Aus den Ländern

„Lieferengpässe rücken den Rahmen­vertrag derzeit in ein schlechtes Licht“

Stellvertretende HAV-Geschäftsführerin wirbt dafür, dem Vertrag eine Chance zu geben

FRANKFURT AM MAIN (jb) | Am 22. August 2019 fanden im Gesellschaftshaus des Frankfurter Palmengartens die Mitgliederversammlung und das Sommerfest des Hessischen Apothekerverbandes (HAV) statt. Themen waren unter anderem das Apothekenstärkungsgesetz und der Rahmenvertrag.
Foto: HAV

„Im Ganzen sind wir aber ein Stück weiter“, so Berit Gritzka zum neuen Rahmenvertrag.

Als erster Tagesordnungspunkt der Mitgliederversammlung stand der Bericht des Vorstandes auf dem Programm. Der HAV-Vorsitzende Holger Seyfarth setzte die Anwesenden über die Genese des Apothekenstärkungsgesetzes und dessen aktuellen Stand in Kenntnis. Er stellte klar, dass die ABDA nie von ihrer Forderung, das Versandhandelsverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel auf EU-Norm zurückzufahren, abgerückt sei, aber dass sich dafür keine politische Mehrheit finde und man dann Alternativen anbieten müsse. Seyfarth machte allerdings auch deutlich, dass Nachbesserungen am Reformpaket notwendig seien, so wie sie ja auch die ABDA in ihrer Stellungnahme fordert. Diese Wünsche der ABDA seien gerecht­fertigt, denn ein Wegfall der Gleichpreisigkeit für Privatversicherte beziehungsweise Selbstzahler durch Streichung des Absatzes im § 78 Arzneimittelgesetz, der die Preisbindung für EU-Versender im Rx-Bereich regelt, würde das komplette Preisgefüge im Arzneimittelbereich ins Wanken bringen. Eine große Rolle in der Frage, wie es mit Spahns Reform weitergeht, maß Seyfarth der Meinung der EU-Kommission zu dem Paket bei. Spahn hatte angekündigt, aufgrund des anhängigen EU-Vertragsverletzungsverfahrens seinen Gesetzentwurf dort abzustimmen.

Danach thematisierte die stellvertretende Geschäftsführerin Berit Gritzka neben der aktuellen, für Apotheken relevanten Gesundheitsgesetzgebung auch den neuen Rahmenvertrag. Dieser habe zu sehr vielen Anfragen in der Geschäftsstelle und zu viel Ärgernis in den Apotheken geführt. Bei genauerem Hinsehen enthalte der Vertrag viele positive Aspekte, die man seit Jahren verhandelt habe. Viele Punkte aus der Apothekerschaft seien eingeflossen. „Man muss dem Rahmen­vertrag eine Chance geben“, so Gritzka. „Lieferengpässe und der Preis­anker rücken ihn allerdings derzeit in ein schlechtes Licht. Im Ganzen sind wir aber ein Stück weiter“, so Gritzka.

Anschließend präsentierte Geschäftsführer Jürgen Schneider aktuelle Apothekenzahlen aus Hessen – entsprechend dem Bundestrend weniger, dafür aber eine Verschiebung zu höheren Umsätzen – sowie die Retaxstatistiken der HAV-Geschäftsstelle. Nach der Verabschiedung des Haushalts und der Festsetzung der – unveränderten – Beiträge standen dann zwei Vorträge auf dem Programm. Zuerst präsentierte Christian Krüger, Geschäftsführer der NGDA, „Die Entwicklung des elektronischen Rezeptes und der WebApp des DAV“ und gab dabei einen Abriss über den aktuellen Stand beim E-Rezept: Man habe erst einmal versucht, ein funktionierendes System auf die Beine zu stellen und zu testen, das den „Normalfall“ abdeckt. Das sei auch gelungen – innerhalb des vorgegebenen Zeitplans. Wie Krüger erklärte, hängt der GERDA-Start in Baden-Württemberg derzeit an den Ärzten. Die Apo­theker hätten ihren Part erledigt, der Fachdienst sei seit Juni ansprechbar.

Den zweiten Vortrag hielt der Experte für Gesundheitstrends PD Dr. Andreas Klein, Universität Wien, zum Thema „Zukunft des Gesundheitswesens und Megatrends im Handel“.

Im Anschluss an die Mitgliederversammlung gab es für Verbandsmit­glieder und Gäste aus der Branche und der Politik Gelegenheit zum Austausch beim alljährlichen Sommerfest. |

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