Aus der Hochschule

Großes Potenzial der Pharmakometrie

Apothekerin Kim Linda Poppenberg forschte in Japan

An der Schnittstelle von Pharmazie und Mathematik, der Pharmakometrie, geht es um mathematische Modelle, die die Effekte von Arzneimitteln auf den Patienten beschreiben und vor­hersagen. An der Keio-Universität in Tokio, einer Elite-Universität und der ältesten Universität Japans, wird dazu im Department of Clinical Pharmacokinetics and Pharmacodynamics geforscht. Prof. Dr. Yusuke Tanigawara ist international bekannt für seine Arbeit im Bereich Pharmakokinetik – der Betrachtung der Effekte, denen ein Arzneimittel im Organismus unterliegt – und Pharmakodynamik – welche die Arzneimittelwirkung im Körper beschreibt. An seiner Seite forschte in diesem Jahr eine Apothekerin aus Westfalen: Kim Linda Poppenberg hatte dank der Unterstützung durch die Apothekerstiftung Westfalen-Lippe Gelegenheit, drei Monate an der Keio University, School of Medicine, zu hospitieren. Den Kontakt nach Japan hatte Dr. Olaf Rose, Mitglied der Kammerversammlung der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, vermittelt.

Foto: AKWL

Die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Yusuke Tanigawara an der Keio-Universität in Tokio.

„Mir wurde durch den Aufenthalt bewusst, welche große Bedeutung die Pharmakometrie bei der Arzneimittelentwicklung und den Zulassungsverfahren in Zukunft spielen wird und welches Potenzial darin steckt“, so Poppenberg. Gleichzeitig war der Transfer der Ergebnisse aus der Theorie in den heilberuflichen Alltag immer wieder ein zentrales Thema.

„Schon bald wurde mir ein Projekt anvertraut“, berichtet die Apothekerin. Die Arbeitsgruppe von Professor Tanigawara hatte bereits eine Arbeit veröffentlicht, in der es um das Sicherheitsprofil des Arzneimittels Eribulin ging. Dieses wird bei lokal fortgeschrittenem oder metastasierendem Brustkrebs eingesetzt, wenn Taxane und Anthracycline versagt haben. Es wurde ein Modell entwickelt, um die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung einer schweren Neutropenie unter Therapie mit Eribulin vorherzusagen. Dazu wurden Post-Marketing-Daten ausgewertet und anhand derer relevante Patientenparameter ermittelt, die den Effekt des Arzneimittels beeinflussen. „Meine Aufgabe war es zu untersuchen, ob durch eine veränderte Berechnungsmethode in der Auswertung der Daten eine bessere Vorher­sage erzielt werden kann“, so die Apothekerin. Durch den Einstieg in ein konkretes Projekt fiel es ihr leichter, den theoretischen Hintergrund in der Methodik schneller zu erfassen. „Professor Tanigawara war es wichtig, dass ich in den drei Monaten wirklich viel Neues lerne. Deshalb ermöglichte er mir die Teilnahme an einem therapeutischen Drug-Monitoring-Kongress mit internationalen Referenten. Ebenso erfuhr ich bei einem Besuch von Dr. Peter Bonate, einem Ausnahmetalent des Fachs, mehr über die aktuelle Rolle der Pharmakometrie in den USA und nahm Anregungen für mein Projekt mit“, berichtet Poppenberg.

Stiftungspreis „Reise­stipendium für Studierende und Doktoranden“

Studierende und Doktoranden der Pharmazie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, die sich im Studium oder in ihren Forschungsarbeiten im Rahmen eines begonnenen Promotionsvorhabens im Fach Pharmazie besonders ausgezeichnet haben, können ein Stipendium von einmalig 1500 Euro für einen mindestens vierwöchigen Studien- oder Forschungsaufenthalt im Ausland erhalten. Weitere Informationen und Kontakt: www.akwl.de/apothekerstiftung/inhalt.php?id=745

Die Forschungsreise ließ Poppenberg von einigen der besten Wissenschaftler der Welt das „Handwerkszeug“ des Pharmakometrikers erlernen, was für sie eine Basis für weiteres Engagement in diesem Bereich bilden soll. „Ich würde mich freuen, wenn ich zu einem Wissenstransfer nach Deutschland beitragen könnte“, sagt die Apothekerin, die während ihres Aufenthalts auch die Kultur und die Menschen Japans näher kennenlernte. |

Michael Schmitz, Apothekerkammer Westfalen-Lippe

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