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Geballte pharmazeutische Kompetenz für mehr Patientensicherheit
AMTS-Symposium der Apothekerkammer Nordrhein motiviert für pharmazeutische Dienstleistungen
Präsident Lutz Engelen blickte in seiner Begrüßung auf die Anfänge des ATHINA-Projekts zurück und erinnerte dabei an die Vorreiterrolle der Kammer auf dem Weg zur Entwicklung und Implementierung erweiterter pharmazeutischer Dienstleistungen. „Sie sind auf dem richtigen Weg“, so die Botschaft an die vielen engagierten Kolleginnen und Kollegen. Die Implementierung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) in den pharmazeutischen Alltag geht voran, ein Beleg dafür ist die konstant steigende Teilnehmerzahl im ATHINA-Projekt. Mittlerweile setzten zehn Apothekerkammern das ATHINA-Konzept gemeinschaftlich um. „Die Zukunft wird pharmazeutisch entschieden“ lautete das Schlusswort des Präsidenten.
Viele geriatrische Patienten leiden an psychischen Erkrankungen. Leider lässt sich mit der Arzneimitteltherapie nicht immer eine zufriedenstellende Symptomremission erzielen. Prof. Dr. Martina Hahn erläuterte in ihrem Vortrag am Beispiel der antidepressiven Therapie, dass Polymorphismen der CYP-Enzyme ursächlich für ein Therapieversagen sein können. Um langfristig die Adhärenz und damit den Therapieerfolg sicherzustellen, sollte bei der Wirkstoffauswahl das Nebenwirkungsprofil berücksichtigt werden. Vor Therapiebeginn ist zudem ein Interaktionscheck unerlässlich. „Lassen Sie sich nicht die Butter vom Brot nehmen, in diesem Bereich haben wir Apotheker die entsprechende Kompetenz“, so die erfahrene Krankenhausapothekerin.
Aufgrund von Multimorbidität haben ältere Patienten ein erhöhtes Risiko, Anticholinergika oder Arzneimittel mit anticholinergen Nebenwirkung zu erhalten, und sind diesen gegenüber vulnerabler. Typische Beschwerden sind Mundtrockenheit, trockene Augen, Kognitionseinschränkungen und Tachykardien. Welche Arzneimittel diese Nebenwirkungen aufweisen und wie betroffene Patienten identifiziert werden können, veranschaulichte Dr. Verena Stahl in ihrem Vortrag. Sie forderte die Apotheker auf, auch im Rahmen der Selbstmedikation wachsam zu sein. „Fragen Sie nach, wenn ein älterer Patient etwas gegen Verstopfung, trockene Augen oder Bonbons gegen den trockenen Mund verlangt.“
Nebenwirkungen spielten auch im Vortrag von Ina Richling, PharmD, eine wichtige Rolle. Sie beleuchtete zudem viele weitere arzneimittelbezogene Probleme (ABP), die im Rahmen einer Medikationsanalyse aufgedeckt werden können. Am praktischen Fallbeispiel einer Parkinson-Patientin, das sie aus ihrem Berufsalltag mitgebracht hatte, zeigte Frau Richling auf, wie eine Medikationsanalyse strukturiert durchgeführt wird, wie ABP erkannt, priorisiert und letztlich auch gelöst werden können.
Viele dieser dokumentierten Patientenfälle gehen tagtäglich in den Geschäftsstellen der ATHINA-Kammern ein. Sie sind Teil der Praxisphase des Projekts und Zertifikatsvoraussetzung. Im Kammergebiet Nordrhein wurde bereits das 400. Zertifikat ausgestellt und auf dem AMTS-Symposium persönlich an Apothekerin Dr. Stephanie Pick überreicht.
Die Patientenfälle sind zudem ein Beleg für die pharmazeutische Kompetenz der Apotheker. Untermauert wird diese durch die von den ATHINA-Kammern beauftragte wissenschaftliche Evaluation der dokumentierten Medikationsanalysen. Im Jahr 2016 wurden bereits die retrospektiven Studienergebnisse publiziert. Die Auswertung der im Anschluss durchgeführten prospektiven Studie präsentierte Studienleitung PD Dr. Hanna Seidling vom Universitätsklinikum Heidelberg.
Eva Goebel machte im Gespräch mit Dr. Katja Renner deutlich, dass auch kleinere Dienstleistungen bzw. Teilbereiche der Medikationsanalyse zur Verbesserung der AMTS beitragen können. Sie berichtete von ihrer Tätigkeit in Großbritannien und hierbei insbesondere vom sog. Medicines Use Review (MUR). Ganz wichtig sei, dass der Patient zunächst einmal wisse, wofür er ein Arzneimittel einnehme und wie genau. Das stelle die Basis für eine gute und sichere Arzneimitteltherapie dar. In UK stellt diese Dienstleistung gelebte Praxis dar. Etwa 400 MUR werden pro Jahr pro Apotheke durchgeführt und vom National Health Service honoriert.
Im abschließenden Workshop stellten Dr. Katja Renner und Ina Richling, PharmD, im Schnelldurchlauf praktische Fallbeispiele aus dem ATHINA-Projekt vor. Ziel sollte sein, den Blick für offensichtliche arzneimittelbezogene Probleme zu schulen. Gemeinsam identifizierten und lösten die teilnehmenden ATHINA-Apotheker die wichtigsten ABP. „Wir müssen einfach routinierter werden und arzneimittelbezogene Probleme schneller erkennen. Dafür war der Workshop super“, so eine Teilnehmerin.
„Das war ein fachlich wertvoller Fortbildungstag in einer tollen Location mit vielen praktischen Tipps für den beruflichen Alltag, einem interessanten Austausch mit engagierten Kollegen und sehr viel Motivation für die Weiterentwicklung der pharmazeutischen Dienstleistungen, so lautete das Fazit der Teilnehmer des diesjährigen AMTS-Symposiums der Apothekerkammer Nordrhein. |
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