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AOK: „Aufgebauschte Kampagne“ gegen Rabattverträge
AOK-Bundesverband wirft Apothekern und Pharmaindustrie „Desinformation“ vor
„Rabattverträge unter Generalverdacht – Fakten statt Stories“ – unter diesem Titel lud der AOK-Bundesverband vergangene Woche zum Pressegespräch. Denn hier ist man überzeugt: Dass sich in den Positionspapieren der Unions- und der SPD-Fraktion zu Lieferengpässen die Forderung nach einer verpflichtenden Mehrfachvergabe von Rabattverträgen findet, ist der Lobbyarbeit der Apotheker und der Pharmaindustrie zuzuschreiben. Sie machten Teile der Politik mit einer „aufgebauschten Kampagne“ geradezu „kirre“, erklärte Dr. Christopher Hermann, Chef der AOK Baden-Württemberg und „Vater“ der AOK-Rabattverträge. Sie redeten die Rabattverträge schlecht, obwohl diese aus AOK-Sicht bekanntlich ein pures Erfolgsmodell und keinesfalls ursächlich für Engpässe sind.
Und so will die AOK nun „Fakten“ liefern. Der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands, Martin Litsch, verwies auf eine Studie des Wissenschaftlichen Instituts der Ortskrankenkassen (WidO), die zeige, dass die Rabattverträge nicht zur Dramatisierung taugten: Nur 0,3% der AOK-Rabattarzneimittel seien zuletzt nicht lieferbar gewesen. Und selbst dieser „marginale Anteil“ bedeute noch keinen Versorgungsengpass – stets stünden ausreichend Alternativen zur Verfügung. Zudem: Der deutsche Arzneimittelmarkt mache nur 4% des Gesamtmarktes aus – das Problem der Lieferengpässe sei aber global. Bei den Rabattverträgen anzusetzen macht daher aus AOK-Sicht nicht den geringsten Sinn. Die wirklichen Probleme, so Litsch, blieben in den Fraktionspapieren außen vor. Etwa die Engpässe in den Kliniken. Dort gebe es tatsächlich Versorgungsengpässe – und keine Rabattverträge.
Stabile Versorgung
Auch von einem häufigen Präparatewechsel infolge der exklusiven Verträge will die AOK nichts wissen: 2018 hätten 82,7% der Patienten, die ihren exklusiv rabattierten Wirkstoff über längere Zeit einnehmen, ihr Medikament dauerhaft vom selben Hersteller erhalten, erklärte der stellvertretende WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder. Bei den Wirkstoffen/Wirkstoffkombinationen, bei denen sich mehrere Rabattpartner die Versorgung teilen, seien es nur 69,1% gewesen.
Und so freut sich die AOK natürlich, dass auch das Bundesgesundheitsministerium bereits deutlich gemacht hat, dass verpflichtende Mehrfachvergaben aus seiner Sicht keine Engpässe verhindern können.
Hermann: „Die Industrie blockt“
Was laut Litsch und Hermann wirklich im Umgang mit Engpässen helfen würde, wäre mehr Transparenz, sprich Meldepflichten vom Hersteller über den Großhandel bis zur Apotheke. Bislang, so Hermann, „blocke“ die Industrie jedoch. Dabei wisse sie am besten Bescheid, wo ihre Produkte seien – meist dort „wo man den größten Reibach“ machen kann. Richtig ist aus AOK-Sicht auch, dass die Bundesoberbehörden mehr Befugnisse erhalten und die Vorratshaltung regelmäßig prüfen können sollen. Auch der Verzicht auf eine deutsche Kennzeichnung im Fall der Fälle ist für Litsch in Ordnung – vorausgesetzt, es handelt sich um direkt vom Arzt am Patienten angewendete Arzneimittel. Was den geplanten neuen Beirat beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) betrifft, der den bisherigen Jour Fixe ablösen soll, so ist Hermann schon skeptischer: Ein unverbindlicher Beirat, in dem auch noch die Industrie das Sagen habe, werde nichts ändern. Zudem fehlen der AOK noch Sanktionen, die Hersteller treffen, wenn sie ihren Meldepflichten nicht nachkommen. |
1 Kommentar
Desinformation
von Pharmixx am 12.12.2019 um 11:44 Uhr
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