Prisma

Sechs-Finger-Vorteil

Polydaktylie erhöht Bewegungsfähigkeit

us | Polydaktylie steht für ein ana­tomisches Phänomen, das bei Menschen und Tiere auftreten kann. Betrof­fene verfügen über mehr Finger oder Zehen als üblich. Ob diese zusätzlichen Gliedmaßen überflüssiger Anhang sind oder tatsächlich nützlich sein können, wurde nun genauer untersucht.
Foto: Mehring et al. Nature Communications 2019
Der sechste Finger unterscheidet sich nicht grundlegend von den anderen.

Zusätzliche Gliedmaßen an Händen oder Füßen sind nicht so selten wie es klingt. Die Inzidenz für Polydaktylie liegt bei etwa 0,2%. Ein weiterer Finger an jeder Hand, zwischen Daumen und Zeigefinger gelegen, zeichnet eine 52-jährige Frau und ihren 17-jährigen Sohn aus, die an der Universität Freiburg an einer Fallstudie teilnahmen. Im Magnetresonanztomografen zeigte sich, dass die zusätzlichen Finger wie die anderen auch über drei Glieder verfügen. Sie sind genauso mit Muskeln und Nerven verbunden. Neuromechanische Untersuchungen belegten, dass der sechste Finger die gleiche Kraft aufbringen kann wie die anderen Finger und in der Lage ist, unabhängige Bewegungen auszuführen. Die Hände der Probanden wurden mit Sensoren versehen und mit einem Motion Capture System beobachtet, während verschiedene Aufgaben gelöst wurden. Dazu gehörten das Falten einer Serviette und das Binden von Schnürsenkeln. Die Bewegungen der Probanden waren dabei ähnlich schnell wie die von Kontrollpersonen mit fünf Fingern. Die Komplexität der ausgeführten Bewegungen war sogar größer. Ob alle polydaktylen Personen einen Vorteil aus der Anomalie ziehen, ist damit jedoch nicht bewiesen. Ein Extrazeh beispielsweise dürfte wohl eher im Weg sein und die Suche nach passendem Schuhwerk erschweren. |

Quelle

Mehring C et al. Augmented manipulation ability in humans with six-fingered hands. Nature Communications 2019;10(1):2401

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.