Thiaziddiuretika auf dem Prüfstand

Thiaziddiuretika hemmen die Resorption von Natriumchlorid und Wasser im distalen Abschnitt des Tubulussystems der Nieren. Hydrochlorothiazid ist die meistverordnete Verbindung dieser Wirkstoffgruppe, wohingegen die im Jahr 2017 veröffentlichte Hypertonie-Leitlinie der amerikanischen Heart Association Chlorthalidon als Mittel der Wahl definiert. Begründet wird dies mit der längeren Halbwertszeit des Wirkstoffs und den klinischen Daten zur Senkung kardiovaskulärer Risiken. Die Leitlinie der europäischen Fachgesellschaften sieht hingegen aufgrund fehlender Direkt­vergleiche keine belegbaren Vorteile für einen der Wirkstoffe und spricht demgemäß keine Empfehlung aus.

Unter Federführung amerikanischer Wissenschaftler wurden nun Verschreibungs- und Gesundheitsdaten von 730.225 Patienten mit erstmaliger antihypertensiver Therapie analysiert, um Chlorthalidon mit Hydrochlorothiazid zu vergleichen. Als primärer Zielparameter wurde das Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse (Herzinfarkt, Hospitalisierung aufgrund von Herzinsuffizienz, Schlaganfall) über den Behandlungszeitraum definiert. Bei 36.918 Chlorthalidon-Patienten traten 149 kardiovaskuläre Ereignisse im Behand­lungszeitraum auf, bei 693.337 Patienten unter Hydrochlorothiazid-Therapie wurden insgesamt 3089 Ereig­nisse dokumentiert. Hierbei konnten keine statistischen Unterschiede festgestellt werden. Die Einnahme von Chlorthalidon war jedoch im Vergleich zu Hydrochlorothiazid mit einem signifikant erhöhten Risiko für das Auftreten von Hypokaliämien, Hyponatriämien, akutem Nierenversagen, chronischen Nierenerkrankungen sowie Typ-2-Diabetes verbunden. Abnor­me Gewichtszunahmen waren unter Chlorthalidon vermindert. Den Studienautoren zufolge stützen diese Daten aus dem klinischen Alltag daher nicht die derzeitigen Empfehlungen der amerikanischen Leitlinien. |