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Rote Zahlen als Grund zur Freude

Krankenkassen bauen Rücklagen ab – Beitragszahler profitieren

daz | Die gesetzlichen Krankenkassen schreiben teilweise rote Zahlen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht darin allerdings kein Alarmzeichen, sondern eine positive Entwicklung. Denn die Kassen bauen Reserven ab, wovon die Beitragszahler profitieren sollen.

Vergangenen Freitag hat das Bundes­gesundheitsministerium (BMG) die aktuelle GKV-Finanzstatistik vorgelegt. Demnach haben die gesetzlichen Krankenkassen in den ersten drei Quartalen 2019 rund 741 Millionen Euro mehr ausgegeben, als sie durch Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds erhalten ­haben. Ihre Finanzreserven beliefen sich Ende September 2019 auf rund 20,6 Milliarden Euro. Dies entspricht im Durchschnitt noch immer knapp einer Monatsausgabe und damit etwa dem Vierfachen der gesetzlich vorge­sehenen Mindestreserve.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) beunruhigen die roten Zahlen daher keineswegs: „Durch den Abbau von Rücklagen entsteht buchungstechnisch ein unechtes Defizit“, erklärt er. Die Kassen hätten auch weiterhin sehr hohe Reserven. „Beitragsgelder sind aber keine Sparanlagen“, so Spahn. Krankenkassen mit besonders hohen Reserven müssten deshalb ihre Rück­lagen Schritt für Schritt absenken. „Dadurch profitieren auch die Beitragszahler.“

Insgesamt stiegen die Ausgaben der Kassen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,1 Prozent auf 187,9 Milliarden Euro. Die Einnahmen sind im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,6 Prozent auf 187,2 Milliarden Euro gestiegen.

Nicht alle Kassen sind im Defizit

Schaut man sich die einzelnen Kassenarten an, zeigt sich, dass es bei zwei von ihnen nach wie vor Überschüsse gab. Nämlich bei der Knappschaft (16 Mio. Euro) und der Landwirtschaftlichen Krankenversicherung (39 Mio. Euro). Am tiefsten in den roten Zahlen stecken die Ersatzkassen (- 402 Mio. Euro), gefolgt von den Betriebskrankenkassen (- 146 Mio. Euro), den ­Allgemeinen Ortskrankenkassen (- 142 Mio. Euro) und den Innungs­krankenkassen (- 106 Mio. Euro). Bei den AOKen, Ersatzkassen und IKKen ist der Negativsaldo laut BMG weitestgehend auf Defizite jeweils einer großen Krankenkasse mit hohen Finanz­reserven zurückzuführen.

Arzneimittel sind drittgrößter Kostenblock

Von den vorliegenden Daten ausgehend, sind die Ausgaben für Krankenhausbehandlung in den ersten neun Monaten 2019 um 3,4 Prozent auf 60,57 Milliarden Euro gestiegen. Für den größten Kostenblock der GKV (32 Prozent der Gesamtausgaben) ist dies ein vergleichsweise moderates Plus. Im Bereich der vertragsärztlichen Vergütung stiegen die Ausgaben um rund 4,2 Prozent auf 34,16 Milliarden Euro. Sie machen 18 Prozent der GKV-Gesamtausgaben aus.

Die Arzneimittelausgaben sind nach wie vor der drittgrößte Kostenblock (17 Prozent der Gesamtausgaben). Sie stiegen um 5,6 Prozent auf 32,3 Milliarden Euro. Hierbei spielten laut BMG weiterhin die Entwicklungen im Bereich innovativer Arzneimittel eine zentrale Rolle. Die Krankenkassen seien aber auch durch deutliche Zuwächse (+ 10,1 Prozent) bei Rabattvereinbarungen mit pharmazeutischen Unternehmern entlastet worden. Hohe Zuwachsraten von 15,5 Prozent gab es bei den Ausgaben für Schutzimpfungen. Ein Grund hierfür dürfte sein, dass Krankenkassen nun die teurere Vierfach-Grippeschutzimpfung zahlen. |

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