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Arzneimittel und Therapie
Kurz gemeldet
Aus für Indinavir
Proteaseinhibitoren sind seit vielen Jahren fester Bestandteil der hochaktiven antiretroviralen HIV-Therapie (HAART). Indinavir (Crixivan®) zählt zu den Proteaseinhibitoren der ersten Generation. Als das Arzneimittel 1996 zugelassen wurde, galt es als eine der effektivsten HIV-Therapien. Mittlerweile sind jedoch besser verträgliche Proteaseinhibitoren der zweiten Generation sowie neue Substanzklassen verfügbar. Hersteller MSD hat sich daher dazu entschlossen, Crixivan® aus dem Handel zu nehmen. Die 200-mg-Packungen werden bereits seit Ende September 2019 nicht mehr vertrieben. Zum Jahresende 2019 wurde nun auch der Vertrieb der 400-mg-Packungen eingestellt. Generische Präparate gibt es nicht. Patienten, die bislang mit Indinavir behandelt wurden, müssen auf andere Wirkstoffe umgestellt werden.
PSA-Test unter der Lupe
Der Nutzen des Bluttests zur Bestimmung des prostataspezifischen Antigens (PSA) ist umstritten. Das PSA-Screening zur Früherkennung eines Prostatakarzinoms gehört in Deutschland nicht zur Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen. Einem möglichen Nutzen durch eine frühzeitige Diagnose stehen Risiken durch Überdiagnose und Übertherapie gegenüber. Derzeit beschäftigt sich der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) erneut mit der Frage, ob der Test generell erstattet werden sollte. Dazu wurde ein Gutachten beim Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in Auftrag gegeben. Der Vorbericht liegt nun vor, die Nutzen-Schaden-Abwägung fällt negativ aus. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht. Die Beschlussfassung des G-BA ist allerdings erst für Januar 2022 geplant.
Estriol wird knapp
Wie das Unternehmen Dr. Kade / Besins Pharma GmbH mitteilt, ist es derzeit anscheinend schwierig, den Wirkstoff Estriol in ausreichenden Mengen zu bekommen. Der Hersteller von Oekolp® Vaginalcreme kämpft mit Lieferschwierigkeiten. Sowohl die 25‑g- als auch die 50-g-Packung sind derzeit nicht lieferbar. Mit einer Entspannung der Lage rechnet das Unternehmen frühestens Mitte Februar (25 g) bzw. frühestens Ende März 2020 (50 g). Oekolp® Vaginalcreme enthält 1 mg Estriol pro Gramm Vaginalcreme und wird zur Behandlung lokaler Beschwerden bei Estrogen-Mangel eingesetzt. Mögliche Alternativen sind Ovestin® Vaginalcreme und Estriol Wolff® – Letzteres ist allerdings nur 0,5%ig dosiert. Gegebenenfalls kann auch eine andere Darreichungsform verordnet werden. Oekolp® Tabletten und Ovula sind momentan lieferbar.
Neues Migränemittel
Das Calcitonin-Gene-Related-Peptide (CGRP) hat sich als Angriffspunkt in der Migräneprophylaxe bewährt. Verschiedene Antikörper nutzen das Therapieprinzip. Nun hat in den USA erstmals ein niedermolekularer CGRP-Rezeptoragonist die Zulassung erhalten: Ubrogepant (Ubrelvy™, Allergan) ist der erste Vertreter der sogenannten Gepante und wird oral appliziert. Im Gegensatz zu Erenumab und Co. ist Ubrogepant jedoch nicht zur Migräneprophylaxe zugelassen, das neue Arzneimittel ist ausschließlich in der Akuttherapie indiziert – und zwar bei akuter Migräne mit oder ohne Aura bei Erwachsenen. Die Tabletten sollen in zwei Wirkstärken (50 mg und 100 mg) auf den Markt kommen. Wirksamkeit und Sicherheit wurden in den Studien ACHIEVE I und ACHIEVE II belegt. In Europa wurde bislang kein Zulassungsantrag eingereicht.
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