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Neuigkeiten zu SARS-CoV-2 in Kürze

mab | Welcher Impfstoff macht das Rennen? Welche Therapieoptionen kommen bei einer COVID-19-Erkrankung infrage? Und welche noch unbekannten Angriffspunkte bietet das neuartige Coronavirus? Auf der Suche nach Therapie-Optionen bei einer SARS-CoV-2-Infektion ergeben sich täglich neue Publikationen.

Die wichtigsten Erkenntnisse und ­Mitteilungen über SARS-CoV-2 haben wir im Folgenden zusammengefasst.

Kleiner Rezeptor, große Wirkung

Was unterscheidet SARS-CoV-2 von seinem „Bruder“ SARS-CoV-1, der sich 2002 bis 2003 weltweit verbreitete? Schaut man sich die Symptome an, die die beiden Coronaviren auslösen, so ist auffällig, dass SARS-CoV-2 sich rasch im kompletten Körper in verschiedenen Organen ausbreitet, wohingegen sich SARS-CoV-1 vorwiegend auf die unteren Atemwege konzentriert. Dem wollten Forscher jetzt auf den Grund gehen und haben dazu das Spike-Protein, mit dem das Virus an die Wirtszelle dockt, genauer unter die Lupe genommen. Dabei konnten sie feststellen, dass SARS-CoV-2 über eine mehrbasische Furinprotease-Spaltstelle verfügt, die jedoch bei SARS-CoV-1 fehlt. Über ähnliche Spaltstellen verfügen auch andere hochinfektiöse Viren wie das Ebola-Virus, das Humane-Immundefizienz-Virus-1 und hochvirulente Stämme der Vogelgrippe. Bei der Spaltung des Glykoproteins entstehen C-terminale Sequenzen, von denen bekannt ist, dass sie an die Neuropilin-1- und Neuropilin-2-Rezeptoren binden. Und tatsächlich: In Versuchen konnte gezeigt werden, dass das C-terminale Ende an Neuropilin-1 bindet, welches man vorwiegend in Zellen der oberen Atemwege, zum Beispiel den Riechepithelzellen findet. Lagen in der Zelle lediglich Neuropilin-1-Rezeptoren vor, so wurden kaum Infektionen festgestellt. Traten die Neuropilin-1-Rezeptoren jedoch zusammen mit ACE2-Rezeptoren und der Serinprotease TMPRSS2 auf, von denen bereits bekannt ist, dass Sie für die Aufnahme von SARS-CoV-2 in die Wirtszelle verantwortlich sind, waren die Infektionen deutlich verstärkt. Durch die Blockade von Neuropilin-1 durch einen rekombinanten Antikörper konnte die Infektiösität des neuartigen Corona­virus herabgesetzt werden. Die Forscher erhoffen sich, von diesen Erkenntnissen neue Therapieoptionen gegen SARS-CoV-2 ableiten zu können [Cantuti-Castelvetri L et al. Science 2020. doi: 10.1126/science.abd2985].

Risikofaktor Trisomie 21

Wie hoch ist das Sterberisiko durch COVID-19 bei Menschen mit dem Down-Syndrom? Dieser Frage sind Forscher um Ashley Kieran Clift nachgegangen und haben dafür in einer Kohortenstudie Daten aus der britischen Datenbank QResearch ausgewertet. Von den 8,26 Millionen eingeschlossenen Patienten hatten 4053 eine Trisomie 21. Von diesen verstarben innerhalb des Beobachtungszeitraums 68 Personen, von den übrigen beobachteten Probanden verstarben insgesamt 41.685. Nach Anpassung von den Faktoren Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index, Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankungen sowie einem Aufenthalt in einem Pflegeheim, ließ sich bei den Probanden mit Down-Syndrom ein geschätztes Sterberisiko mit einem Hazard-Ratio-Wert von 10,39 ermitteln (95%-Konfidenzintervall: 7,08 bis 15,23). Auch das Risiko, aufgrund einer SARS-CoV-2-Infektion in ein Krankenhaus eingewiesen werden zu müssen, war bei den Probanden mit dem Down-Syndrom um den Faktor 4,94 (95%-Konfidenzintervall: 3,63 bis 6,73) erhöht [Clift A K et al. Annals of Internal Medicine 2020. doi:10.7326/M20-4986].

Elektronische Schnüffelnase

Hunde haben ein besonders feines Näschen. Dieser biologische Vorteil wird zum Beispiel schon bei Diabetikern genutzt. Bei dieser Patientengruppe können die vierbeinigen Gefährten eine drohende Hypoglykämie früh anhand der ausgeatmeten Keton-Verbindungen erkennen und rechtzeitig Alarm schlagen. Dieses Prinzip versuchen Forscher seit Längerem auch auf Lungenerkrankungen wie Karzinome zu übertragen. Ein Nachteil dieser Methode sind jedoch die langen Trainingszeiten der Hunde. Auch bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 entstehen spezifische Entzündungs- und Stoffwechselmoleküle, die sich als flüchtige organische Verbindungen in der Ausatemluft von COVID-19-Patienten nachweisen lassen. Die Forscher der Universität Edinburgh und des Klinikums in Dortmund haben eine „elektronische Hundenase“ getestet, die SARS-CoV-2-­Infektionen erschnüffeln soll. Die elektronische Nase nutzt die Gaschromatografie, die mit der Ionenmobilitätsspektroskopie gekoppelt wird. Zur eindeutigen Identifikation der organischen Verbindungen misst der Gaschromatograf die Zeit, die die Verbindungen durch eine Trennsäule benötigen. Zu Beginn der Studie haben die Forscher typische Moleküle in der Ausatemluft von COVID-19-Patienten ausfindig gemacht und ein Profil von diesen erstellt. Anschließend wurde die elektronische Nase an 98 Patienten in Edinburgh und Dortmund getestet. Bei 27 Patienten war mittels eines rt-PCR(reverse-Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion)-Tests eine SARS-CoV-2-Infektion bestätigt worden, die übrigen Patienten hatten andere Lungenerkrankungen wie COPD, Asthma oder bakterielle Infektionen. In Edinburgh konnte mit einer Treffsicherheit von 80% (Sensitivität/Spezifität 82,4%/75%) und in Dortmund mit einer Treffsicherheit von 81,5% (Sensitivität/Spezifität 90%/80%) eine SARS-CoV-2-Infektion „erschnüffelt“ werden. Nach weiterer Validierung der Methode erhoffen sich die Forscher, mit der elektronischen Nase schnell und spezifisch COVID-19-Patienten ausfindig machen können [Ruszkiewicz D M et al. EClinicalMedicine 2020. doi:10.1016/j.eclinm.2020.100609].

Mortalität geht aktuell zurück

Es gibt auch gute Nachrichten in der Pandemie: Englische Forscher haben jetzt herausgefunden, dass die Sterblichkeit von hospitalisierten COVID-19-­Patienten seit März abgenommen hat. Insgesamt sind die Daten von 21.082 schwer an COVID-19 erkrankten Patienten in der Studie analysiert worden. Zum Höhepunkt der Pandemie (März 2020) lag die Sterblichkeit von Patienten auf einer Normalstation bei 26%, wenn sie auf der Intensivstation lagen sogar bei 41%. Im Vergleich dazu lag die Mortalität im Juni 2020 für Erkrankte auf einer Normalstation bei nur noch 7% und auf der Intensivstation nur noch bei 21%. Dies ließ sich laut den Forschern auf das jüngere Alter der Patienten zurückführen, die oft auch weniger Begleiterkrankungen haben. In einer weiteren Analyse wurden diese beiden Faktoren beachtet, und es wurde eine statistisch signifikante Sterblichkeit von 13% auf der Normalstation und 9% auf der Intensivstation berechnet. Die Forscher gehen davon aus, dass die Krankheit inzwischen besser erforscht ist und den Ärzten mehr Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen als im Frühjahr [John D et al. Critical Care Medicine 2020. doi: 10.1097/CCM.0000000000004747]. |

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