Prisma

Schützende Wasserwand

Kolibris durchfliegen Wasserfälle

Foto: kelifamily – stock.adobe.com

us | Kleine Vögel und besonders ihre Nester werden leicht Opfer von größeren Räubern. Wäre es da nicht praktisch, an einem besonders unzugänglichen Ort brüten zu können? Etwa hinter einem Wasserfall? Dazu müsste man ihn allerdings durchqueren können. Doch genau das können einige Kolibriarten. Biologen aus Kalifornien haben analysiert, wie es den kleinen Vögeln gelingt, die Barriere zu durchdringen. Ihre Versuchsobjekte waren vier Annakolibris mit einem Gewicht von rund fünf Gramm, die auf dem Campus der Universität von Kalifor­nien in Berkeley gefangen wurden. Für das Experiment bauten die Forscher eine Flugkammer, in der sie einen kleinen Wasserfall an- und ausschalten konnten. War einer der Vögel in der Flugkammer, konnte er sich an einer Futterstelle mit Nektar bedienen. Wurde der Wasserfall angeschaltet, trennte er die Kammer, und die Tiere waren gezwungen, ihn zu durchqueren, um das Futter zu erreichen. Allen Kolibris gelang die Passage in weniger als 100 ms. Dabei setzten sie unterschiedliche Techniken ein. Drei der Vögel benutzten einen Flügel, um den Wasserfall zu teilen, und durchquerten ihn dann seitwärts. Das vierte Tier durchbrach die Wasserbarriere frontal. Zur Durchquerung des Wasserfalls verringerten die Kolibris ihre Geschwindigkeit und die Amplitude ihrer Flügelschläge, die Frequenz der Flügelschläge zeigte dagegen keine signifikante Veränderung. Zum Vergleich lockten die Wissenschaftler auch einige Insekten in den Wasserfall. Während die kleinen Fruchtfliegen alle scheiterten, gelang die Durchquerung einigen Stubenfliegen, die mit einer Geschwindigkeit von mehr als 1,6 m/s unterwegs waren. Alle Versuche wurden in Zeitlupe gefilmt und digital analysiert. Die Kolibris wurden nach dem Ende des Experiments wieder in die Freiheit entlassen. |

Literatur

Ortega-Jimenez VM et al. Natural barriers; Waterfall transit by small flying animals. R. Soc. open sci. 7, 2020:201185. doi:10.1098/rsos.201185

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