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- AZ 30/2020
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Gesundheitspolitik
Kommentar: Keine Ängste schüren!
Es war zu erwarten: Die erste Vereinbarung zur Grippeimpfung in Apotheken hat erheblichen Widerstand in der Ärzteschaft nach sich gezogen. Zwar hatte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt gut vorgearbeitet, indem er im Vorfeld klargestellt hatte, dass Impfen primär eine ärztliche Tätigkeit sei und die Apotheker nur aus „übergeordneten Gründen“ bereit wären, die Ärzte dabei zu unterstützen. Aber obwohl sich die Kassenärztliche Bundesvereinigung diesem Bekenntnis anschloss, konnte sie nicht verhindern, dass es nun an der Ärztebasis heftig grummelt.
Neben der reflexhaften Forderung nach dem ärztlichen Dispensierrecht in der medizinischen Fachpresse finden sich auch Stellungnahmen in der Publikumspresse, in denen vor den Risiken der Grippeimpfung in der Apotheke gewarnt wird (s. S. 8). So könne es, äußerte die KV Nordrhein, zu Komplikationen kommen, die ein „unverzügliches ärztliches Notfallhandeln erforderlich“ machten. Das Problem dabei: Wer die Risiken einer in der Regel komplikationslosen Impfung aufbauscht, spielt nicht nur Impfgegnern in die Hände, sondern schürt auch Ängste bei Menschen, die Impfungen bisher positiv gegenüberstanden.
Ihre Angstkampagne sollten die Ärzte daher unverzüglich beenden. Wer die Grippeimpfung aus strategischen Gründen als gefährlicher darstellt, als sie ist, wird zwar womöglich erfolgreich das Impfen in der Apotheke torpedieren. Aber als Kollateralschaden dürfte auch das Interesse an Impfungen in der Arztpraxis sinken. Was das für die gerade in Zeiten von Corona wichtige Durchimpfungsrate für die kommende Grippesaison bedeuten könnte, mag man sich lieber nicht vorstellen.
Dr. Christine Ahlheim
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