Arzneimittel und Therapie

Auf Enzymmangel testen

Vorsicht bei Fluorouracil und Co.

mp | Patienten, die parenteral mit dem Zytostatikum Fluorouracil oder dessen Vorstufen Capecitabin und Tegafur behandelt werden, sollen auf den Mangel des Enzyms Dihydropyrimidin-Dehydro­genase (DPD) getestet werden. Das hat der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich Pharmakovigilanz (PRAC) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) im März 2020 empfohlen. Tumorpatienten, die einen DPD-Mangel aufweisen, können Fluorouracil und dessen Prodrugs nur begrenzt abbauen. Die Kumulation im Blut führt zu schweren und zum Teil tödlichen Nebenwirkungen wie Neutropenie, Neurotoxizität, aber auch zu schweren Durchfällen und Entzündungen der Mundschleimhaut. Ein DPD-Mangel lässt sich durch Bestimmung der Wirkstoff-Plasmakonzen­trationen oder durch Genomuntersuchungen feststellen. Bei Patienten mit relativem DPD-Mangel kann die Dosis der Zytostatika reduziert und die Behandlung trotzdem durchgeführt werden. Wird jedoch ein absoluter DPD-Mangel festgestellt, dürfen Betroffene nicht mit Fluorouracil, Capecitabin oder Tegafur behandelt werden.

Auch das Antimykotikum Flucytosin wird durch die Dihydropyrimidin-­Dehydrogenase abgebaut. Bei schweren Pilzinfektionen sollte der Test vor der intravenösen Therapie mit Flucytosin jedoch nicht durchgeführt werden, um den Behandlungsbeginn nicht zu verzögern. Nur wenn zuvor beim betroffenen Patienten ein vollständiger DPD-Mangel beschrieben wurde, ist Flucytosin kontraindiziert.

Die PRAC-Empfehlung wurde im Rahmen eines Risikobewertungs­verfahrens der Pyrimidin-Analoga Fluorouracil, Capecitabin, Tegafur und Flucytosin veröffentlicht, das im März 2019 eingeleitet worden war. |

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