Arzneimittel und Therapie

Rosacea als mögliches Frühwarnsystem

Hauterkrankung mit Dyslipidämie und Hypertonie assoziiert

Rosacea tritt als chronisch entzündliche Hauterkrankung zumeist an Stirn, Nase und Oberlippe auf. Sie zählt zu den systemischen Krankheiten und kann auch mit kardio­metabolischen Erkrankungen einhergehen. Hierzu haben frühere Studien kontroverse Ergebnisse geliefert. Ein aktueller Review hat jetzt den möglichen Zusammenhang zwischen Rosacea und kardiometabolischen Erkrankungen untersucht.

Die Pathogenese von Rosacea ist bislang weitgehend unbekannt, es werden jedoch eine Fehlregulierung des Immunsystems, genetische und äußere Einflüsse diskutiert. Bekannt dagegen ist, dass Nicotin- und übermäßiger Alkoholkonsum, Lebensstil und Ernährung sowie Stress das Risiko für die Hauterkrankung erhöhen. Ebendiese Faktoren beeinflussen auch kardiometabolische Erkrankungen wie Diabetes mellitus, koronare Herzkrankheit, Bluthochdruck, Dyslipid­ämie und Adipositas. Durch die gemeinsamen Risikofaktoren besteht möglicherweise ein Zusammenhang zwischen den beiden Erkrankungen. Da Rosacea meist im Alter von 20 bis 50 Jahren auftritt, kardiometabolische Erkrankungen in der Regel jedoch später, könnte die Hauterkrankung möglicherweise ein früher Indikator für kardiometabolische Erkrankungen sein. Dieser vermutliche Zusammenhang wurde jetzt in einem aktuellen systematischen Review untersucht. Insgesamt wurden von den 404 gefundenen Publikationen 13 Studien in die Metaanalyse eingeschlossen. Die zwei Kohorten- und elf Fallkontrollstudien repräsentierten 50.442 Patienten mit Rosacea, 71,44% davon weiblich, und mehr als 1,5 Millionen Patienten in der Kontrollgruppe. Die Endpunkte waren neben kardiometabolischen Erkrankungen auch diverse Blutwerte. Die Bewertung der Studien nach Newcastle-Ottawa Skala erbrachte durchwegs eine hohe Qualität.

Foto: Oleksandr Moroz – stock.adobe.com

Höheres Risiko für Dyslipidämie und Hypertonie

Es konnte gezeigt werden, dass Rosacea mit einem signifikant höheren Risiko für Dyslipidämie (relatives Risiko (RR) 1,32; 95%-KI 1,10 bis 1,58, p = 0,002) einhergeht. Insgesamt wiesen die Rosacea-Patienten einen höheren Gesamtcholesterol-Wert (standardisierte mittlere Differenz (SMD) 0,42; 95%-KI 0,17 bis 0,68, p = 0,001), höhere LDL-Chlolesterol-Werte (SMD 0,37; 95%-KI 0,18 bis 0,56, p = 0,000) sowie höhere Triglycerid-Werte (SMD 0,28; 95%-KI 0,08 bis 0,49, p = 0,006) auf als die Patienten in der Kontrollgruppe. Als Ursache vermuten die Forscher, dass bei entzündlichen Prozessen, wie sie bei Rosacea auf­treten, das ausgeschüttete IL-1β die Strukturen von LDL und HDL so verändert, dass sie nicht mehr in der Lage sind, Cholesterol im Blut zu transportieren. Auch die Wahrscheinlichkeit, eine Hypertonie zu entwickeln, war in der Rosacea­gruppe signifikant erhöht (RR 1,20; 95%-KI 1,08 bis 1,34, p = 0,001). Studien in der Vergangenheit haben gezeigt, dass Hypertonie häufig mit einer Aktivierung des sympathischen Nervensystems und Gefäßveränderungen einhergeht. Auch Temperaturänderungen und scharfes Essen, die als Trigger der Rosacea zählen, aktivieren sensorische Nerven. Ebenso spielt die neurovaskuläre Dysregulation als pathophysiologisches Merkmal bei der Rosacea eine Rolle. Die Autoren weisen darauf hin, dass in der Hyper­tonietherapie von Rosacea-Patienten Calciumkanal-Antagonisten aufgrund ihrer vasodilatierenden Wirkung möglichst vermieden werden sollten. Bevorzugt sollten hier Carvedilol oder Spironolacton eingesetzt werden.

Frühes Screening soll helfen

Dagegen konnte keine statistisch signifikante Assoziation zwischen Rosacea und koronarer Herzkrankheit (RR 0,89; 95%-KI 0,59 bis 1,34, p = 0,575). bzw. Rosacea und Schlaganfall (RR 0,94; 95%-KI 0,70 bis 1,27, p = 0,705) gezeigt werden. Obwohl die Rosacea-Gruppe durchschnittlich höhere Nüchternblutzuckerwerte aufwies, war die Inzidenz für einen Diabetes mellitus (RR 1,15; 95%-KI 0,92 bis 1,42, p = 0,216) in der Rosacea-Gruppe nicht signifikant erhöht. In der Sensitivitätsanalyse zeigten sich die Ergebnisse dieser Metaanalyse stabil. Allerdings gab es eine große Variabilität der Studien im Hinblick auf Einschluss- und Diagnosekriterien. Die Forscher schlussfolgern, dass Patienten mit Rosacea auf Zeichen von kardiometabolischen Erkrankungen gescreent werden sollten, um eine Therapie frühzeitig einleiten zu können. |

Literatur

Chen Q et al. Association between Rosacea and Cardiometabolic Disease: A Systematic Review and Meta-Analysis. Journal of the American Academy of Dermatology 2020; doi: 10.1016/j.jaad.2020.04.113

Deutsche Rosacea Hilfe e. V. Herzlich Will­kommen. www.Rosazeahilfe.de. Abruf am 02. Juni 2020

Apothekerin Jutta Hupfer

Das könnte Sie auch interessieren

Auch in der Gesamtschau zeigt sich kein Nutzen

ASS in der Primärprävention vor dem Aus?

Hochaktive Matrix-Metalloproteasen als Schnittstelle diskutiert

Erhöht Rosacea das Risiko für Parkinson?

Daten bei akutem Koronarsyndrom sprechen für PCSK9-Hemmer

Weniger kardiovaskuläre Ereignisse auch unter Alirocumab

Klarer Nutzen bei Patienten mit vaskulären Vorerkrankungen

Auch Hochbetagte profitieren von Statinen

Fischöl, Roter Reis und Co. senken LDL-Cholesterol-Wert nicht besser als Placebo

Statin versus Nahrungsergänzungsmittel

Besonders Liraglutid und Dulaglutid fallen auf

Gallenprobleme unter Inkretin-Mimetika

Migräneantikörper lindert Rötungen und Flushing

Erenumab bei Rosazea untersucht

Demenzrisiko sinkt durch antihypertensive Therapie

Blutdrucksenkung schützt auch den Kopf

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.