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Aus den Ländern
Digitalisierung darf Vertrauen in Apotheken nicht erschüttern
Plädoyer für die wohnortnahe Versorgung beim Neujahrsempfang in Sachsen-Anhalt
Dr. Jens-Andreas Münch, Präsident der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt, stellte den Gästen aus Politik, Verwaltung, Krankenkassen und Gesundheitsberufen mit dem neuen EU-weiten Sicherheitssystem „SecurPharm“ einen weiteren digitalen Baustein in der Arzneimittelversorgung vor. Er tritt am 9. Februar 2019 in Kraft. Ab diesem Stichtag werden von der Industrie nur noch rezeptpflichtige Arzneimittel in den Verkehr gebracht, die mit zwei Sicherheitsmerkmalen versehen sind, dem Erstöffnungsverschluss und einem DataMatrix-Code. Dieser Code enthält eine individuelle – nur einmal vergebene – Seriennummer, die im EU-Hub hinterlegt ist. So wird die Sicherheit in der legalen Lieferkette dank einer ausgefeilten digitalen Vernetzung erhöht.
Die Zukunft der sicheren und unverzüglichen Versorgung von Patienten zu jeder Tages- oder Nachtzeit hat für die Apotheker absolute Priorität. „Das ist eine existentielle Grundlage für das Vertrauen unserer Patienten. Wir erwarten vom Staat kalkulierbare Rahmenbedingungen, um diese Struktur zu sichern und zu stärken. Feste Preise für rezeptpflichtige Arzneimittel sind dabei ganz wichtig. Die verbindlich festgelegten Aufschläge sind gewissermaßen unsere Gebührenordnung. Sie stützen die Versorgungsstruktur“, so Münch. Und er ergänzte: „Wir brauchen keine Experimente, sondern Sicherheit.“
Der Vorsitzende des Landesapothekerverbandes Sachsen-Anhalt e. V., Mathias Arnold, fügte an, dass er in der Digitalisierung große Chancen sehe, doch Digitalisierung sei nicht per se eine Lösung, insbesondere wenn der Patient Hilfe sucht. In solchen Fällen sei die Kommunikation mit Arzt und Apotheker unverzichtbar. Gerade in den Apotheken sollte die digitale Welt im Hintergrund ablaufen. Im Vordergrund müsse immer das vertrauensvolle und offene Patientengespräch stehen. Arnold: „Wir können Probleme digital lösen, wir müssen es aber nicht.“ Manchmal sei die digitale Lösung eben nicht die richtige Lösung. „Digitalisierung entfremdet. Wir kennen Patienten, die sich nicht trauen, Fragen zu formulieren. Diese Patienten brauchen unsere Hilfe und persönliche Unterstützung. Dabei kann uns die Digitalisierung unterstützen. Aber sie wird das Problem nicht lösen.“
Die Ministerin für Arbeit, Soziales und Integration des Landes Sachsen-Anhalt, Petra Grimm-Benne (SPD), versprach in ihrem Grußwort, sich auch weiterhin für den Erhalt der flächendeckenden Versorgung durch die Präsenzapotheken einzusetzen. Und dies nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ: „Wir sind der Auffassung, dass die aktuellen Regelungen hinsichtlich der Versorgung der Patienten durch die Apotheken nach wie vor sachgerecht sind.“ Mit dem Botendienst und den Rezeptsammelstellen zusätzlich zum Netz der öffentlichen Apotheken sei die reine Arzneimitteldistribution gut aufgestellt. Grimm-Benne wünscht sich aber ausdrücklich auch Leistungen, die über die reine Arzneimittelabgabe hinausgehen, so beispielsweise die zusätzliche Beratung zu einem gesundheitsgerechten Verhalten.
Auch Prof. Marie-Luise Dierks vom Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung der Medizinischen Hochschule Hannover betonte in ihrem Festvortrag zum Thema Gesundheitskompetenz und Kommunikation die Bedeutung des persönlichen Gesprächs. Es müsse immer wieder hinterfragt werden, ob der Patient die Informationen richtig verstanden habe. Nur so könne er die Arzneimittel richtig einnehmen und die so wichtige Therapietreue entwickeln. |
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