesen. Wir haben natürlich die ganze Pandemie mit zentralen Pressemeldungen des Apothekerverbandes begleitet, aber auch mit dezentralen Pressemeldungen, die dann personalisiert durch die einzelnen Pressesprecher an die örtlichen Medien verteilt wurden“, so Preis. Gerade kleinere Zeitungen sei der Bezug zur örtlichen Apothekerschaft viel wichtiger, als wenn in der Landeshauptstadt ein Vorsitzender oder ein Sprecher sich äußern würde. Auch das gehöre zum Gesamtbild dazu.
Chancen für die Zukunft nutzen
„Es ist für die Weiterentwicklung unseres Berufsstandes sehr wichtig, dass wir als Apothekerschaft genau und kontinuierlich prüfen, bei den neuen Herausforderungen unseres Gesundheitswesens – im Moment ist es die Corona-Pandemie –, wo und ob wir Apotheker einen aktiven Beitrag zur Lösung dieser Herausforderung beitragen können. Das kann Politik und Gesellschaft von uns erwarten und das sind wir uns selber aufgrund unserer wichtigen Funktion im Gesundheitswesen auch schuldig. Da müssen wir dann auch Verantwortung übernehmen. Berufspolitisch dürfen wir uns nicht damit beschäftigen, was nicht geht, sondern damit beschäftigen, was möglich ist. Das erwarte ich auch von der neuen ABDA-Führung“, bekräftigt Preis. Wichtig sei es, die Chancen wie zum Beispiel die Implementierung neuer Dienstleistungen jetzt aktiv zu nutzen. So könnten in Zukunft Apotheken die Ärzteschaft durch die Übernahme von Grippeimpfungen oder auch durch die Abgabe oder Durchführung von Corona-Tests entlasten. „Die jetzt schon stark belastete Hausärzteschaft wird sich ab 2021 ganz verstärkt den COVID-19-Impfungen widmen“, so Preis.
Nur Pharmazie, Arzneimittel und Impfstoffe werden entscheidend zur Lösung der Pandemie beitragen, da ist sich Preis sicher. Das sei schließlich die Domäne der Apotheker. Das pharmazeutische Know-how der Apotheken sei jetzt auch zu allen Fragestellungen zur Lagerung und Rekonstitution der temperaturempfindlichen Impfstoffe gefragt. Es gäbe dazu bereits entsprechende Gespräche mit der Landesregierung in Düsseldorf anlässlich der geplanten Impfaktionen.
Preis zieht als ein Fazit aus der anspruchsvollen Corona-Zeit: „Die Zukunft des Gesundheitswesens kann nur mit engagierten Apothekenteams in einem qualitativ und flächendeckend gut aufgestellten Apothekensystem funktionieren. Das haben die Apotheken in der Corona-Krise bewiesen und das hat die Politik auch erkannt und anerkannt.“ |
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