Perspektivenwechsel

us | Sich in die Gedankenwelt anderer Personen hineinversetzen zu können, ist entscheidend für die täglichen Interaktionen der Menschen. Ohne diese Fähigkeit, die auch als „Theory of Mind“ bezeichnet wird, wäre ein soziales Miteinander nicht möglich. ­Neurowissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig haben untersucht, in welchem Alter Kinder ­dieses Sich-Hineinversetzen-Können entwickeln. An dem Experiment nahmen 38 Kinder zwischen drei und vier Jahren teil. Ihnen wurden kurze Filme vorgespielt, in denen sich Szenen wie die folgende abspielten: Eine Maus, die von einer Katze verfolgt wird, versteckt sich in einer von zwei Boxen. Dann wechselt sie die Box, oder verlässt die Szene ganz, ohne dass die Katze dies beobachtet. Schließlich macht sich die Katze auf den Weg, die Maus zu suchen. Die Augenbewegungen der Probanden wurden dabei von einem Eye-Tracker aufgezeichnet. Im Anschluss stellten die Beobachter den Kindern Fragen darüber, wo die Katze die Maus ihrer Vermutung nach suchen würde. ­Außerdem wurden mit dem Magnetresonanztomographen (MRT) Aufnahmen der Gehirne aller Teilnehmer gemacht, um festzustellen, ob die Entwicklung bestimmter Hirnregionen mit den Testergebnissen korreliert. Anhand der Augenbewegungen stellten die Wissenschaftler fest, dass alle Kinder vermuteten, die Katze würde in der ersten Box suchen. Wurden sie jedoch danach gefragt, antworteten die jüngeren Kinder eher falsch, während die älteren eher richtig tippten. Die Entwicklung der Großhirnrinde, des Precuneus und des temporoparietalen Übergangs sind entscheidend dafür, dass Kinder fremde Perspektiven nicht nur nachvollziehen, sondern auch kommunizieren können, wie aus den MRT-Daten hervorging. |