Arzneimittel und Therapie

Omega-3-Fettsäuren schützen vor Frühgeburten

Nutzen in der Schwangerschaft gut belegt

Schwangere Frauen sollten auf eine ausreichende Zufuhr an Omega-3-­Fettsäuren achten. Dass diese Empfehlung sehr sinnvoll ist, unterstreicht eine umfassende Auswertung der aktuellen Datenlage durch die Cochrane Collaboration.

Der Einsatz von Nahrungsergänzungs­mitteln mit Fischöl bzw. Omega-3-Fettsäuren (DHA = Docosahexaensäure; EPA = Eicosapentaensäure) ist weit verbreitet. Von der Vielzahl der postulierten Anwendungsgebiete sind jedoch die wenigsten durch fundierte Daten belegt. Eine Ausnahme bildet die Einnahme in der Schwangerschaft: Für Schwangere wird entweder der regelmäßige Verzehr von Seefisch oder alternativ die Supplementation von Omega-3-Fettsäuren (200 mg DHA pro Tag) empfohlen [1].

Bereits 2006 kam ein systematischer Review der Cochrane Collaboration zu dem Schluss, dass der Verzehr von Lebensmitteln mit hohem Gehalt an Omega-3-Fettsäuren, wie zum Beispiel Fisch, den Schwangerschaftsverlauf günstig beeinflusst. Nun wurde eine Aktualisierung der Übersichtsarbeit publiziert [2]. Hierfür wurden die Daten von fast 20.000 Schwangeren und ihren Kindern aus insgesamt 70 randomisierten, kontrollierten Studien ausgewertet, in denen ein erhöhter Verzehr von Omega-3-Fettsäuren (alimentär oder aus Supplementen) mit einer Nicht-Einnahme verglichen wurde.

Foto: sururu – stock.adobe.com
Fettreicher Meeresfisch ist eine gute Quelle für Omega-3-Fettsäuren.

Das Risiko für eine Entbindung vor Ende der 37. Woche wurde durch die erhöhte Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren von 13,4% auf 11,9% gesenkt, das Risiko einer Frühgeburt vor vollendeter 34. Schwangerschaftswoche von 4,6% auf 2,7% fast halbiert. Entsprechend war die Wahrscheinlichkeit eines geringen Geburtsgewichts in der Interventionsgruppe niedriger als in der Kontrollgruppe (14% vs. 15,6%). Die peri- bzw. postnatale Morbidität und Mortalität waren bei einer erhöhten Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren tendenziell geringer – allerdings bei moderater Evidenz. Die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung (> 42 Wochen) war in der Interventionsgruppe leicht erhöht (2,6% vs. 1,6%).

In Bezug auf mütterliche Komplikationen fanden die Autoren keine überzeugenden Belege für die Reduktion von schweren unerwünschten Ereignissen, Aufenthalten auf einer Intensivstation und postpartaler Depression; lediglich das Risiko für eine Präeklampsie wird möglicherweise durch eine erhöhte Omega-3-Zufuhr erniedrigt. Nur sehr geringe Effekte mit niedriger Evidenz wurden für die Auswirkungen auf kindliche Parameter wie allgemeine und neurologische Entwicklung, Kognition, Intelligenzquotient, Sprache und Verhalten festgestellt. Dennoch rechtfertigt bereits die überzeugende Evidenz für die Reduktion von Früh­geburten die Supplementation von Omega-3-Fettsäuren, wenn ein regelmäßiger Verzehr von fettreichem Seefisch nicht gewährleistet ist. |

Quelle

[1] Koletzko B et al. Ernährung und Lebensstil vor und während der Schwangerschaft – Handlungsempfehlungen des bundesweiten Netzwerks Gesund ins Leben. Geburtsh Frauenheilk 2018;78:1-22

[2] Middleton P et al. Omega-3 fatty acid addition during pregnancy. Cochrane Database Syst Rev 2018;11:CD003402

Apothekerin Dr. Julia Podlogar

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