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Arzneimittel und Therapie
Metoprolol schützt nicht jeden
Herzgesunde COPD-Patienten profitieren nicht
Betablocker werden bei COPD-Patienten oft zurückhaltend eingesetzt. Man fürchtet, dass sich die bronchokonstriktiven Eigenschaften negativ auf die Lungenfunktion auswirken. Die Ergebnisse einiger retrospektiver Beobachtungsstudien und Metaanalysen weisen jedoch darauf hin, dass sich COPD-bedingte Krankenhauseinweisungen und die allgemeine Mortalität durch Betablocker reduzieren lassen. Abwegig scheint der Gedanke nicht: Es ist bewiesen, dass kardiovaskuläre Erkrankungen einen Risikofaktor für akute COPD-Exazerbationen darstellen. Dass COPD-Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen von Betablockern profitieren, konnte unter anderem im Rahmen einer dänischen Registerstudie gezeigt werden (s. DAZ 2019, Nr. 22, S. 24). Auf Basis anderer Untersuchungen wurde die Vermutung geäußert, dass sich Betablocker bei COPD-Patienten auch dann positiv auswirken könnten, wenn gar keine kardiovaskulären Erkrankungen vorliegen. Stimmt das?
Eine prospektive placebokontrollierte, randomisierte Doppelblindstudie sollte nun ein Stück zur Klärung beitragen. In der sogenannten BLOCK-COPD-Studie (Beta-Blockers for the Prevention of Acute Exacerbations of Chronic Obstructive Pulmonary Disease) wurden 532 Patienten im Alter zwischen 40 und 85 Jahren entweder mit retardiertem Metoprolol (25 mg / 50 mg /100 mg pro Tag) oder Placebo behandelt. Alle Probanden litten an mittelschwerer bis schwerer COPD und hatten ein hohes Risiko für Exazerbationen. Ausgeschlossen wurden all jene Patienten, die entweder bereits Betablocker einnahmen oder eine entsprechende Indikation dafür aufwiesen. In der Studie wurden somit nur „Herzgesunde“ untersucht.
Mehr schwere Exazerbationen
Der primäre Endpunkt war die Zeit bis zum ersten Auftreten einer akuten Exazerbation unter der Therapie. In der Metoprolol-Gruppe waren dies 222 Tage im Median, in der Placebo-Gruppe 202 Tage. Der Unterschied war mit einer Hazard Ratio (HR) von 1,05 (95%-Konfidenzintervall [KI] 0,84 bis 1,32) nicht signifikant. Im Gegensatz zu Ergebnissen aus früheren Beobachtungsstudien zeigen diese Daten, dass Metoprolol bei COPD-Patienten ohne eine entsprechende Indikation für einen Betablocker keinen protektiven Effekt besitzt. Im Gegenteil: In der Metoprolol-Gruppe wurde im Vergleich zur Placebo-Gruppe ein erhöhtes Risiko für schwere akute Exazerbationen ermittelt, die stationär behandelt werden mussten (Hazard Ratio [HR] 1,91; 95%-KI 1,29 bis 2,83). Die Studie wurde vorzeitig gestoppt, nachdem die Probanden 336 bis 350 Tage lang behandelt worden waren. Zum einen war fraglich, ob im primären Endpunkt ein positives Ergebnis zu erzielen sei. Zum anderen wurden ernstzunehmende Sicherheitsbedenken angemeldet.
Übertragbarkeit fraglich
Aus der BLOCK-COPD-Studie lässt sich nicht ableiten, ob die Ergebnisse auf andere Betablocker oder Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen übertragbar sind. Es wurde ausschließlich Metoprolol, ein kardioselektiver Vertreter, gegen Placebo bei herzgesunden COPD-Patienten untersucht. Betablocker sollten also weiterhin wie in den Leitlinien empfohlen, bei Patienten mit COPD eingesetzt werden, wenn eine kardiovaskuläre Grunderkrankung vorliegt. Bei COPD-Patienten ohne solch eine Indikation scheint die Zurückhaltung, was den Einsatz von Betablockern betrifft, aber mehr als angebracht. |
Literatur
Dransfield MT et al. Metoprolol for the Prevention of Acute Exacerbations of COPD. N Engl J Med 2019; 381(24):2304-231
MacNee W. Beta-Blockers in COPD – A Controversy Resolved? N Engl J Med 2019; 381(24):2367-2368
Nielsen AO et al. β-Blocker Therapy and Risk of Chronic Obstructive Pulmonary Disease – A Danish Nationwide Study of 1.3 Million Individuals. EClinicalMedicine 2019;7:21-26
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