Wirtschaft

Erkältungen lassen die Kassen klingeln

APOkix-Umfrage: Konkurrenz aus dem Internet nimmt zu / Stimmungsbarometer: Zukunftserwartungen im Aufwind

cha | Der Verkauf von Erkältungsprodukten hat eine große wirtschaftliche Bedeutung für die Apotheken – das zeigt die aktuelle APOkix-Umfrage unter rund 200 Apothekenleitern. Umso schlimmer, dass auch hier Gefahr durch die Konkurrenz der Versender droht.

85 Prozent der APOkix-Teilnehmer geben an, dass der Verkauf von Produkten zur Behandlung von Erkältungen im Rahmen der Selbstmedikation eine hohe Bedeutung für den Ertrag ihrer Apotheke hat. Doch obwohl es sich bei einer Erkältung um eine akute Erkrankung handelt, kaufen offenbar immer mehr Patienten die benötigten Arzneimittel beim Versender – immerhin die Hälfte der befragten Apothekenleiter hat diesen Eindruck. Und knapp jeder Fünfte gibt sogar an, dass viele Erkältungspatienten in die Apotheke kommen und sich beraten lassen, aber die empfohlenen Präparate nicht kaufen.

Dabei kommen nach Einschätzung der APOkix-Teilnehmer knapp 60 Prozent der Erkältungspatienten mit einem Rezept in die Apotheke. Jeder Vierte löst ein Rezept ein und erwirbt zusätzlich rezeptfreie Medikamente. 42 Prozent der Erkältungspatienten möchten ihre Erkrankung im Rahmen der Selbstmedikation behandeln. An gut drei Viertel der Erkältungspatienten mit Selbstmedikationswunsch werden wirksame verschreibungsfreie Arzneimittel verkauft. Gut jedem Fünften wird (auch) eine nicht medikamentöse Therapie empfohlen, rund jedem Sechsten ein Arztbesuch nahegelegt.

Auch im Marketing schlägt sich das Thema nieder: Rund zwei Drittel der Befragten greifen das Thema „Erkältung“ aktiv in ihrer Apotheke auf und bewerben Arzneimittel sowie Therapiermöglichkeiten z. B. durch Aufsteller oder Flyer/Prospekte.

Doch wie viel Geld geben die Erkältungspatienten für ihr Wohlergehen aus? Bei rund der Hälfte sind es 10 bis 15 Euro, bei einem guten Drittel 16 bis 20 Euro. Knapp jeder zehnte investiert maximal 10 Euro und nur 3,6 Prozent mehr als 20 Euro.

Das Barometer steht auf Entspannung

Wie jeden Monat, so wurden auch im Februar die APOkix-Teilnehmer danach gefragt, wie sie ihre aktuelle wirtschaftliche Lage einschätzen. Mit 99,0 Punkten liegt der Index um 1,8 Punkte höher als im Januar und immerhin 9,7 Punkte höher als noch vor einem Jahr. Damit pendelt der Index seit November um die 100-Punkte-Linie, bei der sich positive und negative Einschätzungen die Waage halten. Eine wesentliche Ursache dafür dürfte die Erkältungssaison sein, die in den Apotheken für gute Geschäfte mit Rx- und OTC-Medikamenten sorgt.

Ob der Aufwärtstrend bei den Zukunftserwartungen nur der Erkältungssaison zu verdanken ist oder ob er anhält, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.

Beim Index für die Erwartungen an die Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten setzt sich auch im Februar der Trend nach oben fort. Zwar überwiegen nach wie vor die negativen Einschätzungen, doch gegenüber dem Vormonat liegt er um 4,8 und gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,7 Punkte höher. Ein besserer Wert als aktuell mit 72,0 Punkten wurde zuletzt im September 2016 mit 72,7 Punkten erreicht. Nach dem EuGH-Urteil vom 19. Oktober 2016, durch das den EU-Versendern die Gewährung von Rx-Boni erlaubt wurde, stürzte der Index für die Zukunftserwartungen dann unter die 50-Punkte-Marke ab und lag im November 2016 bei 47,7 Punkten.

Betrachtet man die beiden Kurven, so sieht man, dass der Aufwärtstrend bei den Zukunftserwartungen mit einer ausgeglichenen Beurteilung der aktuellen Geschäftslage einhergeht. Fraglich ist, ob dieser Aufwärtstrend auch nach dem Abflauen der Erkältungssaison anhält. Denn noch immer warten die Apotheker vergeblich darauf, dass Gesundheitsminister Spahn sie vor der unfairen Konkurrenz der EU-Versender in Schutz nimmt. |

APOkix wird vom Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) initiiert und durchgeführt, die Noweda eG unterstützt APOkix im Rahmen eines Sponsorings, Medienpartner ist der Deutsche Apotheker Verlag.

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