Arzneimittel und Therapie

Hypophosphatämien nach Eiseninfusionen

Art der Verbindung beeinflusst Sicherheitsprofil

Eiseninfusionen sollten zur Behand­lung von Mangelzuständen nur dann eingesetzt werden, wenn eine für gewöhnlich ausreichende orale Therapie nicht möglich ist: Die intra­venöse Applikation ist mit erhöh­ten Risiken verbunden. Dabei gibt es jedoch Unterschiede zwischen verschiedenen Präparaten. In einer aktuellen Untersuchung wurden Eisenisomaltosid und Eisen­carboxymaltose verglichen.

Ist die orale Therapie einer Eisenmangel-Anämie nicht erfolgreich oder unverträglich, können intravenöse Eisenpräparate das Defizit rasch ausgleichen. Jedoch rücken die potenziellen Nebenwirkungen einer parenteralen Eisentherapie zunehmend in den Fokus. So hat der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) der europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) erst kürzlich die Aufnahme eines weiteren Risikosignals in die Produktinformationen der parenteral verabreichten Eisen­präparate empfohlen (Kounis-Syndrom: akute allergische Koronar­arterienspasmen, die zu einem Myokardinfarkt führen können). Aus ­Studien gibt es zudem Hinweise auf Hypo­phosphatämien unter intravenöser Eisentherapie. Diese werden durch eine akute Erhöhung des intakten Fibro­blasten-Wachstumsfaktors 23 und eine dadurch bedingte erhöhte rena­le Phosphatausscheidung sowie verringerte 1,25-Dihydroxy-Vit­amin‑D-Spiegel verursacht. Hypophosphatämien können schwerwiegende Komplikationen wie Rhabdomyolysen und Herzversagen nach sich ziehen. Ein chronischer Phosphatmangel geht unter anderem mit einem stark er­höhten Frakturrisiko einher. Unklar ist bislang, ob dieses Risiko klassen­spezifisch ist, oder ob es substanz­abhängige Unterschiede gibt.

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Das Auftreten von Hypophosphatämien unter Eisenisomaltosid- und Eisencarboxymaltose-Behandlung wurde in zwei identisch aufgebauten randomisierten klinischen Studien untersucht. Dadurch sollte die Aussagekraft der Ergebnisse erhöht und der Zulassungsantrag von Eisenisomaltosid in den USA unterstützt werden. Insgesamt wurden 245 vornehmlich weibliche Patienten mit Eisenmangel-Anämie (Hämoglobin ≤ 11 g/dl, Serumferritin ≤ 100 ng/ml) und Intoleranz oder Nichtansprechen auf eine mindestens einmonatige orale Eisentherapie eingeschlossen. 1000 mg Eisenisomaltosid (z. B. in Monofer®) wurden an Tag null einmalig appliziert, Eisencarboxymaltose (z. B. in Ferrinject®) wurde in zwei Dosen zu je 750 mg an den Tagen null und sieben verabreicht. Serum­phosphat sowie zwölf weitere Biomarker der Mineral- und Knochenhomöostase wurden im Studienverlauf mehrmals bis zum Tag 35 bestimmt. Als primärer Endpunkt wurde das erstmalige Auftreten einer Hypophosphatämie (Serumphosphat ≤ 2 mg/dl) im gesamten Beobachtungszeitraum definiert. Hypophosphatämien traten unter Eisenisomaltosid in beiden Studien signifikant seltener auf als unter Eisencarboxymaltose. In Studie A wurde bei 7,9% der Patienten mit intravenöser Eisenisomaltosid-Behandlung und bei 75% der Patienten mit einer Eisen­carboxymaltose-Behandlung eine Hypophosphatämie festgestellt. In Studie B waren 8,1% der Studienteilnehmer unter Eisenisomaltosid von einer Hypophosphatämie betroffen, unter Eisencarboxymaltose waren es 73,7%. Auch auf etliche sekundäre Parameter wirkte sich Eisencarboxymaltose signifikant negativer aus als Eisenisomaltosid. Von besonderer Relevanz waren hier die Reduktion des Serumphosphats, die Erhöhung der ­renalen Phosphatausscheidung, die ­Erhöhung des intakten Fibroblasten-Wachstumsfaktors 23 und die Reduktion der 1,25-Dihydroxy-Vitamin-D-Spiegel. Die Parameter Hämoglobin, Ferritin und Transferrin-Sättigung besserten sich unter beiden Therapien. Die Studien weisen Limitierungen auf wie fehlende Verblindung, fehlende Erfassung eines klinischen Endpunktes sowie unterschiedliche, jedoch den Herstellerempfehlungen entsprechende Dosierungen der Prüfprodukte. Die Studien wurden zudem von Pharmacosmos A/S, dem Hersteller von Monofer®,finanziert. Dennoch geben die ­bereits nach den ersten Infusionen festgestellten Unterschiede Hinweise darauf, dass es bezüglich der Risiken von parenteralen Eisengaben auf die jeweilige Verbindung ankommt. |
 

Literatur

Wolf M et al. Effects of Iron Isomaltoside vs Ferric Carboxymaltose on Hypophosphatemia in Iron-Deficiency Anemia. JAMA 2020;323(5):432-443

Pharmacovigilance Risk Assessment Committee (PRAC). Neufassung des Wortlauts der Produktinformationen – Auszüge aus den Empfehlungen des PRAC zu Signalen. Verabschiedet im Rahmen der PRAC-Sitzung vom 28. bis 31. Oktober 2019. EMA/PRAC/601871/2019. www.ema.europa.eu

Apotheker Dr. Peter Meiser

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