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Arzneimittel und Therapie
Bei Vitamin D ist mehr nicht gleich besser
Knochendichte wird durch hohe Dosen sogar reduziert
Obwohl eine Supplementation von Vitamin D zur Prophylaxe und Therapie einer Osteoporose weit verbreitet ist, ist der Nutzen umstritten. Um Unklarheiten zu beseitigen, wurde zwischen 2013 und 2017 eine randomisierte, doppelblinde Interventionsstudie durchgeführt. An ihr nahmen 311 Probanden im Alter zwischen 55 und 70 Jahren teil, die nicht an Osteoporose erkrankt waren und deren Vitamin-D-Spiegel in Bereichen zwischen 30 und 125 nmol/l lagen. Sie wurden einer von drei Gruppen zugeteilt und erhielten drei Jahre lang einmal täglich 400 I.E., 4000 I.E. oder 10.000 I.E. Vitamin D in Tropfenform. Für diejenigen Studienteilnehmer, die weniger als 1200 mg Calcium pro Tag über die Nahrung aufnahmen, war eine Calcium-Supplementation vorgesehen. Der primäre Studienendpunkt waren die Knochenmineraldichte und Knochenstärke an Unterarm und Schienbein. Der Vitamin-D-Spiegel wurde zu Beginn der Studie, nach drei Monaten sowie nach drei Jahren bestimmt. Die Spiegel stiegen erwartungsgemäß in der Gruppe mit 400 I.E. gering (von 76,3 nmol/l auf 77,4 nmol/l nach drei Jahren), in der Gruppe mit 4000 I.E. stärker (von 81,3 nmol/l auf 132,2 nmol/l) und in der Gruppe mit 10.000 I.E. noch stärker (von 78,4 nmol/l auf 144,4 nmol/l).
Die Vermutung, dass die Auswirkungen auf Knochendichte und Knochenstärke proportional mit der Höhe der Vitamin-Supplementation einhergehen, bestätigte sich hingegen nicht. Die Werte für die Knochenstärke unterschieden sich in den drei Gruppen nicht signifikant. Was die Knochendichte anbelangt, ergaben sich folgende Ergebnisse: Die Supplementation von täglich 4000 I.E. oder 10.000 I.E. resultierte in einer statistisch signifikanten geringeren Knochenmineraldichte der Speiche (Radius). Im Vergleich zur täglichen Gabe von 400 I.E. betrug der Unterschied -3,9 mg Calciumhydroxylapatit (HA) / cm³ in der Gruppe mit 4000 I.E. und -7,5 mg HA / cm³ in der Gruppe mit 10.000 I.E.. Die volumetrische Knochendichte des Radius nahm in allen drei Gruppen über die Studiendauer hinweg ab, und zwar um 1,2% unter 400 I.E. Vitamin D, um 2,4% unter 4000 I.E. und um 3,5% unter 10.000 I.E.
Vitamin D in der Diskussion
Die Ergebnisse der Studie von Burt et al. unterstützen die kritische Einschätzung einer Vitamin-D-Supplementation für die Knochengesundheit. So konnten bereits 2018 neuere Metaanalysen randomisierter, kontrollierter Studien keinen klinisch relevanten Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Supplementation und Knochendichte, Sturzereignissen und Frakturen sehen – einzige Ausnahme bildete eine Untersuchung bei älteren Pflegeheimbewohnern. Wann eine Vitamin-D-Supplementation dennoch sinnvoll ist, erfahren Sie in der DAZ 2018, Nr. 50, S. 27 in einem Gastkommentar zu Missverständnissen bei Osteoporose von Dr. Friederike Thomasius, der Koordinatorin der Leitlinienkommission des Dachverbandes deutschsprachiger Osteologen.
Die Supplementation von täglich 4000 I.E. oder 10.000 I.E. resultierte zudem in einer geringeren Knochenmineraldichte des Schienbeins (Tibius). Im Vergleich zur täglichen Gabe von 400 I.E. betrug der Unterschied -1,8 mg HA / cm³ in der Gruppe mit 4000 I.E. und -4,1 mg HA / cm³ in der Gruppe mit 10.000 I.E. Der Unterschied war jedoch nur in der Gruppe mit 10.000 I.E. signifikant. Die Knochenmineraldichte am Schienbein nahm in der Gruppe mit 400 I.E. um 0,4%, in der Gruppe mit 4000 I.E. um 1,0% und in der Gruppe mit 10.000 I.E. um 1,7% ab.
Den Ergebnissen dieser Studie zufolge könnte eine erhöhte Vitamin-D-Zufuhr den Knochenstoffwechsel wider Erwarten negativ beeinflussen. Inwieweit eine Vitamin-D-Zufuhr die Knochengesundheit tatsächlich gefährdet, müssen weitere Studien klären. |
Literatur
Burt L et al. Effect of High-Dose Vitamin D Supplementation on Volumetric Bone Density and Bone Strength: A Randomized Clinical Trial. JAMA 2019;322(8):736-745
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