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Arzneimittel und Therapie
Kein Wundermittel gegen Demenz
ASS enttäuscht in großer Studie
Trotz vielfältigster Forschungsansätze fehlen bis heute effektive Therapie- und Prophylaxemöglichkeiten für die Demenz. Ideal wären Behandlungsoptionen mit etablierten Langzeittherapeutika. Für ASS wurden diese Erwartungen jedoch nicht erfüllt.
Niedrig dosierte Acetylsalicylsäure (ASS) wird zur Sekundärprävention kardiovaskulärer Erkrankungen eingesetzt. Der Cyclooxygenasehemmer vereint antiinflammatorische und anti-aggregatorische Wirkungen. ASS könnte somit auch zu einer Verringerung zerebrovaskulärer Risikofaktoren, zur Prävention des Abbaus kognitiver Fähigkeiten sowie einer Verringerung der Inzidenz demenzieller Erkrankungen beitragen. Erkenntnisse aus Beobachtungsstudien zu ASS und weiteren nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) zeigten positive Wirkungen auf. Doch großangelegte kontrollierte Doppelblindstudien zu dieser Fragestellung fehlten bislang. Ein Konsortium australischer und amerikanischer Forscher hat diese Lücke nun gefüllt: In der ASPREE-Studie (Aspirin in reducing events in the elderly) wurden insgesamt 19.114 Studienteilnehmer randomisiert entweder mit 100 mg ASS oder Placebo behandelt. Die Probanden waren mindestens 70 Jahre alt, hatten bei Studieneinschluss aber weder kardiovaskuläre Vorerkrankungen noch eine Demenz-Diagnose. Die Teilnehmer wurden im Mittel über 4,7 Jahre nachverfolgt. Zu Studienbeginn, nach einem Jahr sowie anschließend zweijährlich wurden mehrere kognitive Untersuchungen durchgeführt. 964 Probanden zeigten Anzeichen einer Demenz. Bei ihnen wurden spezifische Testungen zur diagnostischen Abklärung vorgenommen: In 575 Fällen wurde die Demenz bestätigt, und 41% dieser Fälle wurden klinisch als eine Demenz vom Alzheimer-Typ klassifiziert. Dabei wurde jedoch kein Unterschied zwischen den beiden Behandlungsarmen festgestellt. Das Risiko einer Demenzentwicklung (Hazard Ratio [HR] 1,03; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,91 bis 1,17), vermuteter Alzheimererkrankungen (HR 0,96; 95%-KI 0,74 bis 1,24) oder einer milden kognitiven Störung (HR 1,12; 95%-KI 0,92 bis 1,37) war unter ASS im Vergleich zu Placebo nicht reduziert. Ebenso wurden keine Unterschiede im Ausmaß der kognitiven Veränderungen über den Beobachtungszeitraum ermittelt, sodass insgesamt kein Nutzen einer mehrjährigen ASS-Einnahme festzustellen war. Die Studienautoren räumen ein, dass der Studienzeitraum von fünf Jahren sowie der Einschluss verhältnismäßig gesunder Probanden möglicherweise ungeeignet waren, um Vorteile einer niedrig dosierten Behandlung mit ASS festzustellen. |
Literatur
Ryan J et al. Randomized placebo-controlled trial of the effects of aspirin on dementia and cognitive decline. Neurol 2020; doi:10.1212/WNL.0000000000009277
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