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Beratung

Ausgebrannt

Hilfe bei Erschöpfung und Burnout

Andauernde Müdigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit, Erschöpfung, Lustlosigkeit, mangelnde Energie und Niedergeschlagenheit, all das könnten Hinweise auf ein Burnout-Syndrom sein, zu Deutsch auch „Ausgebranntsein“. | Von Daniela Leopoldt

Der Begriff „Burnout“ ist in den 70er-Jahren durch den Psychoanalytiker Herbert Freudenberger geschaffen worden. Basierend auf der Selbstbeobachtung eines Erschöpfungssyndroms mit Entfremdung von seinen Patienten und reduzierter Leistungsfähigkeit, umschrieb er damit gesundheitliche Auswirkungen einer beruflichen Überlastung, ohne Vorliegen einer Krankheit. Auch Sozialpsychologen um Maslach betrachten das Burnout-Syndrom als arbeitsbedingten dauerhaft negativen Seelenzustand und teilen es in drei Dimensionen ein:

  • emotionale Erschöpfung,
  • Depersonalisierung, Zynismus, Distanzierung von der Arbeit und
  • verringerte Arbeitsleistung.

Ursprünglich bezog sich der Begriff auf eine Überlastung am Arbeitsplatz überwiegend sozialer Berufe. Inzwischen wird er unabhängig von der Art des Arbeitsplatzes sowie in Verbindung mit außerberuflichen Belastungen (z. B. Pflege von Angehörigen) verwendet, wobei vorrangig sehr engagierte Menschen betroffen sind [1, 2, 3].

Burnout ist keine Erkrankung

Immer wieder wird debattiert, ob Burnout eine eigenständige Krankheit oder eher eine Belastungsdepression darstellt. Einige Fachleute argumentieren, dass es sich aufgrund der großen Überlappungen mit Depressionen eher um einen depressiven Zustand als um ein spezifisches arbeitsbedingtes Phänomen handelt. Andere wiederum vertreten den Standpunkt, dass beide sehr verschieden sind und Burnout den Status einer Berufskrankheit erhalten sollte. Fakt ist, dass eine Burnout-Erkrankung im international geltenden Katalog medizinisch anerkannter Diagnosen der Weltgesundheitsorganisation WHO (ICD-10) nicht aufgeführt ist. Dort lässt sich „Burn-out, Zustand der totalen Erschöpfung“ im Anschluss an die Krankheitskapitel unter „Problembereiche, die zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen“ finden, wo er den „Problemen verbunden mit Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“ zugeordnet wurde. Auch in der bereits beschlossenen, noch nicht gültigen 11. Version (ICD-11) ist Burnout nicht als Krankheit klassifiziert. Hier wurde er im Abschnitt „Probleme in Verbindung mit der Arbeit oder Arbeitslosigkeit“ der Rubrik „Sonstige Faktoren, welche die Gesundheit beeinflussen“ zugeordnet. Auch wenn Burnout keine offizielle Krankheitsdiagnose darstellt, Hinweise auf einen Burnout sind Anlass genug, sich helfen zu lassen und mit einem Arzt oder Psychotherapeuten Kontakt aufzunehmen [4, 5].

Abb. 1: Wenn aus Arbeitsbelastung Krankheit wird Bei einer vorübergehenden Arbeitsüberforderung sollte nicht von Burnout gesprochen werden. Eine längerfristige Arbeitsüberforderung ist dagegen gekennzeichnet durch Beschwerden, die mehrere Wochen bis Monate anhalten. Wenn Burnout-Beschwerden Auslöser von Krankheiten sind, sollte neben der Diagnose zusätzlich die Anhangsziffer Z 73.0 vergeben werden. Dies ist zu unterscheiden von Krankheiten, die ursächlich zu Burnout-ähnlichen Beschwerden führen (nach [5]).

Prozess der Erschöpfung

Aus Sicht der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) ist das Burn­out-Syndrom im Rahmen der dynamischen Zusammenhänge zwischen Arbeitsplatzfaktoren und individuellen Faktoren unter Berücksichtigung eventuell bestehender Krankheiten zu betrachten (Abb. 1). Es handelt sich um einen Prozess der Erschöpfung, von zunehmend chronischer Stressbelastung bis hin zur Depression mit Belastungsinsuffizienz. Die Symptomatik ist variabel und hängt vom jeweiligen Entwicklungsstadium ab. Aus einer anfänglichen Arbeitsüberfor­derung mit vegetativen Stresssymptomen wie z. B. Angespanntheit, unzureichender Schlafqualität und rückbildungsfähiger Erschöpfung entwickelt sich bei andauernder Überforderung eine anhaltende Erschöpfung, die von Zynismus und Leistungsminderung sowie beeinträchtigter Erholungsfähigkeit begleitet ist (Burnout). Weitere Symptome sind hohe Reizbarkeit, Aggressivität, emotionale Labilität, multiple vegetative Symptome und Aufmerksamkeitsstörungen. Bei Chronifizierung der Stressbelastung kann der Burnout-Risiko­zustand sowohl zu psychiatrischen als auch somatischen Folgestörungen führen. Dazu gehören Depressionen, Angststörungen, Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Tinnitus, Infektionskrankheiten und Medikamentenabhängigkeit. Genetische Veranlagungen bzw. Dispositionen, die durch frühere Belastungen erworben wurden (z. B. depressive, Angst- oder Suchterkrankungen) spielen eine Rolle als Krankheitsauslöser bzw. Verstärker. Mehr als 160 Einzelbeschwerden sind bisher beschrieben worden sowie zahlreiche Phasen- und Stufenmodelle wie z. B. das 7-Phasenmodell nach Burisch oder das 12-Phasenmodell von Freudenberger und North (Abb. 2). Nach Ansicht der DGPPN haben sich diese jedoch „nicht als wissenschaftlich valide und generalisierbar erwiesen“, und verbindliche Diagnosekriterien oder diagnostische Leitlinien für den Burnout existieren nicht [2, 5, 6, 7].

Abb. 2: Häufige Schritte bis hin zum Burnout-Syndrom Um frühzeitig eine Gefährdung zu erkennen, kann das 12-Phasenmodell nach Herbert Freudenberger und Gail North helfen. Dabei müssen nicht alle Phasen in genau dieser Reihenfolge auftreten.

Zu große äußere Belastungen treffen auf zu hohe innere Ansprüche

Weitgehende Übereinstimmung besteht darin, dass ein Burnout-Prozess in Gang gesetzt werden kann, wenn zu große äußere Belastungen (Stressoren) auf zu hohe innere Ansprüche (Stressverstärker) treffen (s. Kasten „Stressoren und Stressverstärker“). Ist die Diskrepanz zwischen Sollen und Können zu groß, wird aus einer gesunden Herausforderung (Eustress) eine ungesunde Überforderung (Disstress). Stressoren werden dann als noch belastender empfunden. Meist ist die Belastung arbeitsbedingt, aber nicht immer. So kommen auch Haushaltsarbeit oder die Familie als mögliche Leistungsfelder in Betracht. Außergewöhnlich hohe Arbeitsanforderungen bzw. -belastungen sollten absehbar zeitlich begrenzt sein, damit sich damit verbundene Stresssymptome innerhalb kurzer Erholungsphasen zurückbilden können. In diesen Fällen sollte nicht von einem Burnout gesprochen werden. Der Risikozustand Burnout liegt vor, wenn kurze Erholungsphasen nicht mehr für eine Rückbildung der Symptome ausreichen, der Erschöpfungszustand über Wochen und Monate anhält und ein Ende nicht in Sicht ist [8].

Gründliche Differenzialdiagnostik erforderlich

Bevor ein Burnout festgestellt werden kann, ist eine gründliche Differenzialdiagnose erforderlich. Typische Burnout-Symptome sind nicht Burnout-spezifisch, sondern könnten (frühzeitig auftretende) Symptome anderer Erkrankungen sein. Dazu gehören Autoimmunerkrankungen wie multiple Sklerose, Schilddrüsenerkrankungen, Depressionen, Infektions- und Tumorerkrankungen oder auch eine beginnende Demenz (Tab. 1). Sie sind als Erschöpfungsursache auszuschließen, denn durch sie werden prinzipiell bewältigbare Anforderungen zur Überlastung, und sie können das Gefühl der Überforderung am Arbeitsplatz triggern. Neben der Abgrenzung zu anderen Erkrankungen, die möglicherweise ursächlich für die Beschwerden sein können, müssen auch komorbid mit dem Burnout auftretende Symptome erfasst werden. Insbesondere bei psychiatrischen Symptomen muss abgeklärt werden, ob diese als Folgeerkrankung des Burnouts oder unabhängig davon auftreten und als Burnout fehlinterpretiert werden [2, 5, 6, 9].

Tab. 1: Differenzialdiagnosen zum Burnout-Syndrom [9]
Ursachen
Krankheiten / Störungen
somatisch
Anämien, Eisen-Mangel
Hypothyreose, Diabetes, Nebenniereninsuffizienz
Herzinsuffizienz, Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
Niereninsuffizienz
Borreliose, HIV, Tuberkulose
Malignome, Lymphome, Leukämien
entzündliche Systemerkrankungen
degenerative Erkrankungen des ZNS
obstruktives Schlaf-Apnoe-Syndrom, Restless-Legs-Syndrom
Arzneimittelnebenwirkungen
psychosomatisch / psychiatrisch
Chronic-Fatigue-Syndrom
Dysomnien
Neurasthenie
Somatisierungsstörungen
depressive Störungen
generalisierte Angsterkrankungen
posttraumatische Belastungsstörungen
Essstörungen
Substanzmissbrauch (Alkohol, Tranquilizer)

Fragebögen zur Selbst- und Fremdeinschätzung

Neben klinischen Kriterien sind diverse Fragebögen und Skalen zur Selbst- und Fremdeinschätzung hilfreich. Einer der am häufigsten eingesetzten Fragebögen zur Erfassung eines eventuell vorhandenen Burnouts ist das Maslach-Burn­out-Inventar. Eine andere vielfach eingesetzte und validierte Methode ist das Shirom-Melamed Burnout Measure. Die Tests können eigenständig durchgeführt werden, mit dem Ziel der Erfassung des subjektiven Ausmaßes der Beschwerden, nicht aber der Diagnosestellung. Diese sollte nur durch einen Arzt oder Psychologen unter Berücksichtigung differenzialdiagnostischer Kriterien gestellt werden [4, 6].

Neurobiologische Aspekte

Neurobiologisch betrachtet ist das Burnout-Syndrom mit einer Überlastung des physiologischen Stresssystems verbunden. Dies äußert sich in einer Dysregulation der Stresshormonachse und dem Versagen der psychischen Widerstandsfähigkeit. Stress bewirkt in verschiedenen Regionen des Zentralnervensystems (ZNS) eine Veränderung neurotropher Faktoren, die für die Plastizität des Nervensystems wichtig sind, z. B. Wachstumsfaktor BDNF und cAMP-responsiver Transkriptionsfaktor CREB. Eine veränderte Plastizität führt zu individuell unterschiedlichen strukturellen und funktionellen Modifikationen, die über das Stadium eines Burnouts in einer klinischen Depression münden können. Oft liegt bei erhöhtem psychologischem Stress eine dauerhafte Hyperaktivität bzw. Fehlregulation des Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrindensystems (HPA-System) vor, was das Risiko für psychiatrische Erkrankungen einschließlich Depressionen und Angststörungen verstärkt. Studien weisen in diesem Zusammenhang auf eine erhöhte Sensitivität des Glucocorticoid-Rezeptors bei Personen hin, die unter arbeitsbedingter Erschöpfung leiden. Ursache dafür ist die verstärkte Produktion und Freisetzung der Hypothalamushormone Corticotropin-Releasing-Hormon (CRH) und Vasopressin im ZNS. Zuverlässige periphere Biomarker für diagnostische Zwecke konnten bisher nicht etabliert werden. Eine neuere Studie aus dem Jahr 2018 deutet jedoch darauf hin, dass ein hoher Stresslevel, Depressionen und Angstzustände mit einer erhöhten Konzentration an Kortisol im Speichel insbesondere in den Abendstunden verbunden sind [1, 10].

Gesundes Stressmanagement und Stärkung persönlicher Ressourcen als Prävention

Präventive Maßnahmen setzen unter anderem bei den Arbeitsbedingungen an. Ein gesundes Stressmanagement, das durch Coaching unterstützt werden kann, nimmt hier einen hohen Stellenwert ein. Ziel ist die Verbesserung der Stresssituation unter Einbeziehung vorhandener Ressourcen. Es gilt, Stressoren zu erkennen und zu analysieren, um nachhaltige Maßnahmen zu deren Verringerung einleiten zu können. Neben der ressourcenorientierten Stressanalyse kommt der Stärkung der persönlichen Ressourcen und Potenziale der Betroffenen eine große Bedeutung zu, damit Stresssituationen besser bewältigt werden können. Hier sind vor allem Entspannungs-, Meditations- und Achtsamkeitsübungen zu nennen. Zu den protektiven und die persönliche Widerstandsfähigkeit stärkenden Faktoren gehört auch ein gutes soziales Netzwerk. Nicht zuletzt spielen ein gesunder Schlaf und gute Schlafhygiene eine Rolle. Schlafstörungen sind Symptom aber auch Risikofaktor des Burnouts, und so entsteht ein Teufelskreis. Zunächst durch Stressoren verursachte Schlafstörungen bilden am Ende selbst eine Ursache für die zunehmend emotionale Erschöpfung. Erholsamer Schlaf gehört deshalb zu den wichtigsten Präventionsmethoden [11].

Stressoren und Stressverstärker

Beispiele für mögliche Stressoren

  • nicht zu bewältigender Arbeitsanfall
  • zu lange Arbeitszeiten
  • Zeitdruck
  • Störfaktoren (Telefon, E-Mails, Lärm u. a.)
  • ständige Erreichbarkeit
  • zu hohe Verantwortung
  • starke emotionale Inanspruchnahme
  • mangelnde Anerkennung
  • Mobbing und andere soziale Konflikte

Beispiele für persönliche Stressverstärker

  • unrealistische Zielsetzungen
  • Perfektionismus
  • Selbstüberschätzung
  • unzureichende Qualifikation
  • mangelnde Teamfähigkeit
  • nicht delegieren können bzw. wollen
  • „Kontrollwahn“
  • eingefahrene Verhaltensmuster wie z. B. es allen recht machen zu wollen oder immer stark sein zu müssen

Multimodales Therapiekonzept

Im Fall einer Burnout-Diagnose ist in der Regel eine Therapie geboten. Aufgrund der Vielschichtigkeit des Krankheitsbildes erfolgt diese auf verschiedenen Ebenen und beinhaltet neben Beratung und Aufklärung Psycho-, Physio- und Pharmakotherapien, Coaching sowie andere unterstützende Maßnahmen wie Entspannungs- und Meditationstechniken. Patienten müssen meist aktiv geführt und begleitet werden, denn insbesondere leistungsorientierte und erfolgsverwöhnte Menschen können in einem solchen geschwächten und dysfunktionalen Zustand nicht auf die ihnen normalerweise zur Verfügung stehenden Ressourcen zurückgreifen.

Ziele der Behandlung sind vor allem die stabile Remission einer komorbiden depressiven Störung, Wiederherstellung der Vitalität und Erholungsfähigkeit sowie der Belastbarkeit in Bezug auf soziale und berufliche Funktionen. Während im Anfangsstadium meist eine ambulante Therapie ausreicht, ist im fortgeschrittenen Stadium mit ausgeprägter Erschöpfungsdepression und möglicherweise einhergehender Suizidgefahr in der Regel eine stationäre Behandlung nötig. Der schrittweise Behandlungs- und Genesungsverlauf zieht sich über einen längeren Zeitraum hin und erfordert vom Patienten Geduld sowie Vertrauen zum Therapeuten. Das ultimative Ziel ist, dass der Patient wieder die Kontrolle über sein Leben gewinnt und dafür erforderliche Ressourcen aufbaut. Oft ist dazu eine Neuorientierung bezüglich der Lebensziele und Wertvorstellungen erforderlich [6, 8].

Pharmakotherapie

Arzneimittel sind bei einem Burnout nicht erste therapeutische Maßnahme, können aber, je nach Krankheitsbild, eine wertvolle Unterstützung sein. Bei Schlafstörungen kann beispielsweise der kurzfristige Einsatz schlaffördernder Antidepressiva oder Hypnotika angebracht sein, wenn schlaf­hygienische Maßnahmen alleine nicht ausreichen. Stärkere Ängste lassen sich vorübergehend mit Tranquilizern behandeln, vegetative Erregungszustände mit Betablockern. Insbesondere in höheren Stadien mit klinisch relevanten Depressionen oder Angststörungen sind Antidepressiva eine Option. Lehnen Patienten die Einnahme von Antidepressiva ab, können alternativ pflanzliche Arzneimittel mit Johanniskraut empfohlen werden. Einer Konzentrationsschwäche kann mit Ginkgo-Präparaten begegnet werden. Sogenannte Adaptogene erhöhen die Widerstandsfähigkeit gegenüber Stressoren, was zur allgemeinen Stabilisierung beiträgt. Zu diesen in der Regel harmlosen, unspezifisch wirkenden Pflanzen mit breitem Wirkungsspektrum gehören unter anderem Koreanischer Ginseng (Panax Ginseng), Süßholz (Glycyrrhiza) und Rosenwurz (Rhodiola rosea). Für Letzteres konnte die Wirksamkeit bei stressbedingten Erkrankungen am Menschen nachgewiesen werden. Nebenwirkungen sind nach derzeitigem Kenntnisstand nicht bekannt, und auch Interaktionen mit anderen Arzneimitteln wurden bisher nicht nachgewiesen [8, 12].

Auf einen Blick

  • Burnout ist ein Prozess der Erschöpfung, ausgehend von zunehmend chronischem Stress bis hin zur Depression mit Belastungsinsuffizienz.
  • Burnout ist meist arbeitsbedingt, kann aber auch im Zusammenhang mit hohen Belastungen in anderen Lebensbereichen (z. B. Familie) auftreten.
  • Burnout wird oft in drei Dimensionen beschrieben: 1. emotionale Erschöpfung, 2. Depersonalisierung, Zynismus und Distanzierung von der Arbeit und 3. verringerte Arbeitsleistung.
  • Die Symptomatik ist variabel und abhängig vom jeweiligen Stand des Entwicklungsprozesses.
  • Die Feststellung eines Burnout erfordert eine gründliche Differenzialdiagnostik.
  • Die Behandlung erfolgt im Rahmen eines multimodalen Therapiekonzepts.
  • Präventionsmaßnahmen umfassen Erkennen, Analysieren und Reduzieren von Stressoren sowie Stärkung persönlicher Ressourcen zur Stressbewältigung.

Sport als unterstützende Maßnahme

Physiotherapeutisch werden bei einem Burnout vor allem Massagen und Sporttherapie eingesetzt. Generell sind sportliche Aktivitäten in moderater und an die körperliche Leistungsfähigkeit des Einzelnen angepasster Form unbedingt empfehlenswert. Sport unterstützt die Stressreduktion, wirkt antidepressiv und dient der Tagesstrukturierung. Jegliche Art von Teamsport fördert darüber hinaus soziale Kontakte. Ein tägliches Training, das den Kreislauf leicht aktiviert, sollte hier angestrebt werden. Da Burnout-Patienten in der Regel ihren Körper vernachlässigen und eine reduzierte Körperwahrnehmung haben, sind körperorientierte Therapien wie Entspannungs-, Meditations- und Achtsamkeitsübungen (z. B. Yoga, Qigong, autogenes Training, Progressive Muskelentspannung) eine gute Ergänzung. Im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie können typische Burnout-gefährdende Situationen wie z. B. fehlende Anerkennung und ständige Kritik ermittelt werden. Oft lassen sich bei den Betroffenen typische Fehler in der Informationsverarbeitung feststellen (z. B. Schwarz-Weiß-Denken). Ziel der Therapie ist die Dekonditionierung, und selbstverunsichernde Gedanken sollen durch alternative stabilisierende Gedanken ersetzt werden. Andere Therapieformen sind z. B. Kunst- und Musiktherapie, Letzteres auch in Verbindung mit Massagen [8]. |

Literatur

 [1] Hochstrasser B et al. Burnout-Behandlung Teil 1: Grund­lagen. Schweiz Med Forum 2016;16(25):538-541

 [2] Berger M et al. Burn-out ist keine Krankheit. Dtsch Arztebl 2012;109(14):A700-702

 [3] Elze M. Praxis für Psychotherapie. https://burn-out-syndrom.com, Abruf 10. November 2020

 [4] Schilling R et al. Psychometric properties and convergent validity oft he Shirom-Melamed Burnout Measure in two german-speaking samples of adult workers and police officers. Front Psychiatry 2019; 10:536

 [5] Burnout. Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN), Stand 7. März 2012, www2.psychotherapeutenkammer-berlin.de/uploads/stellungnahme_dgppn_2012.pdf

 [6] Hochstrasser B et al. Burnout-Behandlung Teil 2: Praktische Empfehlungen. Schweiz Med Forum 2016;16(26-27):561-566

 [7] Ponocny-Seliger E, Winkler R. 12-Phasen-Burnout-Screening. ASU – Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed 2014:49:927-935

 [8] Brühlmann T. Praxis der Burnout-Diagnostik und -Therapie. Schweiz Med Forum 2012;12(49):955-960

 [9] Korczak D et al. Differentialdiagnostik des Burnout-Syndroms, Schriftenreihe Health Technology Assessment in der Bundesrepublik Deutschland 2010

[10] Pilger A et al. Midday and nadir salivary cortisol appear superior to cortisol awakening response in burnout assessment and monitoring. Nature Scientific Reports 2018;8:9151

[11] Greif S, Bertino M. Burnout: Merkmale und Prävention im Coaching. In Greif S et al. (Hrsg.), Handbuch Schlüsselkonzepte im Coaching, Springer Reference Psychologie 2017

[12] Korczak D et al. Therapie des Burnout-Syndroms. Schriftenreihe Health Technology Assessment in der Bundesrepublik Deutschland 2012

Autorin

Dr. Daniela Leopoldt ist Apothekerin und Pharmakologin. Nach ihrer Promotion an der FU Berlin war sie mehrere Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin in den USA und anschließend in der öffentlichen Apotheke sowie der pharmazeutischen Industrie tätig. Seit 2017 schreibt sie als freie Medizinjournalistin unter anderem Beiträge für die DAZ.

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