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Welt-AIDS-Tag
Erfahrungen mit dem HIV-Selbsttest
Wertvolle Ergänzung bisheriger Testangebote
Das frühzeitige Erkennen einer HIV-Infektion ist aus vielerlei Hinsicht erstrebenswert und sollte dementsprechend gefördert werden, HIV-Selbsttests können hier einen wichtigen Beitrag leisten. Schließlich lassen sich bei sofortiger Therapieeinleitung Folgeerkrankungen, AIDS, die Sterblichkeit und Behandlungskosten reduzieren, aber auch präventiv die Weitergabe der Infektion an andere verhindern. Aktuell erfolgt jedoch circa jede dritte Erstdiagnose sehr spät [1]. Das Immunsystem der Betroffenen, die als late presenter bezeichnet werden, ist dann schon derart geschwächt, dass CD4-Werte unter 200 Zellen/µl Blut vorliegen oder gar eine simultane HIV/AIDS-Diagnose gestellt wird. Ferner ist zu hoffen, dass es durch die Freigabe der HIV-Selbsttests gelingt, die große Zahl der unwissentlich mit HIV infizierten Patienten zu reduzieren und den modernen Therapieregimen zuzuführen. Gemäß aktueller Schätzung des Robert Koch-Instituts haben 12% der HIV-Infizierten in Deutschland keine Kenntnis darüber, dass sie das HI-Virus in sich tragen [1]. Dies sind immerhin circa 10.600 der 87.900 HIV-positiven Menschen (Stand Ende 2018).
Erhöhtes HIV-Risiko
Für folgende Personengruppen, die ein erhöhtes HIV-Risiko haben, wird ein regelmäßiger HIV-Test empfohlen:
- Männer, die Sex mit Männern haben (MSM)
- i.v.-Drogenkonsumenten (injizierende Drogenkonsumenten, IDU, IVD)
- Personen mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern
- Prostituierte / Sexworker
- Personen mit HIV-positivem Sexualpartner ohne erfolgreiche antiretrovirale Therapie
- Personen aus Regionen mit hoher HIV-Prävalenz (insbesondere Subsahara-Afrika und Karibik)
Wertvolle Ergänzung
HIV-Selbsttests sollen dabei die etablierten HIV-Testangebote der örtlichen Gesundheitsämter, der Einrichtungen der Deutschen AIDS-Hilfe e. V. (DAH), weiteren freien Trägern und der Ärzteschaft ergänzen (Anlaufstellen siehe Adresssuche der Deutschen AIDS-Hilfe e. V.: www.aidshilfe.de/adressen, Schwerpunktarztsuche unter www.dagnae.de, DAGNÄ e. V. – Deutsche Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter e. V.). Die zusätzliche diagnostische Option eines zu Hause durchführbaren HIV-Tests ist sinnvoll, da es trotz der vielfältigen und meist kostenfreien Testangebote viele Personen gibt, die eine Testung bei den genannten Institutionen scheuen, Angst vor Stigmatisierung haben oder Zeitgründe vorschieben, eine Teststelle oder einen Arzt aufzusuchen. Das Robert Koch-Institut benennt in seinem aktuellen Bericht insbesondere Personen, die in ländlichen Regionen oder kleineren Großstädten leben, als Zielgruppe von HIV-Selbsttests [1]. Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), die in Großstädten leben, nutzen hingegen die bessere Anbindung an Testangebote schon sehr gut und zeigen eine erhöhte Testbereitschaft.
Testname | Informationen / Herstellerhomepage | Ergebnis nach | Sensitivität/Spezifität |
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Atomo HIV Self Test | 15 Minuten | 99,6% / 99,6% | |
Autotest® VIH | 15 Minuten | 100% / 99,8% | |
Biosure HIV Self Test | 15 Minuten | 99,7% / 99,9% | |
Exacto® HIV-Selbsttest | 10 Minuten | 100% / 99,2 bis 100% | |
Insti® HIV Selbst-Test | direkt | 100% / 99,5 bis 99,8% |
Testprinzip und diagnostische Lücken
Die verschiedenen HIV-Testprinzipien unterscheiden sich nach Einsatzgebiet und Nachweisprinzip. Beim HIV-Selbsttest handelt es sich um ein indirektes Testverfahren. Im Gegensatz zu direkten Testverfahren wird nicht das Virus selbst oder seine Bestandteile nachgewiesen, sondern körpereigene Antikörper, die das Immunsystem nach einiger Zeit (drei bis zwölf Wochen) bildet. Da die Zeitdauer zwischen Infektion und Bildung und somit Nachweisbarkeit von Antikörpern individuell variieren kann, erlauben die verfügbaren HIV-Selbsttests keine zeitnahe Analyse unmittelbar nach einer möglichen Infektion. Man spricht hierbei von einer diagnostischen Lücke, die es abzuwarten gilt, in diesem Fall sind es zwölf Wochen nach einem Risikokontakt, um eine Infektion sicher auszuschließen. Reagiert der Selbsttest, muss ein Bestätigungstest durchgeführt werden, um mögliche falsch-positive Testergebnisse durch Kreuzreaktionen zu identifizieren, welche in der hohen Sensitivität (Nachweisrate), aber leicht eingeschränkten Spezifität (Treffsicherheit) der Tests begründet sind.
Beratungsthema | Anmerkung / Kommentar |
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Testkonzept: Stufendiagnostik | |
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Was bedeutet eine HIV-Infektion? | |
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Behandlungsmöglichkeiten der modernen antiviralen Therapie | |
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Vermeiden einer Übertragung | |
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weitere Beratungsmöglichkeiten | |
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Verfügbare Selbsttests in Deutschland
Tabelle 1 zeigt die in Deutschland verfügbaren Selbsttests mit CE-Kennzeichnung. Alle Immunassays funktionieren nach dem gleichen Prinzip, einer Antigen-Antikörper-Reaktion auf HIV-1- und HIV-2-Antikörper im Kapillarblut. Ausführliche und bebilderte Gebrauchsanweisungen, meist auch in mehreren Sprachen, können auf den jeweiligen Herstellerhomepages heruntergeladen werden. Zudem kann auf Videos zurückgegriffen werden, die die Durchführung erklären. Ist das Ergebnis eines Selbsttests positiv (reaktiver HIV-Selbsttest), so muss es durch einen weiteren Labortest bestätigt werden. Erst wenn auch dieser Test positiv ausfällt, besteht sicher eine HIV-Infektion. Um die Betroffenen gut zu beraten, ihnen mögliche Ängste zu nehmen und ihnen Ansprechpartner für die weitere Diagnostik zu nennen, hat die Deutsche Arbeitsgemeinschaft der HIV- und Hepatitis-kompetenten Apotheken DAH²KA für solche Situationen einen Leitfaden entwickelt, mit dem in der Apotheke ein Beratungsgespräch geführt werden kann (Tab. 2). |
Literatur
[1] an der Heiden M et al. Schätzung der Zahl der HIV-Neuinfektionen und der Gesamtzahl von Menschen mit HIV in Deutschland, Stand Ende 2018. Epid Bull 2019;46:483–492, doi:10.25646/6410
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