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Schwerpunkt Adipositas
Das Programm muss zum Mensch passen
Eine Übersicht über aktuelle Diättrends
Diätkonzepte gibt es wie Sand am Meer. In der Vergangenheit setzten sie hauptsächlich auf eine Reduktion der Essensmenge („Friss die Hälfte“ o. ä.). Inzwischen ist die Diätenlandschaft deutlich vielfältiger geworden und spiegelt Erkenntnisse wider, die man in den vergangenen Jahrzehnten in puncto Stoffwechsel, Fettverbrennung, zirkadianem Rhythmus etc. gewonnen hat. Auf ihrer Basis wurden Low-Carb-, Low-Fat- und High-Protein-Diätvarianten entwickelt, die sogenannte Insulin-Trennkost und in den letzten Jahren vor allem Diäten, die das Essen mit Blick auf die Uhr propagieren.
Welche Regime sind empfehlenswert? Um das beurteilen zu können, muss man wissen, was ein sinnvolles Diätregime ausmacht. Die wichtigsten Kriterien: Eine „gute“ Diät macht keine überzogenen Versprechungen (7 Kilo in 7 Tagen), führt nicht zu einem Nährstoffmangel und kann über einen längeren Zeitraum hinweg durchgeführt werden. Realistische und sinnvolle Gewichtsverluste liegen bei max. 1,5 kg pro Woche, nicht mehr, eher weniger. Um zu gewährleisten, dass es während der Diät nicht zu einem Nährstoffmangel kommt, sollte die tägliche Energiezufuhr nicht unter 1000 bis 1500 kcal liegen und die Lebensmittelauswahl möglichst vielfältig sein. Diätregimes wie die früher einmal beliebte „Apfel-Ei-Diät“, die „Ananas-Diät“ o. ä. scheiden damit von vornherein aus. Kritisch sind aber auch zu strenge Low-Carb- oder Low-Fat-Diäten, da sie zu viele Lebensmittel ausschließen. Über einen längeren Zeitraum kann eine Diät nur dann durchgeführt werden, wenn die Lebensmittelauswahl und die Zubereitungsvorschriften für den Diäthaltenden akzeptabel sind. Wer keinen Fisch mag, sollte vielleicht nicht gerade auf mediterrane Ernährung setzen. Wer nicht gerne kocht oder dafür keine Zeit hat, sollte kein Diätregime wählen, bei dem jede Mahlzeit frisch zubereitet werden muss, etc. Letztendlich sollte jede gute Diät zu einem langfristig gesünderen Lebensstil führen und das Ernährungsverhalten ändern. Ansonsten ist der Jo-Jo-Effekt vorprogrammiert.
Im Folgenden werden verschiedene aktuelle Programme vorgestellt, die diese Kriterien erfüllen und daher Apothekenkunden, die Gewicht reduzieren möchten, empfohlen werden können. Neben den Ernährungsvorgaben setzen sie alle auch auf regelmäßige Bewegung – ein Aspekt, der ebenfalls zu einer „guten“ Diät dazugehört.
Brigitte-Diät
Die von der Zeitschrift „Brigitte“ entwickelte „Brigitte-Diät“ ist ein klassisches Beispiel für ein Diätregime, das mit einer kalorienreduzierten Mischkost arbeitet. Die Diät wird jedes Jahr in einem der ersten Hefte (in diesem Jahr in Heft Nr. 2) präsentiert und wird mittlerweile von Büchern und einem umfangreichen Online-Angebot (www.einfach-schlank-programm.de, kostenpflichtig) flankiert. Jede Aktualisierung nimmt neue Erkenntnisse und Diättrends mit auf. So waren ursprünglich drei Haupt- und zwei Zwischenmahlzeiten vorgesehen. Mittlerweile werden drei Mahlzeiten mit entsprechend längeren Pausen dazwischen empfohlen und es gibt zunehmend mehr vegetarische Gerichte. Das aktuelle Programm nennt sich „Balance-Konzept mit 3 Säulen“. Neben der Ernährung legt es Wert auf Entspannung/Mediation und Bewegung. Neu hinsichtlich der Ernährung ist, dass auf vorgegebene Wochenpläne verzichtet wird. Vielmehr soll der Anwender vorab analysieren, wo seine Schwachstelle liegt (zu viel Zucker, ständiges Snacken, zu häufig Fast Food etc.) und hier dann gezielt gegensteuern. Als Unterstützung dienen dann Brigitte-Diät-Rezepte, von denen man viele auch – kostenlos – auf www.brigitte.de/Brigitte-Diät findet.
WW Freestyle-Programm
Auf Mischkost setzt auch das WW Freestyle-Programm (ehemals Weight-Watchers-Programm). Es arbeitet mit einem Punktesystem, das das Kalorienzählen ersetzen soll. Erlaubt sind prinzipiell alle Lebensmittel. Jedes Lebensmittel oder Gericht hat einen festen SmartPoint-Wert, der sich aus den enthaltenen Kalorien und dem Gehalt an Eiweiß, Zucker und gesättigten Fettsäuren errechnet. Zu Beginn der Diät wird auf der Basis von Daten wie Größe, Alter, Gewicht und Geschlecht festgelegt, wie viele SmartPoints pro Tag verbraucht werden dürfen. Erhöhen lässt sich die Anzahl durch Sport, der in Form von FitPoints in die Berechnung einfließt. Ursprünglich war Weight Watchers ein rein gruppengestütztes Programm mit regelmäßigen Gruppentreffen als festem Bestandteil des Konzepts. Mittlerweile kann man zwischen einem rein digitalen Programm und einer Variante aus digital und Studio (die heutige Bezeichnung für die Gruppentreffen) wählen. In beiden Fällen kann die Diät von einer App unterstützt werden – und in beiden Fällen ist die Teilnahme am Programm kostenpflichtig. Weitere Informationen auf www.weightwatchers.com.
Dash-Diät
Die Dash-Diät wurde ursprünglich nicht zur Gewichtsreduktion, sondern als Ernährungsweise für Hypertonie-Patienten entwickelt (DASH = Dietary Approaches to Stop Hypertension). Sie setzt auf gesunde Lebensmittel wie Vollkornprodukte, viel Obst und Gemüse, Fisch und fettarme Milchprodukte. Gemieden werden sollten dagegen rotes Fleisch, fettreiche tierische Lebensmittel, Süßigkeiten, stark gesalzene Speisen und stark verarbeitete Lebensmittel (Fast Food und Fertigprodukte wie Instant-Mahlzeiten für die Mikrowelle). Für Bluthochdruck-Patienten, denen es vordergründig um ihren Blutdruck und weniger um den Gewichtsverlust geht, sieht die Dash-Diät eine tägliche Kalorienzufuhr von 2000 kcal vor. Um abzunehmen, kann die Kalorienaufnahme auf 1500 kcal/Tag beschränkt werden. Vom amerikanischen Nachrichtenmagazin „US News“, das jedes Jahr ein Diäten-Ranking veröffentlicht, wird die Dash-Diät regelmäßig auf einen der ersten Plätze gewählt. In diesem Jahr liegt sie auf Platz 2 nach der mediterranen Diät. Weitere Informationen zum Dash Programm findet man z. B. auf www.eatsmarter.de im Bereich „Diät-Special“. Auch kann hier nach Rezepten gesucht werden, die für die Dash-Diät geeignet sind.
Abnehmen mit Pulver?
Formuladiäten gehören in den meisten Apotheken zum Freiwahlsortiment. Über den Sinn des Abnehmens mithilfe der Pulvernahrungen wird jedoch immer wieder kontrovers diskutiert. Kann man Formuladiäten guten Gewissens empfehlen? Ja, man kann - mit der entsprechenden Beratung. Formuladiäten enthalten ein Nährstoffgemisch, das so zusammengestellt sein muss, dass es auch bei ausschließlicher Ernährung über das Pulver nicht zu einem Nährstoffmangel kommt. Der Energiegehalt ist dabei niedrig, in der Regel führt man mit drei Formulamahlzeiten am Tag weniger als 1000 kcal zu. Damit ist ein rascher Diäterfolg zu erwarten. Er ist allerdings auch schnell wieder Geschichte, wenn man nach einer Phase der ausschließlichen Ernährung mit den Pulvern wieder in alte Essgewohnheiten zurückfällt. Und das ist wahrscheinlich, da man mit Pulvernahrung ja keine gesunde Ernährungsweise erlernt, so der Vorwurf an Formuladiäten. Anbieter wie Almased betten ihren Mahlzeitenersatz jedoch in Ernährungskonzepte ein, die langfristig zu einer gesünderen Ernährungsweise führen sollen. Der Phase der ausschließlichen Pulverernährung folgt dabei relativ schnell eine längere Phase, in der zuerst eine und dann zwei „normale“ Mahlzeiten gegessen werden dürfen. Dafür werden dann Rezeptvorschläge gemacht und Tipps gegeben, wie eine gesunde Ernährung gestaltet sein könnte. Auch wird auf die Bedeutung von regelmäßiger Bewegung hingewiesen. Damit kombinieren die Formuladiäten den Vorteil eines anfänglich raschen Gewichtsverlust, der für die Motivation eines Abnehmwilligen ungeheuer wichtig sein kann, mit den Vorteilen einer allmählichen Ernährungsumstellung. Wird einem Kunden das so vermittelt und auf die Bedeutung der Ernährungsumstellung hingewiesen, spricht somit nichts gegen Formuladiäten. Empfehlen kann man sie auch Personen, die zwar ein Diätkonzept beginnen möchten, jedoch nicht immer Zeit oder Lust zum Kochen bzw. zum Vorbereiten einer Mahlzeit haben. Hier können Formuladiäten eine sinnvolle, da vollwertige, Alternative für einzelne Mahlzeiten sein. Diätkonzepte wie Flexi-Carb berücksichtigen dies z. B. auch und betten Mahlzeitenersatz auf Wunsch in den Ernährungsplan ein.
Literatur zur Dash-Diät finden Sie z. B. im Onlineshop des Deutschen Apotheker Verlags (www.deutscher-apotheker-verlag.de).
Mediterrane Diät
Die mediterrane Diät (auch Mittelmeer-Diät) ist eigentlich keine Diät, sondern eine Ernährungsweise bzw. ein Lebensstil. Wer sich mediterran ernährt, isst viel frisches Gemüse, Fisch und Olivenöl. Meiden sollte man (zu viel) rotes Fleisch, fette Milchprodukte und Süßigkeiten. Um mit mediterraner Kost abzunehmen, muss die Kalorienzufuhr begrenzt und die Lebensmittelauswahl entsprechend angepasst werden, z. B. durch eine Reduktion der Kohlenhydratzufuhr (low carb). Anleitungen dafür bieten beispielsweise Bücher des Ernährungswissenschaftlers Nicolai Worm, der auch die LOGI-Methode entwickelt hat (siehe unten). Unter der Bezeichnung Flexi-Carb bewirbt er eine kohlenhydratangepasste Mittelmeerküche und bietet hierfür eine Vielzahl an Rezepten, die auf unterschiedliche Lebensstile zugeschnitten sind. Weitere Informationen auf www.nicolai-worm.de.
LOGI-Methode
Auch bei der LOGI-Methode handelt es sich Worm zufolge weniger um eine Diät als um eine langfristige Ernährungsweise. LOGI steht für Low Glycemic Index. Die Ernährung setzt auf Lebensmittel, die den Blutzuckerspiegel und damit den Insulinspiegel möglichst wenig beeinflussen. Lebensmittel mit einem hohen Anteil an rasch verfügbaren Kohlenhydraten (z. B. Süßigkeiten, Weißbrot etc.) werden vermieden. Komplexe Kohlenhydrate z. B. in Kartoffeln, Gemüse etc., sind erlaubt, da sie den Blutzucker nicht so stark und nur langsam ansteigen lassen (slow carb). Um Kalorien zu sparen, sollen zudem Lebensmittel bzw. Mahlzeiten mit einer geringen Energiedichte bevorzugt werden, d. h. Lebensmittel bzw. Mahlzeiten die pro 100 g weniger als 100 kcal liefern (nach diesem Prinzip funktioniert auch die sogenannte Volumetrics-Diät). Daraus ergibt sich eine Ernährungsweise mit viel Gemüse, Salat sowie zuckerärmeren Früchten, magerem Fleisch, Fisch und Milchprodukten.
Hinter dem Prinzip steht die Erkenntnis, dass sich hohe Blutzucker- und Insulinspiegel negativ auf den Fettstoffwechsel auswirken, da im Blut zirkulierendes Insulin die Bildung von Depotfett begünstigt und gleichzeitig den Fettabbau (Lipolyse) blockiert. Diese Erkenntnis wird heute bei vielen Diäten genutzt und hat unter anderem dazu geführt, dass praktisch alle Regime mittlerweile auf längere Pausen zwischen den Mahlzeiten setzen (die früher stets enthaltenen Zwischenmahlzeiten sind weitgehend Vergangenheit).
Intervallfasten
Den Insulinspiegel fest im Blick hat man beim derzeit populären Intervallfasten, bei dem der Organismus mithilfe längerer Essenspausen in den Verbrennungsmodus gelangen soll.
Die verbreitetsten Formen des Intervallfastens heißen 5 : 2 und 16 : 8. Bei der 5 : 2-Variante darf an fünf Tagen in der Woche normal gegessen werden. An zwei Tagen wird gefastet, wobei in der Regel kein kompletter Nahrungsverzicht, sondern nur eine sehr stark eingeschränkte Kalorienzufuhr empfohlen wird. Maximal 500 Kalorien sind für Frauen, maximal 600 Kalorien für Männer an den Fastentagen vorgesehen. Wann und wie diese 500 bzw. 600 Kalorien zugeführt werden, bleibt dem Anwender überlassen. Wichtig ist dem Konzept zufolge, dass die beiden Diättage nicht direkt aufeinanderfolgen, sondern mindestens ein Tag, an dem normal gegessen wird, dazwischen liegt. Die 16 : 8-Methode sieht an jedem Tag eine 16-stündige Fastenperiode vor, gefolgt von einer achtstündigen Phase, in der gegessen werden darf. Von wann bis wann gefastet wird, ist dabei individuell wählbar. Wer also leichter auf ein Frühstück als auf ein Abendessen verzichten kann, wählt z. B. seine Fastenperiode zwischen acht Uhr abends und zwölf Uhr mittags. Wem das Frühstück wichtig ist, kann dagegen auch um acht Uhr morgens mit seiner Essensphase beginnen, darf dann aber ab 16 Uhr keine Nahrung mehr zu sich nehmen.
Sowohl bei der 5:2- als auch bei der 16:8-Methode gibt es für die Zeit bzw. die Tage, an denen gegessen werden darf keine Vorschriften bezüglich der Auswahl der Lebensmittel und auch keine Kalorienrestriktion. Wer mithilfe des Intervallfastens abnehmen will, sollte allerdings auf eine gesunde Lebensmittelauswahl und eine reduzierte Energiezufuhr achten, ansonsten wird der erhoffte Diäterfolg ausbleiben.
Leichter Leben in Deutschland
Kann die Apotheke mehr machen als Kunden nur Diätkonzepte erklären und ggf. Mahlzeitenersatz verkaufen? Ja, sie kann, denn es gibt auch apothekengestützte Abnehmkonzepte. Im Jahr 2000 initiierte der Apotheker Hans Gerlach unter der Bezeichnung „Fit ohne Fett“ eine regional ausgelegte Abnehmaktion. Daraus hat sich ein bundesweites apothekengestütztes Abnehmkonzept unter dem Namen „Leichter leben in Deutschland“ etabliert. Es kombiniert die Prinzipien von „low carb“, „slow carb“, „low fat“ und „Volumetrics“ miteinander. Die Apotheke fungiert dabei als Anlaufstelle, in der ein Betreuer mit dem Abnehmwilligen zunächst das Ziel definiert und dann mit ihm zusammen aus dem „Apothekers-Schlank-Baukasten“ die Bausteine auswählt, die auf den Abnehmwunsch abgestimmt sind. Gewählt werden kann zwischen den Bausteinen „Basis“, „5 kg Abnehmwunsch“, „10 kg weniger“ und „15 kg Abnehmprogramm“ sowie als Ergänzung „Baustein LliD Meta-Check“. Aus dem gewählten Baustein ergibt sich für den Kunden dann auch der Preis für die Teilnahme am Programm. Die weitere Betreuung durch die Apotheke kann durch den sogenannten „Abnehmscout“ ergänzt werden, eine Online-Plattform (www.abnehmscout.de), über die der Kontakt zum Betreuer gehalten werden kann und die den Abnehmenden zudem regelmäßig mit Material wie Lernvideos oder Rezepten versorgt. Apropos Rezepte: Von LliD gibt es verschiedene Rezeptbücher. Unter anderem „plan 31“. Dabei handelt es sich um ein individualisiertes Buch, das an den Grundumsatz eines Lesers angepasste Rezepte enthält, die Lebensmittelvorlieben bzw. Ernährungsweisen berücksichtigen. Wer sich fleischlos ernährt, wird somit auch keine fleischhaltigen Rezepte vorfinden. Weitere Informationen dazu finden Sie auf www.llid.de. Ein weiteres Buch ist derzeit in Vorbereitung: „Mein leichter Teller“. Es enthält Rezepte, die nach am „Healthy Eating Plate“-Konzept orientieren. Dabei handelt es sich um ein von Wissenschaftlern der Harvard-Universität entwickeltes Konzept, bei dem der Essteller in Abschnitte unterteilt wird. Die Hälfte des Tellers soll bei jeder Mahlzeit mit Lebensmitteln aus dem Bereich Obst und Gemüse gefüllt sein (wobei der Anteil an Obst etwas niedriger liegt als der von Gemüse), ein Tellerviertel ist für Vollkornprodukte reserviert (Vollkornreis, Vollkornnudeln, Vollkornbrot oder -müsli), das letzte Tellerviertel für proteinreiche Lebensmittel. |
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