Feuilleton

Nie wieder nur Nebenrolle

Ein Gastkommentar

Andreas Kaapke ist Professor für Handelsmanagement und Handelsmarketing an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW)

Nun ist die Katze aus dem Sack: in Filmen und Fernsehproduktionen sind Apothekerinnen und Apotheker selten und wenn, dann doch eher in Nebenrollen zu beobachten. Andere freie Berufe sind deutlich präsenter – beispielsweise Ärzte oder auch Rechtsanwälte.

Dass das Fernsehen in den letzten Jahren einen Bedeutungsverlust erlebt hat, ist nicht zu verleugnen, was aber nicht heißt, dass Filme und Serien weniger frequentiert werden, aber eben nicht mehr nur über das Medium Fernsehen, sondern über Streamingdienste losgelöst von einer Sendezeit.

Nichtsdestotrotz geht vom Fern­sehen immer noch eine ungemein wichtige Informationsversorgung und Unterhaltungsfunktion aus und dies nicht nur mit fakten­basierten Nachrichten, sondern eben auch über subtilere Botschaften in Genres wie Romanzen, Schmonzetten bis hin zu Krimis und Thriller.

Denn das ist dem Beitrag von Redmann und Friedrich ebenfalls zu entnehmen: die Unkenntnis in der breiten Bevölkerung, was Apothekerinnen und Apotheker tagtäglich leisten, ist groß. Und ja sogar so bemerkenswert, dass in den wenigen Sequenzen mit Apothekern (in ­Nebenrollen) die Fehlerquote ­dessen, was diese Apotheker-Charaktere machen oder lassen, erstaunlich hoch ist.

Und was wir bei Ärzten, Rechtsanwälten, Schornsteinfegern und Förstern erleben, darf den Apo­thekern nur recht sein. Eine gut recherchierte und sympathisch rüberkommende Vorabendserie mit einer Apothekerin oder einem Apotheker als Kristallisationspunkt ­ließe viele inhaltlich bedeutsamen Botschaften vermitteln, die ansonsten allenfalls dokumentarisch oder gar oberlehrerhaft rüberkämen.

Meine Idealvorstellung wäre ein ­Format wie der „Tatort“, sodass auch unterschiedliche Charaktere, aber auch Facetten des Apothekerberufs aufgezeigt werden könnten. Aus Sachsen den Apotheker als Funktionär, der sich für die Belange des Berufsstandes in der Gesundheits­politik einsetzt, aus dem Westfälischen einen Amtsapotheker, der über die ordnungsgemäße Betriebsführung wacht, im Hotspot Berlin eine Großstadtapotheke mit all den Bevölkerungsgruppen, die dort aufschlagen und im länd­lichen Schwaben die Rundum-Sorglos-Apotheke am besten mit drei Generationen in der Offizin. Aus dem Uniklinikum Köln könnte sich der Krankenhausapotheker dazuschalten und aus dem Frankfurter Raum die Inhaberin mit der Äppelwoi-Apotheke und der Handkäs-Mit-Musik-Filiale.

Das Spektrum dramaturgisch aufbereiteter Themen ist gewaltig und durch die unterschiedlichen Schwerpunkte könnte man nahezu alle wichtigen Inhalte in Spielfilm- oder Serienformate platzieren und ausrollen.

Würden die Standesorganisationen dies durch eine Marktforschung begleiten, dürfte sicher sein, dass nach schon einem Jahr die Kenntnis über Apotheken in einer repräsentativen Bevölkerung signifikant gestiegen wäre. Das an sich schon immer gute Image würde nochmals gesteigert werden können und mit Faktenwissen angereichert. Gäbe es dann auch noch die junge, hippe, leicht flippige, im Job aber extrem gründliche Jungapothekerin, die sich selbstständig gemacht hat, Familie und Arbeit miteinander verbindet und einen IT-Nerd als Freund und mit ihm gemeinsam ein erstes Kind hat („Ge­heiratet wird später!“) sind zwar alle Klischees bemüht, aber eben auch alle Zielgruppen angesprochen.

In Summe wäre die Konsequenz eine so wichtige Aufwertung des Berufsstands und eine gestiegene positive Grundeinstellung in weiten Teilen der Bevölkerung. Natürlich ist das kitschig, aber was bei Ärzten, Anwälten und Förstern funktioniert, kann bei Apothekern nicht schief­gehen. Und natürlich könnte dies als Bagatellisierung der Aufgaben der Apotheke interpretiert werden (die anderen freien oder gezeigten Berufe stören sich daran offensichtlich wenig!). Ein Berufsstand, der keine Chance verstreichen lässt, sich selbst Barrierefreiheit zu etikettieren, sollte hierbei keine Hemmschwelle haben.

Aus den goldenen Zeiten des Fern­sehens ist bekannt, dass es viele Zuschauer gab, die sich am liebsten von Professor Brinkmann in der Schwarzwaldklinik hätten operieren oder wenigstens untersuchen lassen. So weit muss es nicht gehen, wenn aber die Fiktion das sympathische Abbild des Lebens verkörpert, werden aus Träumen Realität. Dann wünscht man sich den sächsischen Funktionär in seiner Nähe, die schwäbische Rundum-Sorglos-Apotheke als Blaupause und die junge, hippe Apothekerin aus der Metro­pole hätte man auf dem Schirm, wenn es mit dem IT-Nerd doch nicht mehr geht. Wo es menschelt, macht es bekanntlich Spaß!

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