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- DAZ 38/2019
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Arzneimittel und Therapie
Freispruch für Gliflozine
Schwere Harnwegsinfekte treten nicht häufiger auf
Gliflozine sind Inhibitoren des Natrium-Glucose-Cotransporters 2 (SGLT-2) in der Niere. In Deutschland sind mit Empagliflozin (Jardiance®) und Dapagliflozin (Forxiga®) derzeit zwei Vertreter der Substanzklasse verfügbar. In den USA wird zudem häufig Canagliflozin verordnet. SGLT-2-Inhibitoren werden bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 überwiegend in Kombination mit anderen Antidiabetika eingesetzt, beispielsweise wenn eine Monotherapie mit Metformin, dem Mittel der ersten Wahl, nicht ausreichend ist.
Sie reduzieren die Glucose-Rückresorption aus dem glomerulären Filtrat, wodurch vermehrt Glucose mit dem Urin ausgeschieden wird. In der Folge sinkt der Glucose-Wert im Blut. Dieses Wirkprinzip bietet aufgrund der vermehrten Glucose-Ausscheidung potenziell einen Nährboden für Bakterien. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich in den Fachinformationen Genital- und Harnwegsinfektionen als häufige Nebenwirkungen finden. In Studien wurde das erhöhte Risiko für Genitalinfektionen (Vulvovaginitis, Balantitis und andere) stets bestätigt. Was das Risiko für Harnwegsinfektionen betrifft, ist die Studienlage hingegen weniger eindeutig, und Metaanalysen zeigten widersprüchliche Ergebnisse.
Vergleich mit Inkretin-basierten Therapien
Eine umfassende Analyse US-amerikanischer Krankenversicherungsdaten sollte nun Klärung bringen. Hierbei wurde das Risiko für schwere Harnwegsinfektionen (Krankenhausaufenthalt aufgrund Harnwegsinfekt, mit Sepsis oder Pyelonephritis) bestimmt. Die eingeschlossenen Patienten waren alle an Typ-2-Diabetes erkrankt und hatten entweder eine Therapie mit einem SGLT-2-Inhibitor, einem Dipeptidylpeptidase(DPP-4)-Inhibitor (Sitagliptin, Saxagliptin, Linagliptin, Alogliptin) oder einem Glucagon-like-receptor(GLP)-1-Rezeptoragonisten (Albiglutid, Dulaglutid, Exenatid, Liraglutid) neu begonnen.
In der ersten Analyse wurden Patienten, die mit einem SGLT-2-Inhibitor behandelt wurden, mit Patienten verglichen, die einen DPP-4-Inhibitor erhielten. Mittels Propensity-Score-Matching wurden vergleichbare Kohorten mit je 61.867 Patienten gebildet. Schwere Harnwegsinfekte traten bei 61 Patienten der Gliflozin-Gruppe auf, unter DPP-4-Inhibitoren waren es 57 (1,76 vs. 1,77 Fälle pro 1000 Patientenjahre). Das adjustierte Risikoverhältnis (Hazard Ratio, HR) lag bei 0,98 (95%-Konfidenzintervall [KI] 0,68 bis 1,41).
In einer zweiten Analyse wurden 55.989 Patienten unter Gliflozinen derselben Zahl an Patienten unter GLP‑1-Rezeptoragonisten gegenübergestellt. In der Gliflozin-Gruppe hatten 73 einen schweren Harnwegsinfekt, unter GLP-1-Rezeptoragonisten waren es 87 (2,15 vs. 2,96 Fälle pro 1000 Patientenjahre). Das adjustierte Risikoverhältnis lag bei 0,72 (95%-KI 0,53 bis 0,99). Patienten unter GLP‑1-Rezeptoragonisten hatten somit ein höheres Risiko für einen schweren Harnwegsinfekt als Patienten, die mit einem SGLT-2-Inhibitor behandelt wurden.
Eine wichtige Limitation der Studie ist jedoch, dass relevante Patientendaten (z. B. Diabetesdauer, Body-Mass-Index) nicht erfasst wurden. Weiterhin wurden Personen mit Harnwegsinfektionen in der Anamnese ausgeschlossen. Gerade für diese Patientengruppe wäre es aber von Interesse, ob das Harnwegsinfekt-Risiko durch die Antidiabetika steigt oder nicht. |
Literatur
Dave CV et al. Sodium glucose cotransporter-2 inhibitors and the risk for severe urinary tract infections: a population-based cohort study. Ann Intern Med 2019; doi:10.7326/M18-3136
Fachinformation Jardiance® (Empagliflozin). Stand Februar 2019
Fachinformation Forxiga® (Dapagliflozin). Stand Juli 2019
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