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Laudatio: Professor Dr. Dr. h. c. mult. Hildebert Wagner zum 90. Geburtstag
Als Ordinarius und als geschäftsführender Direktor leitete er über 25 Jahre das Institut für Pharmazeutische Biologie der Ludwigs-Maximilians-Universität in München. Hier hatte er seine pharmazeutisch-wissenschaftliche Laufbahn mit Studium (Staatsexamen 1953), Promotion unter Professor Ludwig Hörhammer (1956) und sehr baldiger Habilitation (1960) begonnen. Seine außergewöhnlich produktive wissenschaftliche Arbeit und seine bahnbrechenden Forschungen auf dem Gebiet der Arzneipflanzenforschung brachten ihm weltweite Bekanntheit und Anerkennung ein. Seine Leistung bestand vor allem darin, neben der Analytik, Isolierungen und Strukturaufklärung von Pflanzeninhaltsstoffen zunehmend deren pharmakologische Wirkung in den Vordergrund zu stellen. Zu einer Zeit als das noch keineswegs überall üblich war, hat er eine Vielzahl von biologischen Assays in seinen Labors etablieren lassen. Ziel war die wissenschaftliche Anerkennung und Untermauerung der Phytotherapie. Für diese Zielsetzung arbeitete er unermüdlich als Forscher, Lehrer, vielfacher Buchautor, unermüdlicher Redner und Organisator von Tagungen oder als Mitherausgeber von wissenschaftlichen Journalen. Kurz vor seiner Emeritierung erfüllte er sich vor 25 Jahren einen langgehegten Wunsch, die Gründung eines eigenen wissenschaftlichen Journals: Phytomedicine. Dieses Journal gehört heute zu den führenden internationalen Journalen in den Bereichen Pharmakologie/Pharmazie, Pflanzenwissenschaften, Medizinische Chemie sowie Integrative und Komplementäre Medizin, wo es aktuell im Ranking von Journal Citation Reports Platz 1 einnimmt. Dies ist dem hohen Impact Factor von inzwischen 4,18 zu verdanken, mit deutlichem Trend nach oben. Heute wird das Journal von Prof. Dr. Thomas Efferth, Uni Mainz, weitergeführt. Darüber hinaus setzt sich Prof. Dr. Wagner mit bewundernswertem Elan und Engagement für die analytisch-chemische sowie pharmakologische Aufarbeitung von Drogen der traditionellen chinesischen Medizin ein. Seit 1994 hat er mit seinem Team, vor allem in Zusammenarbeit mit seinem ehemaligen Schüler Prof. R. Bauer (Universität Graz) neue Analytische Monographien von chinesischen Arzneidrogen entwickelt, die eine sichere Grundlage für die Qualitätsprüfung und Zertifizierung von importierten TCM-Drogen für Apotheken und eine TCM-Klinik darstellen. Sie wurden im Frühjahr 2010 im Rahmen eines Symposiums vorgestellt.
Viele Auszeichnungen, Ehrendoktorwürden und Preise wurden Professor Wagner im Laufe seines langen wissenschaftlichen Lebens verliehen. Vor 17 Jahren wurde er von der Gesellschaft für Arzneipflanzenforschung für sein herausragendes Lebenswerk mit der Egon-Stahl-Medaille in Gold geehrt.
Prof. Dr. Wagner, obgleich seit 1998 im wohlverdienten Ruhestand, war bis vor Kurzem noch im Department Pharmazie aktiv. Man traf ihn täglich (außer mittwochs) im Department, sei es im Labor oder auf dem Gang an und konnte sich über seine derzeitigen Aktivitäten austauschen oder ganz allgemein über die neusten Entwicklungen in der Pharmazie angeregt unterhalten. Meist war er selbst auf dem Weg ins Labor, um seinem kleinen Mitarbeiter-Team Arbeit und Anleitung zu geben. Prof. Dr. Wagner ist mehr denn je Vorbild für seine Kollegen und den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Pharmazie, weit über die Grenzen des Münchner Departments hinaus. Neben Rudi Bauer haben es drei weitere seiner Doktoranden auf Lehrstühle der Pharmazeutischen Biologie/Pharmakognosie geschafft (alle Unterzeichner dieser Laudatio). Insgesamt hat er im Laufe seiner Karriere unzählige Doktorandinnen und Doktoranden und zahllose Gastwissenschaftler aus der ganzen Welt betreut.
Die Tatsache dass er inzwischen kein Labor mehr betreibt, heißt nicht, dass sich Prof. Dr. Wagner in Breitbrunn am Chiemsee, seinem Wohnort, dem Nichtstun hingibt. Er schreibt nach wie vor wissenschaftliche Artikel und geht noch intensiver als zuvor seinem Hobby, dem Malen von Aquarellen nach. Zu Weihnachten gibt es immer wieder die Möglichkeit, eine „Kost- oder besser gesagt „Schauprobe“ seines Talentes anhand von eindrucksvollen Grußkarten zu erhalten.
Wir freuen uns sehr, ihn in unserer Mitte haben zu dürfen, von seinen großen Erfahrungen zu profitieren und vor allem seinen ungebrochenen Enthusiasmus für die Wissenschaft miterleben und bestaunen zu können.
Lieber Herr Wagner, wir wünschen Ihnen alles erdenklich Gute zu Ihrem 90. Geburtstag und hoffen, Sie noch lange in unserer Mitte haben zu dürfen.
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