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Alles beim Alten

Eine Randnotiz von Armin Edalat

Foto: DAZ/Kahrmann

Dr. Armin Edalat, Chefredakteur der DAZ

Selbst in Sachen Politskandale und -skandälchen haben uns andere Länder etwas voraus – vor allem was die Dramaturgie und das Amüsement angehen. Als am vergangenen Wochenende die internen Vermerke aus dem Gesundheits- und Wirtschaftsministerium veröffentlicht wurden, erinnerten sich manche wahrscheinlich an den Beginn der österreichischen Regierungs­krise im vergangenen Mai. Damals kursierte das Youtube-Video mit Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache und seinem Ex-FPÖ-Kollegen Johann Gudenus bei einem feucht-fröhlichen Plausch mit einer vermeintlichen russischen Oligarchen-Nichte auf Ibiza.

Zugegeben, für die beiden deutschen Regierungsmitglieder müsste die Szenerie etwas gediegener aussehen: Statt auf Ibiza könnte die Villa am Berliner Stadtrand liegen und zu trinken gäbe es nicht Wodka Red Bull, sondern vielleicht Schampus oder Saarländischen Apfelwein.

Politikern beim „Politik machen“ zuzuschauen und zwar dann, wenn sie sich unbeobachtet fühlen, hat mitunter etwas Voyeuristisches: Man stößt plötzlich auf Dinge, die man am liebsten nie erfahren hätte.

Im Fall von Spahn und Altmaier muss man sich allerdings die Frage stellen, was überhaupt an diesen Vorgängen skandalös und bisher unbekannt war. Dass Spahn mit seinem Reformvorhaben die Versenderbranche hofiert und den Apothekern das Rx-Versandverbot für rekordverdächtige 150 Millionen Euro ungrad versucht abzukaufen, ist definitiv kein Staatsgeheimnis.

Und Altmaiers wirtschaftspolitische Erfolge lassen sich, wie jeder weiß, am Ende seiner Karriere ohnehin höchstens an seinem Kampf für die Importquote messen.

So hätte man sich bei diesem „Skandal“ vielleicht doch etwas mehr Wodka Red Bull und den Auftritt einer vermeintlichen russischen Oligarchen-Nichte gewünscht – rein im Sinne des Unterhaltungswertes, versteht sich.

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