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Aus den Ländern
Am Vorabend der ABDA-Mitgliederversammlung
AK Mecklenburg-Vorpommern diskutierte Spahn-Pläne
Dr. Dr. Georg Engel, Leiter der Krankenhausapotheke der Universitätsmedizin Greifswald und seit vier Jahren Kammerpräsident, entschied die Wahl mit 23 zu 10 Stimmen klar für sich. Gegen ihn hatte die selbstständige Apothekerin Nicola Norda kandidiert (siehe AZ 2019, Nr. 4). Zum neuen Vizepräsidenten wurde Marco Bubnick gewählt. Dr. Christoph Schümann hatte nach vier Amtszeiten als Vizepräsident nicht mehr für ein Vorstandsamt kandidiert. Dr. Annette Lendeckel, Dr. Konstanze Jahn-Harnack und Petra Verhoeven wurden wieder in den Vorstand gewählt. Neue Vorstandsmitglieder sind die Krankenhausapothekerin Susanne Paschka und der selbstständige Apotheker Dr. Torsten Möller.
AMTS sollte eigenständiges Thema sein
Nach der Wahl der Ausschüsse und weiteren Formalitäten ging es erst am Ende der Sitzung um die Position der Kammer zu den Vorschlägen von Minister Spahn und damit um das Abstimmungsverhalten bei der ABDA-Mitgliederversammlung am nächsten Tag. Engel beschrieb Spahns Vorschlagspaket als „Zuckerbrot und Peitsche“. Es enthalte Maßnahmen, die die Apotheker lange gefordert hätten. Doch die Zulassung von Boni ausländischer Versender sei die „Peitsche“, erklärte Engel unter Verweis auf diverse bereits veröffentlichte Einschätzungen von Experten. Außerdem kritisierte Engel, wie der vorgeschlagene Boni-Deckel mit den honorierten pharmazeutischen Leistungen verknüpft werde. Dazu verwies er auf die große Bedeutung der AMTS. „Wir sprechen von 20.000 Toten pro Jahr, davon zwei Drittel durch vermeidbare Nebenwirkungen“, mahnte Engel und erklärte: „Es ist ethisch nicht zu rechtfertigen, dass man dieses Risiko der Patienten gegen wirtschaftliche Aspekte in die Waagschale wirft.“ Damit meldete Engel den Anspruch an, neue honorierte pharmazeutische Leistungen einzuführen, ohne dies mit anderen Maßnahmen zu verknüpfen.
Gleichpreisigkeit als gemeinsames Ziel
In der Diskussion bestand Konsens, dass das von Spahn vorgeschlagene Gesamtpaket nicht annehmbar ist. Stattdessen wurden die einzelnen Maßnahmen isoliert diskutiert. Besonderes Interesse fand die Idee, die Arzneimittelpreisverordnung – ohne Boni – im Sozialrecht zu verankern, die am nächsten Tag in den Vorschlag der ABDA einging. Dazu wurde angemerkt, dass die Vorstandshaftung bei gesetzlichen Krankenkassen ein wirksames Instrument sein könnte, um eine solche Regelung durchzusetzen.
Der Vorsitzende des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern, Axel Pudimat, mahnte, die Apotheker sollten sich nicht entzweien lassen. Die Meinungen der Apotheker zu den Vorschlägen von Spahn seien zwar vordergründig unterschiedlich im Grad ihrer Ablehnung, aber letztlich würden doch alle dasselbe wollen – Gleichpreisigkeit.
Struktur wichtiger als Geld
Den Erhalt der freien Apothekenwahl und das Verbot des Rezept-Makelns bezeichneten mehrere Delegierte als den besten Punkt unter den Vorschlägen von Minister Spahn. Dagegen wurde die Aufstockung des Nacht- und Notdienstfonds nicht nur positiv gesehen. Denn die resultierende Nachtdiensthonorierung könnte von den Patienten kritisiert werden. Möglicherweise sei eine andere Verteilung der zusätzlichen Mittel geeigneter. Außerdem sollte zusätzliches Geld für die Dokumentation besser für andere dokumentationspflichtige Arzneimittel und nicht vorrangig für BtM eingesetzt werden, schlug Kammervizepräsident Marco Bubnick vor. Im Zusammenhang mit zusätzlichen Honoraren betonten mehrere Delegierte: „Wir sind nicht käuflich.“
Neue honorierte pharmazeutische Dienstleistungen wurden einhellig begrüßt, aber sie könnten keine Kompensation für irgendwelche Belastungen sein. Denn es sei nicht zu erwarten, dass sie die Wirtschaftlichkeit der Apotheken verbessern. Vielmehr würden neue Kosten entstehen. Einige Delegierte mahnten zudem, dass solche Leistungen nicht apothekenpflichtig seien. Möglicherweise werde damit ein Weg für neue Anbieter bereitet.
Abschließend fasste Engel als Vorgabe für die ABDA-Mitgliederversammlung zusammen, dass die Kammerversammlung weiterhin das Rx-Versandverbot präferiere. Doch die Apothekerkammer Mecklenburg-Vorpommern sei auch bereit, über gut begründete andere Vorschläge zu sprechen, die die Gleichpreisigkeit sichern könnten. |
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