- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 33/2019
- PPI unter Verdacht
Arzneimittel und Therapie
PPI unter Verdacht
Assoziationsstudie liefert Hinweise auf Haupttodesursachen
Protonenpumpeninhibitoren (PPI) zur Unterdrückung der Magensäuresekretion sind sowohl im Rahmen der Selbstmedikation als auch auf ärztliche Verordnung weit verbreitet. Der potenten Säureblockade stehen jedoch bei Langzeitgebrauch nicht unerhebliche unerwünschte Wirkungen gegenüber. In den letzten Jahren mehren sich die Hinweise auf erhöhte Risiken für beispielsweise Osteoporose, kardiovaskuläre und nephrologische Erkrankungen, Clostridioides-difficile-Infektionen oder Lungenentzündungen. Dies ist vor allem deshalb von Relevanz, weil ein großer Anteil der Verordnungen bzw. Einnahmen nicht medizinisch indiziert ist. Außerdem erfolgt die Anwendung häufig zu lang und in zu hoher Dosierung.
PPI – wie war das noch?
In der Offizin hat man sie täglich in der Hand. Aber was die Pharmakologie der Protonenpumpen-inhibitoren (PPI) betrifft, muss man vielleicht etwas tiefer im Gedächtnis graben. Eine kleine Auffrischung kann da nicht schaden: In der ersten Folge unserer neuen Serie „Wie war das noch“ in DAZ 2019, Nr. 30, S. 32 haben wir die Ulkus-Therapeutika noch einmal von allen Seiten beleuchtet.
Da einige der beschriebenen Erkrankungen potenziell die Sterblichkeit erhöhen, lag der Verdacht nahe, dass der Gebrauch von PPI mit einer erhöhten Mortalität assoziiert ist. Dies konnte eine US-amerikanische Arbeitsgruppe bereits 2017 in einer longitudinalen Beobachtungsstudie nachweisen [1]. Dieselbe Arbeitsgruppe beschäftigte sich nun mit der Frage, welche Todesursachen durch längerfristigen PPI-Gebrauch in ihrer Häufigkeit beeinflusst werden [2]. In die aktuelle Beobachtungsstudie wurden über 200.000 US-Veteranen eingeschlossen, denen zwischen 2002 und 2004 entweder ein PPI oder ein H2-Blocker für mindestens 90 Tage innerhalb eines Sechsmonatszeitraums verordnet wurde und die während der drei Jahre zuvor keine säureblockierenden Arzneimittel eingenommen hatten. Die anschließende Nachbeobachtungszeit betrug bis zu zehn Jahre. Die Patienten waren im Durchschnitt 65 Jahre alt und zu über 95% männlich. Während des Beobachtungszeitraums verstarben etwa 37% der Teilnehmer, hauptsächlich an Herz-Kreislauf-Erkrankungen (12,45%), Krebs (9,72%) und Atemwegserkrankungen (4,80%). Pro 1000 Probanden gab es insgesamt 45,52 zusätzliche Todesfälle bei PPI-Anwendern im Vergleich zu Patienten unter Therapie mit H2-Blockern, davon 17,47 durch Kreislauferkrankungen, 12,94 durch Neoplasmen, 4,20 durch infektiöse oder parasitäre Erkrankungen und 6,25 durch Erkrankungen des Urogenitaltrakts. Die Dauer der Einnahme korrelierte dabei mit dem Ausmaß der Risikoerhöhung.
Vor allem kardiovaskuläre Erkrankungen, chronisches Nierenversagen und Karzinome des oberen Gastrointestinaltrakts stachen bei den Todesursachen hervor. Letzteres war besonders evident bei Patienten, die keine Indikation für einen Säureblocker aufwiesen.
Die Studienergebnisse belegen erneut die Notwendigkeit, die Indikation für den Einsatz von Protonenpumpenhemmern streng zu stellen und die Einnahme bei vorhandener Indikation auf den kürzest möglichen Zeitraum und die niedrigste effektive Dosis zu beschränken. |
Literatur
[1] Xie Y et al. Risk of death among users of Proton Pump Inhibitors: a longitudinal observational cohort study of United States veterans. BMJ Open 2017;7(6):e015735
[2] Xie Y et al. Estimates of all cause mortality and cause specific mortality associated with proton pump inhibitors among US veterans: cohort study. BMJ 2019;365:l1580
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.