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Apotheke und Markt
Bei Diabetes an Mikronährstoffe denken
Benfotiamin, Alpha-Liponsäure und Vitamin B12 bei neurologischen Folgeschäden
Bei Diabetes hängt viel von der Mikronährstoff-Versorgung ab. Diese sei aber gefährdet, erklärte der Neurologe Prof. Dr. Karl-Heinz Reiners. Z. B geht Vitamin B1 bei Diabetikern vermehrt über den Urin verloren, während der Bedarf aufgrund der Hyperglykämie steigt. Und eine Therapie mit Metformin stört die Resorption von Vitamin B12. Langfristig führt beides zu Schäden am Nervensystem. Tatsächlich zeigt sich bei jedem dritten Diabetes-Patienten im Krankheitsverlauf eine Neuropathie, typischerweise mit Kribbeln, Brennen, Schmerzen und Taubheit in den Füßen. Als wichtigste Maßnahmen hiergegen haben sich Änderungen im Lebensstil und die optimale Einstellung des Blutzuckers erwiesen. Zudem sollten die fehlenden Mikronährstoffe supplementiert werden. Laut Reiners supplementiert man im Fall von Vitamin B1 am besten die B1-Vorstufe Benfotiamin. Das Molekül ist fettlöslich und diffundiert leicht in den Körper. So gelangt Benfotiamin direkt vom Blut in die Zielorgane und ist damit fünf Mal besser bioverfügbar als wasserlösliches Thiamin. Das stellte man in Untersuchungen nach der Einnahme äquimolarer Mengen fest. Klinisch verbesserten sich nach sechs Wochen die neuropathischen Symptome, wobei ein dosisabhängiger Effekt bei 600 mg Benfotiamin auftrat. Benfotiamin ist der Wirkstoff in Milgamma® protekt. Eine Tablette enthält 300 mg, ist rezeptfrei in der Apotheke erhältlich und kann mit gängigen Diabetes-Arzneimitteln kombiniert werden.
Auch Alpha-Liponsäure (z. B. in Thiogamma®) greift kausal in das Krankheitsgeschehen ein. Die Substanz wirkt antioxidativ und reduziert den oxidativen Stress, der bei einer Hyperglykämie entsteht. Das schützt die Zellen und lindert die Symptome. In diesem Zusammenhang verwies Reiners auf die Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft, die Alpha-Liponsäure und Benfotiamin als Therapieoptionen bei der diabetischen Neuropathie erwähnen.
Dass auch ein Vitamin B12-Mangel zu neurologischen Folgeerkrankungen führt, berichtete die Neurologin Prof. Dr. Marija Djukic. Ein B12-Mangel wird häufig bei älteren und multimorbiden Personen beobachtet, ebenso bei einer Langzeittherapie mit Metformin oder Säureblockern. Selbst bei Resorptionsstörungen kann oral behandelt werden, wenn die Dosierung ausreichend hoch ist. Als wirksam haben sich 1000 μg Vitamin B12 erwiesen, zum Beispiel in B12 Ankermann® Dragees. Da ein großer Teil unabhängig vom Intrinsic Faktor passiv ins Darmlumen diffundiert, ist die Therapie einfach, patientenfreundlich und gut verträglich; geeignet auch für Patienten unter Antikoagulation oder mit chronischen Magenerkrankungen.
Quelle:
Video-Pressekonferenz: „Wenn Krankheiten und Arzneimittel auf die Nerven gehen: Welche Rolle spielen Biofaktoren bei neurologischen Erkrankungen?“ 27. April 2020, veranstaltet von Wörwag Pharma
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