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- DAZ 11/2020
- Ein Hochrisiko-Vorhaben
Existenzgründung
Ein Hochrisiko-Vorhaben?
Die Selbstständigkeit kann für Apotheker immer noch interessant sein
Für den Nachwuchs sind die Zeiten in der Tat nicht einfacher geworden. Einerseits werden goldene Zeiten für das Gesundheitswesen und die Apotheken beschworen. Die Standardargumente zielen auf den steigenden medizinischen Bedarf insbesondere infolge der Alterung ab. Etliche dieser Positivzeichnungen beruhen jedoch schlicht auf Eigeninteresse zahlreicher Profiteure der Apothekenbranche – Großhändler, Banken, Einrichter, diverse Berater und manche mehr. In realiter wird jedoch gerade der demografische Effekt meist überschätzt und der Einfluss der Innovationskomponente (inklusive künftig neuer Therapien abseits des klassischen Apothekenvertriebsweges) systematisch unterschätzt.
Wirklich erlebbar wird der demografische Wandel im Kollegenkreis (wie auch bei den Ärzten). In etlichen Kammerbezirken beträgt das Durchschnittsalter der selbstständigen Apotheker teils sehr deutlich über 50 Jahre. Gerade viele Neugründer der späten 1970er- und 1980er-Jahre gehen dem Ruhestand entgegen. Selbst in den neuen Bundesländern beginnt langsam der Wechsel von den ersten „Nachwende-Mutigen“ der frühen 1990er-Jahre zur ersten Nachfolgergeneration. Das Angebot an Apotheken steigt also perspektivisch – doch an welchen? Hier lautet der nüchterne Realitäts-Check: Viele Standorte haben sich einfach überlebt. Standortwertigkeiten verschieben sich. Und „gute“ Apotheken kommen, ähnlich wie erstklassige Immobilien, oft gar nicht erst auf den „freien Markt“. Immer noch schauen kapitalkräftige Alteingesessene und „local heroes“ auf attraktive Filialoptionen und fischen die starken, zukunftsfähigen Betriebe ab. Wer dann nicht in eine „Generation Erben“ hineingeboren wird und sich als Nachwuchs-Apotheker auf dem Markt umtun muss, hat es nicht leicht. Zwar tut sich immer wieder mal auch etwas Attraktives auf – aber dazu gehört nicht zuletzt eine gute Portion Glück und gerne „Vitamin B“, heute als „Networking“ bekannt.
Bin ich überhaupt geeignet?
Sofern es sich nicht um Selbstläufer-Standorte handelt (da aufgrund einer Top-Lage mit umliegenden Praxen und Frequenzbringern auch weitgehend talentfrei immer noch rentabel betreibbar), zählen in der typischen Apotheke zu einem sehr großen Teil nun einmal die persönlichen Eigenschaften. Ein Grund mehr, vorab ganz ehrlich mit sich selbst ins Gericht zu gehen: Bin ich überhaupt geeignet und willens, die Verantwortung und die Konsequenzen eines Unternehmerdaseins zudem unter den recht speziellen Kautelen und Limitierungen des Apothekenrechts einzugehen? Unsere Check- und Frageliste mag einige Denkanstöße liefern.
Zur Eignung und Risikominimierung sind neben fachlicher Expertise vor allem Lebens-, Berufs- und Führungserfahrung hilfreich. Leisten Sie sich also eine mehrjährige Orientierungs- und Reifungsphase idealerweise an mehreren, gerne sehr unterschiedlichen Standorten!
Wenn Sie diese Fragen vornehmlich mit „Ja“ beantworten, spricht das für eine Apotheken-Selbstständigkeit: | ||
Bereitschaft, länger und zu Zeiten zu arbeiten, an denen andere Feierabend haben | □ ja | □ nein |
Sie sind bereit, „hundert Prozent“ zu geben und verlangen von sich das Meiste | □ ja | □ nein |
Keine größeren Probleme mit Schulden und mal schwankenden Einkommen | □ ja | □ nein |
Bereitschaft, sich von einigen Karriereambitionen zu verabschieden und langfristig an einem Ort in einem überschaubaren Tätigkeitsfeld zu arbeiten | □ ja | □ nein |
Gewisse Berufserfahrung, fachliche Sicherheit und Betriebskenntnis | □ ja | □ nein |
Fähigkeit, klare Zukunfts- und Zielvorstellungen zu entwickeln | □ ja | □ nein |
Zumindest eine gewisse Prise „Geld- und Erfolgs-Geilheit“ | □ ja | □ nein |
Härte und Zähigkeit, sich auch durch Schwierigkeiten hindurchzuarbeiten | □ ja | □ nein |
Ausgeprägte kommunikative Fähigkeiten | □ ja | □ nein |
Positive Ausstrahlung und grundsätzlich eher optimistisch-lösungsorientiert | □ ja | □ nein |
Faible für Zahlen und grundlegende betriebswirtschaftliche Zusammenhänge | □ ja | □ nein |
Keine beständigen „Verhinderer“ im familiären Umfeld | □ ja | □ nein |
Wenn Sie diesen Fragen gegenüber positiv geneigt sind, spricht das eher gegen eine Apotheken-Selbstständigkeit, zumindest für die Start- und Aufbauphase: | ||
Ausgeprägtes Sicherheits- und „nine-to-five“-Denken | □ ja | □ nein |
Veränderungen und Krisen lösen eher Ängste denn Initiative aus | □ ja | □ nein |
Prinzipielle Scheu vor Verhandlungen, Konflikten und „klaren Ansagen“ | □ ja | □ nein |
Wunsch, noch beruflich „etwas von der Welt zu sehen“ und neue Tätigkeitsfelder auszuprobieren | □ ja | □ nein |
Hohe, auch fachliche Detailverliebtheit und Perfektionsmus ohne Blick für den Aufwand | □ ja | □ nein |
Freizeit und Familie gehen stets vor | □ ja | □ nein |
Familie und Umfeld tragen die Selbstständigkeit nicht oder nur sehr ungern mit | □ ja | □ nein |
Ausgesprochene „Zahlenaversion“ und wenig wirtschaftliches Verständnis | □ ja | □ nein |
Ausgeprägter Glaube an äußere Ratgeber statt Vorrang der Eigenverantwortung | □ ja | □ nein |
Sie grübeln gerne „über den Sinn von allem“ nach | □ ja | □ nein |
Sie meinen, vor allem andere entscheiden über Ihr Schicksal | □ ja | □ nein |
Die nächste gern gestellte Frage lautet: Lohnt sich das alles überhaupt noch in Zukunft? Hierzu haben wir einmal eine Modellbetrachtung im Hinblick auf das erzielbare „Lebenseinkommen“ während der aktiven Berufsphase aufgemacht (Abb. 1). Ausgangspunkt sei eine gut durchschnittliche Apotheke im Bereich von etwa 2,5 Mio. Euro, die für reichlich einen Jahresrohertrag erworben wurde und in überschaubaren 12 Jahren komplett abbezahlt sein soll. Unter Zugrundelegung typischer Kostenstrukturen und Gewinne wurde eine realistische Prognose über das gesamte Berufsleben, beginnend mit einigen Jahren Angestelltentätigkeit in Apotheken, erstellt. Während es in den Tilgungsjahren ein wenig enger ist, die aber immer noch um 6000 Euro Monatsnetto versprechen, winken danach achtbare Nettoeinkünfte jenseits der 7000 Euro monatlich, selbst wenn man eine eher großzügige Rücklage von jährlich 18.000 Euro für allfällige Modernisierungen etc. einkalkuliert. Addiert man alle Einkünfte bis zur Rentengrenze, stehen dort gut 3,2 Mio. Euro Netto-Berufseinkommen für einen Ledigen – plus einen Apothekenverkaufserlös, der heute nicht seriös bezifferbar ist.
Ein „normaler“ Weg als Industrieapotheker (beginnend mit 70.000 Euro Brutto-Einstiegsgehalt und endend bei 130.000 Euro, alles in heutigen Preisen gerechnet) kann da nicht mithalten – es läuft in gut 35 Berufsjahren auf reichlich 2,2 Mio. Euro netto nach Abzügen hinaus, mithin rund eine Million Euro weniger. Zwar bietet die Industrie auch deutlich steilere Karrierewege, die aber regelhaft mit höheren Risiken einhergehen. Die Pharmaindustrie ist infolge der zahlreichen Übernahmen, Joint-ventures, Betriebsverlegungen etc. sowie der ausgesprochen globalen Ausrichtung eine der volatilsten überhaupt. Ein Industriejob ist insoweit hinsichtlich Zukunftssicherheit nicht viel wert, was gern übersehen wird. Was in jungen Jahren noch kaum Sorgen machen dürfte, wird mit zunehmendem Lebensalter zum Problem. In der eigenen Apotheke ist man dann hingegen „aus dem Gröbsten heraus“, die Erntephase beginnt – mit einer flexiblen, selbstbestimmten Altersgrenze. Der Industriekarriere lässt sich eine Apothekenkarriere in Form von diversen Expansions- und Spezialisierungs-Aktivitäten entgegenstellen, mit Einkommensmöglichkeiten, die selbst hohen Managementpositionen kaum nachstehen.
Stadt oder Land?
Die Standortfrage wird heute allzu oft (unter ökonomischen Aspekten fälschlich?) nach persönlichen Vorlieben entschieden. Und da haben die Metropolen seit geraumer Zeit einen „guten Lauf“. Doch gerade in Städten herrscht ein hoch kompetitives Apothekenumfeld bei zudem noch hohen Lebenshaltungskosten. So leben gut zwei Drittel der Deutschen in Städten über 10.000 Einwohner, und fast drei Viertel des Apothekenmarktes spielen sich dort ab. Allein die Großstädte jenseits 100.000 Einwohner beherbergen fast ein Drittel der Menschen und stehen für etwa 40 Prozent des Apothekenmarktes. In größeren Städten wird aufgrund der dortigen gesundheitlichen Vollversorgung inklusive Fachärzten, der Kaufkraft der Arbeitsplätze sowie der typischen Einpendlerbewegungen ein mit teilweise gut 700 Euro erheblich überdurchschnittlicher Pro-Kopf-Umsatz erzielt, der aktuell bundesweit bei etwa 560 Euro liegt, wenn man fairerweise allen Versand und die nur von wenigen Spezialapotheken erbrachte Parenteralia-Versorgung (Zytostatika!) abzieht. Demgegenüber werden auf dem Land nicht selten gerade einmal um 400 bis 450 Euro je Einwohner erzielt, nicht zuletzt, weil manch Umsatz aus Facharztverordnungen eben in den Städten bleibt und auch sonst die Auspendlerbewegungen dominieren.
Dagegen treffen veränderte Shopping-Gewohnheiten und die Verlagerung von Passantenströmen gerade die städtischen Kernlagen besonders stark. Viele Standorte in überbesetzten „Apothekenmeilen“ oder in der Peripherie („1b-Lagen“ und schlechter) sind hochgradig gefährdet und waren bereits in der Vergangenheit von Schließungen betroffen. Umgekehrt winken den Übriggebliebenen an den Top-Standorten mit Zukunftspotenzial damit geradezu exzellente Aussichten.
Der Centerapotheken-Hype der 1990er- und frühen „Nullerjahre“ weicht heute ebenfalls einer kritisch-nüchternen Betrachtung. Leerstände häufen sich, der Online-Handel macht gerade den Einkaufstempeln zu schaffen. Center ohne hohen Grundbedarfsanteil (Lebensmittel, Drogeriemärkte, Feinkost etc.) und fernab von Ärzten und dem Wohnort der Hauptkundschaft werden für Apotheken zunehmend zu Hochrisikostandorten.
Da schneidet am Ende das vielgeschmähte Land gar nicht mehr so schlecht ab. Zwar herrscht hier Einwohnerstagnation oder auch Rückgang. In den inzwischen beträchtlich erweiterten „Speckgürteln“ der Metropolen kehrt sich das inzwischen aufgrund der völlig aus dem Ruder gelaufenen städtischen Wohnsituation jedoch schon wieder um. „Ganz weit draußen“ auf dem wirklich „platten Land“ bleiben jedoch die Aussichten vor allem demografisch durchwachsen. Andererseits ist die Wettbewerbssituation weitaus entspannter. Sofern man nicht um die Basisversorgung mit den wichtigsten Läden und insbesondere (Haus-)Ärzten in der jeweiligen Gemeinde fürchten muss, ist die Landapotheke viel attraktiver als gern dargestellt. Aber man muss das wollen und eine erhebliche Integrationsbereitschaft vor Ort mitbringen. Anonym unter dem Radarschirm der Öffentlichkeit hindurchsegeln, wie in der Stadt leicht möglich, funktioniert hier regelhaft nicht. Das illustriert eine wichtige Erkenntnis: Die eigene Persönlichkeit sollte zum Apothekentyp passen. Center- und Lauflagen-Apotheken ticken eben anders wie ein Fachärztehaus-Standort, eine „Logistik-Apotheke“ mit zig Heimbetten und womöglich einem Speziallabor oder eben wie eine stammkundenorientierte Landapotheke (Abb. 2).
Top-Apotheke oder „ungeschliffener Diamant“?
„Augen auf bei der Standortwahl“ gilt somit in jedem Fall. Doch müssen es geleckte Top-Apotheken für Top-Preise sein? Diese stehen nämlich gern auf ihrem Zenit, beruhend oft auf der herausragenden Persönlichkeit der Altinhaber, was von Nachfolgern nur schwer getoppt, oft nicht mal erreicht werden kann. Das Abwärtsrisiko ist hier beträchtlich, und damit die Gefahr, einfach Vergangenheit zu teuer zu kaufen. Da ist der „ungeschliffene Diamant“, der gute, aber vernachlässigte und mitnichten ausgeschöpfte Standort für überschaubarere Einstiegstarife doch vielleicht die viel bessere Option! Gerade jüngere Existenzgründer, noch nicht saturiert oder schlicht auch durch viele Engagements überlastet wie ein „local hero“, haben die Chance, sich durch hohen Arbeitseinsatz und Persönlichkeit einen vorhandenen Markt zu erschließen und so Werte neu aufzubauen, anstatt sie kostspielig einzukaufen. „Finger weg“ heißt es jedoch, wenn schlicht kein vernünftiges Marktpotenzial vorhanden ist (siehe auch Kasten: Der Kampf um den Kaufpreis). Und vernünftig heißt heute: Es sollte ein überdurchschnittlicher Umsatz bzw. Rohertrag winken können, und das sind heute ab etwa 2,5 Mio. Euro bzw. 600.000 Euro. Ausnahmen mögen Spezial- und stabile Nischenlagen (u. a. diverse Landstandorte) sein, wo aufgrund günstiger Kosten (auch Lebenshaltungskosten!) selbst geringere Erträge noch eine gesicherte Existenz versprechen.
Der Kampf um den Kaufpreis
Der Kaufpreis stellt für viele Existenzgründer eine – oftmals eher subjektiv empfundene – Hürde dar. So möchte man nicht zu viel bezahlen und sich nicht einen zu schweren „finanziellen Rucksack“ aufladen, erst recht, wenn man die Zukunftschancen eher durchwachsen einschätzt. Doch sind diese Ängste berechtigt?
Als grobe Näherung kann man einen Jahresrohertrag für den Gesamtkaufpreis einschließlich Warenlager ansetzen – sofern die Apotheke nachhaltig deutlich mehr als einen kalkulatorischen Unternehmerlohn jenseits etwa 80.000 Euro bis 90.000 Euro abwerfen kann. Sehr gute, zukunftsstarke Objekte ragen darüber hinaus und können bis etwa 1,5 Jahresroherträgen kosten. Doch ist es wirklich so wichtig, ob 1,1 oder 1,25 Jahreserträge bezahlt werden? Entscheidend sind die Zukunftsperspektiven!
Nehmen wir eine Apotheke mit einem schönen Rohertrag von 1 Mio. Euro (der Durchschnitt liegt bei knapp 0,60 Mio. Euro). Rechtfertigen hier angenommen 200.000 Euro Unterschied bei den Kaufpreisvorstellungen einen Abbruch der Gespräche?
Rechnen wir auf überschaubare zehn Jahre, bedeutet das 20.000 Euro Zusatzbelastung in Form von Tilgungen jedes Jahr (denen entsprechende Abschreibungen steuerlich entgegenstehen), plus angenommen 5000 Euro Zinsen.
Der Rohertrag der Apotheke wachse im Best case aufgrund der guten Aufstellung im Wettbewerb um 3,0 Prozent pro Jahr, im Middle case um 1,5 Prozent jährlich und im Worst case schrumpfe er gar um 1,5 Prozent jährlich.
Im Best case deckt allein das Rohertragswachstum Zins und Tilgung für den höheren Kaufpreis bereits nach knapp einem Jahr. Nach zehn Jahren winkt ein Ertrag von 1,34 Mio. Euro sowie (aus heutiger Sicht) ein entsprechend höherer Unternehmenswert. Insgesamt macht das Rohertragsplus summiert über die zehn Jahre 1,8 Mio. Euro aus; dagegen sind 200.000 Euro Mehrpreis marginal. Auch allfällige Kostensteigerungen sind daraus zu schultern. Es wäre dumm, ein solches Objekt ziehen zu lassen. Im Middle case winken nach zehn Jahren 1,16 Mio. Euro Rohertrag. Das Wachstum von zwei Jahren reicht, um die zusätzlichen Kapitalkosten zu tragen. Kalkuliert man Kostensteigerungen mit ein, wird es bereits eine knappere Rechnung. Gar nicht groß rechnen muss man beim Worst case. Man mag zwar von dann noch 0,86 Mio. Euro in zehn Jahren leben können, wird aber sparen müssen. Der Unternehmenswert wird erheblich sinken. Da sollte man nicht einsteigen – man denke an die alte Börsenregel: „Greife nie in ein fallendes Messer …“
Fazit: Überdurchschnittliches Wachstum und gute Zukunftsperspektiven kann man gerne etwas teurer kaufen, sie haben ihren Wert und werden diesen mutmaßlich behalten oder gar weiter ausbauen. Von Stagnation oder gar Niedergang lasse man die Finger – oder kaufe wenigstens zu Discountpreisen, wenn die Chance auf einen „turnaround“ besteht, welchen ein Übernehmer aber erst einmal „wuppen“ muss.
Stimmt das Marktpotenzial und lässt die Wettbewerbsanalyse genügend Luft für einen Standort, ist selbst eine Neugründung noch möglich und anzuraten. Die nüchternen Zahlen jedoch zeigen, dass dies zunehmend Seltenheiten sind. Gerade einmal um die 100 Neueröffnungen werden aktuell pro Jahr verzeichnet, bei inzwischen um die 400 Schließungen. Die Übernahme erscheint damit schon rein statistisch als die vorherrschende Option.
Eine Spielart der Annäherung an das Unternehmerdasein sei noch zur Diskussion gestellt – die Übernahme einer kleineren „Experimentier-Apotheke“ mehr oder weniger für lau. Geben es die Randbedingungen her, so dass man hier in wenigen Jahren wieder „rückstandslos“ herauskommt, hat das seinen Charme! So kann man sich dort erst einmal ausprobieren und erste unternehmerische Gehversuche wagen, ohne womöglich mit Millionenschulden und Verantwortung für eine große Mitarbeiterzahl belastet zu sein.
Vielleicht sollten sich Existenzgründer künftig auch mehr vom Einzelkämpfer-Dasein verabschieden. Die Übernahme eines Top-Standortes durch mehrere Kollegen mit geteiltem Risiko und einer viel besser austarierbaren Work-Life-Balance – die Ärzte machen es mit ihren Gemeinschaftspraxen vor – ist heute eine immer erwägenswertere Option.
Schlussbemerkungen
Wie heißt es im Volksmund: „Drum prüfe, wer sich (beinahe ewig) bindet …“ Eine Ehe lässt sich heute leichter lösen als man aus einer unbedachten Apothekenexistenzgründung wieder hinauskommt. Existenzgründer sollten daher eine gesunde Portion Vorsicht walten lassen. Das Erfolgsgeheimnis schlechthin ist die Identifikation (künftiger) Marktpotenziale vor Ort – und welche Chancen Sie selbst haben, daran zu partizipieren.
Hinweis
Der Autor stellt Ihnen gerne eine Excel-Datei zur orientierenden Berechnung der Ertragslage von Apotheken kostenfrei und unverbindlich zur Verfügung – E-Mail genügt!
Ungeachtet dessen geht man recht sicher, wenn man sich am oberen Viertel, zumindest oberen Drittel der Betriebe orientiert. Stimmt hier die Lage, werden sie perspektivisch zu den Gewinnern gehören. Selbst bei größeren Verwerfungen oder Reformen werden erst einmal die Schwächeren aufgeben – und die Stärkeren gewinnen und die berühmte „Friedhofsdividende“ einstreichen. Das mag man berufspolitisch bedauern, ist jedoch ein Gesetz, welches sich in der Wirtschaft quer durch alle Branchen zieht. Man sollte daraus seine Schlüsse ziehen, denn dann ist die apothekerliche Existenzgründung immer noch eine hochinteressante Option, wenngleich mitnichten mehr für jeden der jungen Kollegen. |
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