Prisma

Durchblick im Dunkeln

Warum Mäuse nachts sehen können

Foto: Africa Studio – stock.adobe.com

us | Viele Mäusearten sind nachtaktiv. Für sie ist es wichtig, sich auch bei schlechten Lichtverhältnissen orientieren zu können. Und tatsächlich ist die Nachtsicht von Mäusen deutlich ­besser ausgeprägt als die von tagaktiven Säugetieren. Die lichtempfindlichen Teile der Photorezeptorzellen befinden sich auf der Rückseite der Netzhaut. Sie werden also von einer Zellschicht abgeschirmt, die das Licht zunächst durchdringen muss. Bei Mäusen ist diese Schicht etwa 55 µm dick. ­Forscher des Max-Planck-Instituts für ­molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden erklären nun, wie sich Mäuse im­ Laufe der Evolution angepasst haben und somit im Dunkeln besser sehen als wir: Eine kompaktere Anordnung des Erbgutes in den Stäbchenzellen macht die Zellen transparenter. Die Lichtstreuung wird reduziert und mehr Photonen können zu den Rezeptoren durchdringen. Dazu wird der dichter gepackte Teil des Erbguts, das Heterochromatin, im Zentrum des Zellkerns angeordnet und der weniger dichte Teil, das Euchromatin, an der Peripherie. Diese Reorganisation des Erbgutes ist allerdings nicht angeboren, sondern findet erst in den Monaten nach der Geburt statt. Die Netzhautzellen neugeborener Mäuse streuen das Licht deutlich stärker zu den Seiten als die Zellen zwölf Wochen alter Tiere, wie die Wissenschaftler mittels FACS-Analyse (fluorescence activated cell sorting) zeigen konnten. Genmanipulierte Mäuse, deren DNA-Reorganisation gehemmt ist, verfügen über eine signifikant schlechtere ­Kontrast-Empfindlichkeit als Tiere des Wildtyps. Demonstriert wurde dies mithilfe eines Verhaltensexperiments, bei dem die Tiere sich bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen an schwarz-weißen Streifen orientieren mussten. |

Literatur

Subramanian K et al. Rod nuclear architecture determines contrast transmission of the retina and behavioral sensitivity in mice. eLife 2019;8:e49542

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.