Arzneimittel und Therapie

Stillen trotz Antiepileptikum

Bei Säuglingen nur geringe Konzentrationen nachweisbar

Frauen mit Epilepsie können in den seltensten Fällen auf eine medikamentöse Therapie verzichten, auch wenn der Einsatz von Arzneimitteln während Schwangerschaft und Stillzeit kritisch abgewogen werden muss. Doch werden bei einer Behandlung mit Antiepileptika tatsächlich relevante Mengen mit der Muttermilch aufgenommen? Hierzu gibt es nun beruhigende Daten.

Experten empfehlen die Muttermilch als alleinige Ernährung für die ersten sechs Lebensmonate. Das Stillen hat zahlreiche gesundheit­liche Vorteile sowohl für das Kind als auch für die Mutter. So kann beispielsweise das Risiko für Diabetes oder Asthma beim Kind gesenkt werden. Stillende Frauen erkranken unter anderem seltener an Brust- und Eierstockkrebs. Jedoch ist die Studienlage bezüglich der Sicherheit des Stillens unter Anti­epileptika-Einnahme sehr spärlich, sodass viele Ärzte zurückhaltend in ihren Empfehlungen sind. Von den zugelassenen Antiepileptika werden in der Schwangerschaft und Stillzeit am häufigsten Lamotrigin und Levetiracetam verordnet.

In einer prospektiven, multizentrischen Kohortenstudie (MONEAD, The Maternal Outcomes and Neurodevelopmental Effects of Antiepileptic Drugs) wurden die Daten von Frauen mit Epilepsie und deren Kindern mit einer Nachbeobachtung bis zu einem Alter von sechs Jahren ausgewertet. Insgesamt wurden 351 Frauen im Alter von 18 bis 47 Jahren eingeschlossen und während der Schwangerschaft und neun Monate nach der Geburt be­obachtet; die Kinder wurden ab der Geburt in die Studie aufgenommen. Von 345 Säuglingen wurden 222 (64,3%) nach der Geburt gestillt, für 146 (42,3%) waren Antiepileptika-Konzentrationen verfügbar. Die Daten von 138 Säuglingen wurden bei der Auswertung berücksichtigt: Bei ihnen waren korrespondierende Messwerte der mütterlichen Blutspiegel vorhanden.

In der Studie konnte gezeigt werden, dass 49,3% aller Antiepileptika-Konzentrationen bei den gestillten Säuglingen unterhalb der unteren Bestimmungsgrenze lagen. Der mittlere Anteil der Säuglings-zu-Mutter-Konzentration lag für die verschiedenen, von den Müttern eingenommenen Antiepileptika und einen Metaboliten zwischen 0,3% und 44,2% (Lamotrigin 28,9%, Levetiracetam 5,3%, Zonisamid 44,2%, Carbamazepin 5,7%, Carbamazepin-10,11-Epoxid 5,4%, Oxcarbazepin 0,3%, Topiramat 17,2%, Valproinsäure 21,4%). Des Weiteren konnte in einer multiplen linearen Regression gezeigt werden, dass die mütterliche Lamotrigin-Konzentration signifikant mit der Konzentration bei den Säuglingen korreliert. Bei Levetiracetam war dies nicht der Fall. Für die anderen Antiepileptika wurde diese Analyse nicht durchgeführt.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Anti­epileptika-Exposition bei gestillten Säuglingen gering ist. Dies erklärt laut den Autoren, weshalb in vorherigen Studien keine negativen Auswirkungen auf die Gehirnentwicklung bei gestillten Säuglingen, deren Mütter Antiepileptika einnehmen, festgestellt werden konnten. Die Studie unterstreicht somit die Sicherheit des Stillens unter Antiepileptika-Einnahme. |

Literatur
Birnbaum AK et al. Antiepileptic Drug Exposure in Infants of Breastfeeding Mothers With Epilepsy. JAMA Neurol 2019; doi:10.1001/jamaneurol.2019.4443

Apothekerin Dr. Martina Wegener

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